Das Zürcher Startup Procedural wird vom kalifornischen Unternehmen Esri gekauft, die Gründer sehen sich aber erst am Anfang des Wegs.

Am Montag war es offiziell: Esri, der US-amerikanische Spezialist für GIS-Software, übernimmt das 3D-Startup Procedural.

Das 2007 gegründete ETH-Spinoff ist für Esri offenkundig wegen seiner Technologie interessant. Procedural hat eine im Film, in der Städteplanung und Architektur einsetzbare, führende Software-Lösung entwickelt. Ausserdem dürfte der Standort ein Kritierium gewesen sein. Mit Disney Research Zurich gibt es bereits ein grösseres Forschungslabor für 3D am Ort, ebenso wie die ETH. Davon möchte Esri profitieren und integriert Procedural und seine Technologie nicht nur, sondern baut den Standort zum Forschungszentrum aus.

Der erste Kontakt von Esri und Procedural ergab sich aus einem gemeinsamen Projekt, das die Unternehmen in Kooperation mit dem Grafikhardware-Entwickler Nvidia durchführten. Vorgestellt wurde die in Echtzeit gerenderte 3D-Simulation der Stadt Rotterdam an der Esri User Conference im Juli 2010. Anschliessend konkretisierte sich die Zusammenarbeit, so Dominik Tarolli, SwissStartups-Blogger und COO von Procedural.

Kalifornien am Draht

Wie gingen die Übernahme-Verhandlungen vor sich? Dominik schildert eine Zeit mit wenig Schlaf und zahlreichen Telefonkonferenzen zu nächtlicher Zeit. Esris Hauptstandort ist das kalifornische Redlands – entsprechend schlug sich die Zeitverschiebung auf die Verhandlungstermine nieder. Dass gerade auch die juristischen Texte auf englisch besprochen werden mussten, sei dabei erschwerend hinzugekommen. Man habe sich darum kompetente Verstärkung an Bord geholt.

Procedurals erste Produktversion ging Ende Juli 2008 an den Start. Jetzt, fast genau drei Jahre später, sei man gut im Markt und habe nach der Übernahme eine starken Vertrieb im Rücken. „Wir haben das Gefühl, dass der Weg von Procedural jetzt erst anfängt,“ so Dominik.
Drei Aspekte machen den Deal (abgesehen vom Geld) für Procedural attraktiv:
1. Procedural kann auch nach der Integration sein bestehendes Produkt weiter entwickeln und vertreiben.
2. Für die Entwicklung erhält das Team zusätzliche Ressourcen mit dem geplanten Forschungzentrum.
3. Die bei Softwareunternehmen oft anfallende Durststrecke in der Anlaufphase fällt damit weg. Statt selber zu wachsen und beim Aufbau des eigenen Salesnetzes in der Pflicht zu sein, kann sich das Procedural-Team auf sein Kerngeschäft konzentrieren, die Technologie.

Vernetzung mit anderen Startups

Dominik erzählt, das Team habe sich für die Verhandlungen Ratschläge von Startuppern geholt, die bereits Exit-Erfahrungen gesammelt haben. So steht zu vermuten, dass die Procedural-Gründer sich auch mit dem im November 2010 übernommenen Zürcher Startup Liberovision über Learnings unterhalten haben, das auch im Grafikbereich aktiv ist.

Bekannt ist, dass die Gründer auch nach der Übernahme an Bord bleiben werden. Das ist offenbar ein expliziter Wunsch von Esri. Wie wird der Wechsel vom eigenen Chef zum Angestellten einer grossen Unternehmen? Da würden wir am besten in einem halben Jahr nochmal telefonieren, meint Dominik.

Ist ein solcher Exit aber nicht eigentlich die perfekte Gelegenheit, mit einem neuen Projekt anzufangen?
Sein Baby könne man nicht so einfach verlassen, so Dominik. Trotzdem macht er eine klare Ansage: Er sei nunmal ein Startupper. Für ihn ist jetzt schon klar, dass er weiterhin Projekte mit Startup-Charakter machen wird. Seien diese künftig innerhalb von Esri oder später andernorts.

Bisher investiert bei Procedural waren unter anderem die KTI, die Zürcher Kantonalbank, die Hasler-Stiftung, der ehemalige Sulzer-Chef Ulf Berg und VC Ulf Claesson.