Wer bietet mehr? Das Zürcher Jungunternehmen Flatfox will die Art ändern, wie Mietwohnungen inseriert werden.

flatfox_schriftDas Thema Wohnungsnot sorgt in der Stadt Zürich regelmässig für rote Köpfe. Das Angebot ist notorisch knapp und Besichtigungstermine sind oft überlaufen. Teil des Problems ist laut den Gründern des Startups Flatfox, dass viele Wohnungen gar nicht ausgeschrieben werden.

40’000 Wohnungswechsel gibt es in der Stadt Zürich jährlich. Die Jungunternehmer rechnen damit, dass bis zu 50 Prozent davon unter der Hand passieren. Die kühne Idee: Mit einer Prämie will das Startup dafür sorgen, dass dieser Schattenmarkt schrumpft und mehr Inserate im Internet landen.

Mieter und Makler 

Das soll per Onlineplattform funktionieren. Eigentümer und Mieter auf Nachmietersuche inserieren auf flatfox.ch kostenlos, Interessenten bewerben sich mit einem elektronischen Dossier und – das ist der Clou – einem Gebot. Damit bezahlen sie die Vermittlung, falls sie den Zuschlag erhalten. Das Bieten funktioniert nach dem Rezept der Zweitpreisauktion. Jeder Bewerber kann nur einmal bieten, die Gebote bleiben für die Interessenten verdeckt. Die maximale Höhe liegt bei 75 Prozent einer Monatsmiete. Bezahlt wird, wenn die Tinte unter dem neuen Mietvertrag trocken ist.

Diese Prämie soll dafür sorgen, dass Mieter auf Nachmietersuche ihre Wohnung ausschreiben, statt sie Freunden weiterzugeben. Sie erhälten nämlich drei Viertel des Siegergebots als Belohnung ausgezahlt, ein Viertel bleibt bei Flatfox.

Die Auktion dient dabei als Sortierinstrument: Der Inserent erhält nur die sieben höchstbietenden Dossiers angezeigt. Damit schlägt das Startup eine Alternative vor zum klassisch ineffizienten Besichtigungstermin mit zahlreichen Interessenten. Flatfox will so dafür sorgen, dass nur ein Handvoll Kandidaten einladen werden, die dafür aber eine reelle Chance haben. Das spare beiden Seiten Zeit und Frust, sind die Gründer überzeugt.

Kritik am Modell

An der Pressekonferenz im Technopark musste sich das Gründerteam kritischen Fragen stellen. Nicht ohne Grund: Es ist noch unklar, wie sich das Auktionssystem in der Praxis verhält. Falls die Gebote im Durchschnitt hoch ausfallen, bevorzugt eine solche Maklergebühr jene, die finanziell besser gestellt sind und ohnehin schon weniger Mühe bei der Suche haben. Das hat dem Startup bereits Kritik vom Mieterverband eingetragen. Noch finden sich zu wenig Transaktionen auf der Seite, um hier eine Prognose zu wagen. Flatfox-Mitgründer Mattia Regi sagt aber, dass bislang erst zweimal ein Maximalgebot abgegeben worden sei.

Auf der anderen Seite bietet die Plattform einen Mehrwert für Nutzer, die für einen einfacheren Bewerbungsprozess zu zahlen bereit sind. An einem Besichtigungstermin auf dreissig Mitbewerber zu treffen, ist kein Vergnügen. Auch für Vermieter ist der Aufwand einer Ausschreibung oft abschreckend hoch. Und unter der Hand vergebene Wohnungen machen schlecht vernetzten Menschen oder Neuzuzügern das Leben schwer.

Die Gründer haben Flatfox im März online geschaltet, zurzeit finden sich rund 40 Wohnungen in der Stadt Zürich auf der Site, weitere sollen bald dazukommen. Ausserdem wollen die Gründer in den kommenden Wochen und Monaten das Design und die Bedienung des Diensts überarbeiten.