Pädagogisch wertvolle Möbel aus Karton sollen die alten Holztische in den Grundschulen bald ersetzen, wenn es nach Jean-Philippe Hagmann, Designer und Gründer des Kaschuti, geht.

Schulkinder sollen ihren weissen Kaschuti nach Belieben bemalen können. (© kartontisch.ch)Mehr als 10.000 Stunden verbringt ein Kind am Schultisch, oft muss es dabei stillsitzen und zuhören, hinter langweiligen Tischen in unbequeme Stühle gezwängt. Das muss nicht sein, dachte sich Jean-Philippe Hagmann, und entwickelte im Rahmen seiner Diplomarbeit an der FHNW in Industriedesign eine Alternative: den Kaschuti, kurz für Karton-Schul-Tisch. Er wollte den Schultisch dem Kind anpassen; er sollte stabil sein, aber nicht allzu schwer, dabei auch flexibel und in der Höhe verstellbar. Die Tische sind einfach im Aufbau – die Schüler sollen dabei mithelfen können – und halten ohne Klebstoff oder Nägel. Nicht ganz unwichtig ist ein weiteres Feature des KaSchuTi: er kommt in ganz in Weiss daher und kann individuell bemalt werden.

Wichtige Unterstützung bei der Entwicklung des Prototypen erhielt das Projekt vom Verpackungshersteller Model AG. Finanzielle Hilfe kam von Venture Kick, deren erste Wettbewerbsrunde Venture Pitch man im September gewinnen konnte, wie Startwerk berichtete. Auch verschiedene Experten – darunter der bekannte Kinderarzt Dr. Remo Largo – gaben hilfreiche Ratschläge.

So startet nach den Herbstferien in Zürich eine Primarschulklasse mit einem Pilotprojekt und hat das ganze Klassenzimmer mit Tischen aus Karton ausgerüstet. Einige Lehrer sind zwar noch skeptisch, ob sich der Kaschuti in der Praxis bewähren wird. Das Klassenzimmer ist flexibel und besser aufteilbar, zum Beispiel für Gruppenarbeiten; das bedeutet auch grösseren Aufwand für die Lehrer. Die meisten sind aber sehr offen und wollen sich der Herausforderung stellen. Auch die Skepsis bezüglich der Stabilität – immerhin besteht der Tisch nur aus Karton – ist grundlos: Der Tisch hält ein Gewicht von bis zu 100 Kilogramm aus. Darüber hinaus ist er sehr einfach herstellbar, braucht wenig Material und kostet nicht viel – und könnte darum auch für Schulen in ärmeren Länder interessant sein.

Jean-Philippe Hagmanns Kartontische sollen aber nicht nur in Schulzimmern stehen. Als neue Produkte sind bereits der Kakiti (Karton-Kinder-Tisch) für Zuhause und der Kaho (Karton-Hocker) in Entwicklung und sollen bald erhältlich sein, worauf sich einige Eltern – und natürlich vor allem die Kinder – schon freuen. Die Tische werden bestimmt nicht lange weiss bleiben!