Das prominent besetzte Startup Quentiq setzt auf den Trend des «quantified self» und will Fitness messbar machen.

In den USA geboren, schwappt die Bewegung des «quantified self», also der Selbstquantifizierung, mehr und mehr auch nach Europa herüber. Geld verdienen will damit das Startup Quentiq.

Schrittzähler und GPS-Sportapps sind bereits im Mainstream angekommen. Das Zählen von Kalorien und daraus erstellte Ernährungsbilanzen ebenfalls. Weitere Anwendungen wie Blutdruck- und Pulsmesser, Waagen mit drahtloser Schnittstelle, Schlaftracker und app-gestützte Ernährungstagebücher zeigen, wie sich das Prinzip Selbstmessung künftig weitertreiben lässt.

Kerngedanke hinter quantified self ist das Lesbarmachen des eigenen Lebens durch das Sammeln von Daten. Diese sollen Vergleichbarkeit und Objektivität in einen Bereich bringen, der sonst durch persönliche Befindlichkeit verschleiert wird. Da neue Technologien eine zentrale Rolle in dieser statistischen Erschliessung des Selbst spielen, sind Startups federführend in der Bedienung des Trends, der sich noch in einer frühen Phase befindet.

Daten statt Doktor

Ein Ziel des Datensammelns ist, die eigene Gesundheit im Griff zu behalten. Wer sich selbst quantifiziert, ist unabhängiger von Fremddiagnosen und setzt sich intensiv mit seinem Körper auseinander.

Für die Anhänger der Selbstdokumentierung stehen bereits unzählige Webdienste zur Verfügung, die den Weg zu persönlichen Fitness- oder Gesundheitszielen kartographieren. Beispielsweise die Sportapp Runkeeper, die auch mit passender Hardware zusammenarbeitet. Hierzulande gut unterwegs ist der Online-Ernährungscoach ebalance, der der NZZ gehört.

Was da noch fehlt, ist für die Macher von Quentiq ein Dienst, der gleiche mehrere dieser Funktionen auf einer Plattform vereint. Hier kann der gesundheitsbewusste Quantifizierer seine Vitalwerte und seine Sportaktivitäten über vernetzbare Geräte, Smartphone-App oder per Hand erfassen. Dafür erhält er von Quentiq einen Kennzahl, die die eigene Fitness auf einer Skala von 1 bis 1000 veranschaulicht und über die Zeit hinweg vergleichbar macht: Quentiq tritt an, mit diesem «Health Score» einen umfassenden Ansatz zu verfolgen.

Weiter lässt der Dienst persönliche Ziele formulieren, erstellt ein Aktivitäten-Tagebuch und belohnt persönliche Meilensteine – etwa zehn Kilometer alpines Montainbiking – mit Erfolgen, die über die sozialen Kanäle geteilt werden sollen.

Serial Entrepreneur am Ruder

Treibende Kraft hinter dem 2010 gegründeten Unternehmen ist Peter Ohnemus, der in der Schweizer Startupszene kein Unbekannter ist. Sein Software-Unternehmen Fantastic war ein prominentes Opfer des Platzens der Dotcom-Blase. Der Mehrfachgründer Ohnemus liess sich davon aber nicht beirren und zog weitere Unternehmen auf, etwa die Plattform Asset4, mit der er 2009 einen Exit an den Reuterskonzern realisierte. Er investierte auch in die Jobplattform Janzz (Startwerk-Porträt).

Einnahmen generiert das Unternehmen, indem für den Dienst nach Ablauf der Testzeit eine Abogebühr fällig wird. Seit dem Launch Ende 2011 ist es etwas ruhig um den Dienst geworden. Um an Nutzer zu kommen, scheint das Startup zu einem substanziellen Teil auf Partnerschaften zu setzen, wie beispielsweise eine mit der deutschen Telekom, deren Venture-Arm auch am Startup beteiligt sein dürfte.

Bestehende Gesundheits-Services bieten in der Mehrzahl überschaubare Lösungen, die einzelne Ziele erreichen helfen (Abnehmen, Laufbilanz verbessern, Schlafrhythmus optimieren). Quentiq scheint sich dagegen als Rundum-Gesundheitscheck positionieren zu wollen. Die entscheidende Frage ist, ob dieses Konzept der Zusammenführung aus Nutzersicht aufgeht.