Am Zürcher Startup Weekend wurden fünf von 15 Geschäftsideen ausgezeichnet, darunter: ein fahrbarer Untersatz für Skis.

Ein Ideenmarathon für angehende Gründer: Die Idee des Startup Weekends: innert 48 Stunden ein Geschäftsmodell aus dem Boden stampfen. Für die dritte Auflage des Events in Zürich wurde am Prinzip nicht gerüttelt. Die Teilnehmer hatten zwei Tage Zeit, ihre Ideen pitch-reif zu machen.

Am Freitagabend konnten die Kandidaten eigene Geschäftsideen vorstellen, anschliessend wurden Teams rund um die vielversprechendsten Konzepte gebildet. 45 Ideen waren eingereicht worden, am Freitagabend kamen zehn spontane Vorschläge aus dem Publikum dazu. 15 Teams formierten sich und bearbeiteten während knapp zwei Tagen ihre Projekte. Den Rahmen bildeten Workshops zu den Methoden wie Business Model Canvas und Design Thinking, eine Einführung in die Unternehmens-Finanzierung und immer wieder: Pitch-Training. Dazwischen standen Coaches zur Verfügung, um bei der Ausarbeitung der Ideen unter die Arme zu greifen. Am Sonntagnachmittag um 15 Uhr wurde es dann ernst.

Die Teams hatten vier Minuten, um ihre Projekte dem Publikum zu präsentieren: Nicht viel Zeit, um eine innovative Idee samt Geschäftsmodell zu erklären. Anschliessend gab’s zwei Minuten Feedback von der Jury, die die Ideen auch gleich bewertete. Sieben Kriterien mussten berücksichtigt werden: Innovationsgrad, Umsetzbarkeit, Potential, Skalierbarkeit, Wow-Faktor, Finanzierung und Team.

Die Ideen waren vielfältig und teilweise sehr ausgereift. Am Schluss gekürt und mit Sachpreisen bedacht wurden drei Projekte:

  1. Ski-Wheel 2wo2: Hinter dem einzigen Projekt des Events, das mit einem physischen Produkt aufwartete, steckt die erste 17-jährige Julieta. Ihre Produktidee ist ein selbst ausgetüftelter Satz von Rädern, um Skis einfacher zu transportieren. Diese können am Ski-Ende befestigt werden, um die Schlepperei von Zuhause an den Wintersportort zu erleichtern. Die Idee hat zusätzlich eine Recycling-Komponente, so sollen für die Räder Rollen ausgedienter Inline-Skates wiederverwendet werden. Die Jury überzeugte unter anderem die Einfachheit des Produkts.
  2. Positive Content Agency: Die Gründer wollen eine neue Dienstleistung für Unternehmen aufziehen, nämlich das Schaffen engagierter und zufriedener Mitarbeiter. Erreichen wollen sie das über Inhalte, die sie Unternehmen für die interne Kommunikation zur Verfügung stellen – über Artikel, Newsletter oder eigens produzierte Magazine.
  3. Rabazz: Das Team von rabazz hatte sich bereits am letzten Startup Weekend gefunden und trat diesen Jahr nochmals an. Die Idee: ein Plugin für Smartphone-Spiele, das es ermöglicht, Coupons und Goodies an Highscores zu knüpfen. Damit möchten die Gründer Unternehmen eine Möglichkeit bieten, Nutzer Rabatte erspielen zu lassen. Dieser Weg soll mehr Engagement der Nutzer und Interaktion mit den Marken bewirken als herkömmliche Couponingmodelle.

Der Hub Zürich, in der Jury vertreten durch Michel Bachmann, verteilte zwei weitere Preise an die Projekte Yield Pop und Favour Hood.

  • Die Idee von Yield Pop ist eine Art P2P-Coaching für Landwirte. Nutzer können sich über die Plattform Ratschläge von anderen Landwirten holen, die in einem ähnlichen Gebiet arbeiten und ihr Know-How teilen wollen, beispielweise bei bestimmten Anbaumethoden. Dafür werden ihre Erfahrungswerte in standardisierter Form verfügbar gemacht.
  • Favour Hood will als Online-Community hilfsbereiter Menschen bei der Vernetzung offline helfen. Nutzer sollen andere Nutzer in ihrer Umgebung kontaktieren können für kleine Gefallen und alltägliche Besorgungen.

Generell überzeugt die Qualität und Kreativität der Projekte. Auch eine Reihe anderer Teams gefiel mit originellen Ideen, zum Beispiel:

  • Das Team von PocketDoc hat vor, eine Smartphone-App für medizinische Fragen zu lancieren. Mit Ratschlägen bei kleinen Wehwehchen soll die App Ärzte entlasten und bei Fällen, die weiter abgeklärt werden müssen, ein Reservationssystem für Sprechstunden zur Verfügung stellen.
  • Das Projekt Play2Learn möchte Spiele-Apps als Lernhilfen zum Durchbruch verhelfen. Eine Reihe von Minigames soll spielaffinen Kindern beim Büffeln von Vokabeln, dem Mathetraining oder anderen Fächern behilflich sein.
  • Ataskate will einen Vertriebskanal für Mode-Designer aus Schwellenländern schaffen. Der Fokus liegt zuallererst auf T-Shirts, die fair produziert werden.

Bei Coaches und Juroren haben die Organisatoren dieses Mal besonderen Wert darauf gelegt, Startup-Gründer an Bord zu holen. «Das sorgt für wirklich praxisorientierte Feedbacks,» so David Hengartner vom OK. Unter anderem zum Lineup gehörten Peter Vogel von Jobzippers, Dominik Grolimund von Wuala, Amir Suissa von Deindeal.ch, Till Quack von kooaba, Marc Gitzinger von BioVersys und tillate-Gründer Markus Popp.

Ein Kritikpunkt vom vorigen Jahr zum Wettbewerbsteil ist für mich auch dieses Mal wieder aktuell – einige Projektideen sind schon vor dem Weekend entstanden und damit gegenüber den «regulären» Ideen im Vorteil. Dominik Wensauer vom Vorstand erklärt, das Thema sei im Vorfeld intensiv diskutiert worden. Am Schluss habe man sich dann für eine offene Haltung entschieden: «Wir wollten niemanden auschliessen, der am Startup Weekend einfach das Gründer-Handwerk lernen möchte», so Dominik.

Bald auch in Luzern, Basel und St. Gallen

Der Verein des Startup Weekends möchte das Jungunternehmer-Wochenende auch in weiteren Städten etablieren. Neben Zürich hat das Konzept bereits in Lausanne, Genf und Bern Fuss gefasst. Hinzu kommen werden noch dieses Jahr Luzern (11. – 13. Mai), St. Gallen (26. – 28 Oktober) und Basel, für das noch kein Datum feststeht. Angezielt wird aber ein Termin im Sommer.

Parallel fand dieses Wochenende auch das Startup Weekend Lausanne statt. Sebastien Flury hat hier darüber gebloggt.