Die Verwaltung von Geld steckt weltweit mitten im Umbruch. Dabei möchten einige Schweizer FinTech-Startups vorne mit dabei sein und den Namen des Finanzplatzes Schweiz zu ihren Gunsten nutzen. Dafür machen sie auch gemeinsame Sache auf verschiedenen Plattformen. Derweil gibt es fortlaufend Erfolgsmeldungen von Schweizer Startups im FinTech-Bereich zu vermelden. Ein neues Zeitalter in einem Traditionsgewerbe bricht an.

Laut Marc P. Barnegger von Next Generation Finance ist die Schweiz bei der Finanzverwaltung im Aufbruch

Laut Marc P. Barnegger von Next Generation Finance ist die Schweiz bei der Finanzverwaltung im Aufbruch

Bereits vor einem halben Jahr berichtete Startwerk über die grundlegenden Veränderungen auf dem Finanzmarkt. Doch seither hat es beim digitalen Strukturwandel der Finanzbranche nochmals einen Schub gegeben. Die Relevanz von digitalen Technologien und dem Verhalten einer neuen Generation von Kunden scheint in vollem Gange zu sein. Nicht nur bei der Gründung von Startups, die im Finanzbereich tätig sind, sondern auch bei den Grossbanken und bekannten Finanzinstituten selbst. Sie haben erkannt, dass sie mit der Digitalisierung Schritt halten müssen, um nicht wie die Medienbranche oder andere Branchen den Anschluss zu verpassen.

Startups als Impulsgeber

Junge Startups dienen dabei auch für die Grossbanken als Impulsgeber. Sie möchten die Innovation und die Digitalisierung der Finanzindustrie fördern und neue Wege gehen. Um diese Umwälzung der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen und sie zu informieren, haben sich einige FinTech-Startups vor einigen Wochen auf der Plattform Swiss Finance Startups zusammengeschlossen. Supporter dieser Startups wie etwa KnipContovisa oder CashSentinel ist auch der der Schweizer Web-Unternehmer und Fintech-Investor Marc P. Bernegger mit seiner Investmentgesellschaft Next Generation Finance. Bernegger hat sich mit dem Verkauf von usgang.ch und Amiando einen Namen gemacht und ist einer der Vorreiter im Finance 2.0.  „In der Schweiz findet der Wandel in der Finanzbranche zeitverzögert statt. In UK, USA und Deutschland sind bereits mehr Startups in diesem Bereich tätig und es werden weit mehr Investments getätigt als hierzulande“, sagt Bernegger.

Blockiert durch Schwarzgeld-Debatte

In der Tat: Zwischen 2008 und 2014 sind bereits knapp 800 Millionen US-Dollar in Fintech-Startups geflossen, wie eine Studie von Accenture zeigt. Eine gewaltige Zunahme, die Entwicklung zeigt steil nach oben. Bernegger ist aber erfreut, dass in der Schweiz nun auch etwas zu passieren scheint und meint: „Nicht nur Startups beschäftigen sich mit der Digitalisierung der Finanzbranche, sondern auch die Grossbanken selbst.“ Bernegger erhält zahlreiche Anfragen von Headhunters, die auf der Suche nach Spezialisten im Bereich FinTech sind.

Dabei glaubt er, dass nun die richtige Zeit für die Banken gekommen ist: Das Thema Schwarzgeld habe in den letzten Jahren die Entwicklung blockiert. Nun sei dieses Thema langsam abgeschlossen und die Banken können sich neuen Strategien zuwenden. „Die Digitalisierung ist definitiv in der Chefetage angekommen“, sagt Bernegger. Unter anderem auch durch dem neuen VR Sebastian Thrun bei Credit Suisse, der mit Google verbunden war.

Altes Vertrauen, neue Kanäle

In den letzten drei bis sechs Monaten sei viel passiert, sagt Bernegger. „Die Banken fürchten sich vor dem Kodak-Moment, also dass sie eine unaufhaltsame Entwicklung verpassen. Digitalisierung ist eben nicht nur ein Thema, sondern eine grundlegende Veränderung. Das können die Banken nicht ignorieren“. Bernegger meint, dass die Schweiz ein Potenzial hat, auch im Finance 2.0 als weltweiter Player aktiv zu sein.  „Die Schweiz hat bereits ein grosses Vertrauen bei der Finanzverwaltung. Deshalb geht es nun darum, neue Kanäle zu öffnen und alles transparenter, schlanker und digitaler zu machen.“ Ein Auslöser und Treiber für die Veränderung liegt aber auch in der nachrückenden Generation: „Der Kunde kann und will Finanzangebote besser vergleichen und sich informieren. Dafür braucht er kein Mahagonitisch oder ein Golfturnier“. 

In der Schweiz nennt Bernegger das Zücher Startup Knip als vielversprechend: „Sie verfügen über ein gutes Team und können einen grossen Markt angehen“, sagt er. Viele Startups seien noch in der Entstehung, aber würden durchaus Potenzial aufweisen. „Besonders im Bereich Private Banking, das zum Kerngeschäft der Schweizer Banken gehört, können Startups neue, unkompliziertere Lösungen anbieten“.

Zurzeit sind aber nicht nur FinTech-Startups in der Schweiz im Aufbau, die Vergleiche und neue Formen der Geldverwaltung anbieten, sondern auch  Startups, die sich mit einfacheren Bezahlvorgängen über das Web beschäftigen. So wurde das Schweizer Startup milliPay für das Startupbootcamp FinTech 2014 in London ausgewählt. Das Startupbootcamp FinTech ist eines der grössten Accelator-Programme für Finanzinvestoren der Welt. Wirklich herausragende Startups erhalten dort die Möglichkeit, in Form von Beratung, Mentoring und Büroräumen in London zu profitieren. Doch das ist nicht die einzige Erfolgsnachricht – beziehungsweise wird nicht die einzige bleiben. Marc P. Bernegger weiss bereits von einigen Finanzierungsrunden, die er aber noch nicht verraten darf.