Social Entrepreneurship ist im Kommen, auch und gerade in Zeiten der Finanzkrise. Warum ist diese Art des Unternehmertums jetzt besonders aktuell? Teil drei unserer vierteiligen Serie zu sozialem Unternehmertum.

Von Jan Rothenberger

Unternehmertum mit Weitblick.

In unseren startwerk.ch-Serien behandeln wir Themen, die unseres Erachtens mehr Platz verdienen, als sie in einem einzelnen Post bekommen. Die einzelnen Posts können zwar für sich alleine stehen, bilden in ihrer Summe das behandelte Thema aber nuancierter ab.
Typisch für Social Entrepreneurs ist das „Yes we can“-Gefühl. Ihr Ziel ist das Lösen von sozialen Problemen und darüber hinaus das Anschieben eines Umdenkens in der Bevölkerung. Buchautor David Bornstein (Link zu Bornsteins Blog) sieht in ihnen sogar den Anfang eines globalen Bürgersektors, für den gesellschaftliches Engagement und nachhaltiges Wirtschaften selbstverständlich geworden sind. Es zeichne sich ab, dass mit der wachsenden Erfahrung und einem grösseren Interesse der Forschung dieser recht intransparente Markt bald besser überschaubar sein wird. Das würde es leichter machen, gute Ideen und Projekte zu identifizieren, was sich derzeit noch schwierig gestaltet.

Der Finanzkrise zum Trotz

Die Spendenbudgets schrumpfen zurzeit, und das drückt auf Entwicklungshilfe und karitative Engagements. Sozialunternehmer stehen im Wettbewerb untereinander um Mittel, dadurch – so die Hoffnung – erfüllen sie dieselben Aufgaben tendenziell kosteneffizienter und transparenter als staatliche Organisationen. Effiziente Allokation von Resourcen erlaube auch in Zeiten der Krise, Aufbauleistungen und Problemlösungen in Schwellen- und Drittweltländer zu bringen.

Nicht zuletzt finanzieren sich Sozialunternehmer mit parallel zu ihren Aktivitäten laufenden, marktwirtschaftlichen Engagements zum Teil selbst. Generell versuchen sie, ihre Projekt auf nachhaltige Weise zu implementieren – was das „der Topf ist plötzlich leer“-Problem reduziert und gewährleistet, dass diese auch irgendwann ohne Hilfe weitergeführt werden können. So zumindest die Hoffnungen.

Das Geld wäre da

Ein grosser Teil der Mittel für Projekte kommt von philantrophisch interessierten Geldgebern aus der Wirtschaft. In den vergangenen Jahren haben Superreiche wie Bill Gates oder Warren Buffet zweistellige Milliardenbeträge für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt. Insgesamt schätzt eine Studie der Uni Stanford in Zusammenarbeit mit McKinsey die privaten Investitionen in den „civic sector“ auf 400 Mrd. Dollar jährlich – alleine in den USA. Vieles deutet darauf hin, dass dieser Mittelfluss nicht plötzlich abreissen wird. Auch die Tendenz, dass vermögende Unternehmer oft selbstständig tätige Unternehmer grossen, trägen Organisationen vorziehen, kommt diesen sehr zu gute.

Zeitgemässe Denkweise

Eine der neuen Ansätze beim Social Entrepreneurship ist die Fusion von traditionell unterschiedlichen Bereichen. Zum einen Unternehmergeist und Wirtschaftskompetenz. Zum andern aber auch die Nutzung aktueller, technischer Möglichkeiten. Das einfachste Beispiel für diese Art von Fusion sind Web 2.0-basierte Spendenplattformen oder Kommunikation und Marketing via social media. Aber auch echter High-Tech und soziales Unternehmertum gehen zusammen und ermöglichen neue Lösungen für alte Probleme, Beispiel: Das Biochemieprodukt Life Straw, das in Krisengebieten bei verunreinigtem Trinkwasser eingesetzt werden kann.
„Da wo Kontraste aufeinandertreffen, kann man die grössten Effekte haben,“ sagt dazu auch Professorin Ann-Kristin Achleitner vom Lehrstuhl für Entrepreneurial Finance an der TU München.

Nächsten Freitag folgt Teil vier unserer Serie, die Situation in der Schweiz: Was für Projekte gibt es und wie wird hier Social Entrepreneurship gefördert?