Arimaz will mit einem Miniroboter namens „Mydesktopfriend“ den Markt erobern. Er kann neue Emails und Zeitungsartikel vorlesen oder mit Minigames unterhalten. Die Intelligenz steckt indes nicht im Gerät selber. In der Komplexität des Produkts lag die Herausforderung für den Firmengründer.

Arimaz' sprechender Pinguin mit Futtertrog im Hintergrund.

Als mir Pierre Bureau, CEO und Gründer von Arimaz, am Venture Summit 2009 erstmals von seiner Idee erzählte war ich zugegebenermassen eher skeptisch: Wer sollte sich für gut 99€ einen sprechenden Plastikpinguin kaufen, der auf dem Schreibtisch rumfährt und von Zeit zu Zeit um die Aufmerksamkeit seines Besitzers buhlt? Doch Pierre hatte mich schnell überzeugt von seiner Erfindung.

Der kleine Vorleser…

Der kleine Pinguin namens MyDeskfriend soll mehr könen als nur nerven, so wie die Tamagotchis damals, Ende des 20 Jahrhunderts. Oder der Vorlese-Hase Nabaztag, den unser Schwesterblog neuerdings.com getestet hat. Er ist eine Mischung aus Spiel- und Werkzeug und ein Vermittler zwischen der virtuellen und der realen Welt. Ganz nach den Wünschen des Benutzers kann der Winzling in frei definierbaren Intervallen seinem Herr und Meister Emails, Newsfeeds aus Facebook oder Zeitungsartikel vorlesen, ihn über die Uhrzeit informieren oder mit kleinen Spielen für einige Minuten von der Arbeit ablenken.

Seit einigen Wochen läuft die Produktion der ersten Serie, die Feuertaufe des pinguin-ähnlichen Miniroboters steht kurz bevor. Und Pierre sieht Arimaz gut aufgestellt für die Zeit nach der ersten Serie. Die Technologie lässt sich in nahezu beliebig vielfältigen Gehäusen unterbringen. So können über ein neues Design leicht weitere Benutzergruppen angesprochen werden, und Arimaz kann eine Whitelabelling-Strategie verfolgen. Ich warte darauf, dass ein Verlagshaus seinen Neuabonnenten einen stilisierten Zeitungsjungen schenkt, der in regelmässigen Abständen über die neuesten Schlagzeilen informiert.

… und sein externes Gehirn

Und was, wenn eine chinesische Firma die Winzlinge zu Hunderttausenden kopiert? Pierre gibt zu, dass der Pinguin alleine nicht schwer nachzubauen sei. Doch einfache Kopien der Hardware stellten keine grosse Gefahr für Arimaz dar. Denn das Gerät selber sei wenig leistungsfähig: Jeder Miniroboter sei mit Arimaz-Servern verbunden, welche die Informationen aufbereiten, die der Benutzer mitgeteilt bekommen möchte: Wird mein Pinguin mir den neuesten startwerk.ch-Artikel vorlesen, wird er ein Audio-File abspielen, welches zuvor bei Arimaz aus dem Feed von startwerk.ch generiert werden musste. Das Hirn des Pinguins ist quasi ausgelagert. Dies entlastet die Rechner der Kunden und macht es schwieriger für allfällige Copycats, ein vergleichbares Produkt auf den Markt zu bringen.

Ob er etwas anders machen würde, wenn er mit Arimaz nochmals von vorne anfangen könnte? Pierre überlegt kurz, ehe er antwortet: «Ich würde zu Beginn ein weniger komplexes Produkt entwickeln.» Er habe schon mit seinem ersten Wurf den perfekten Miniroboter entwickeln wollen; es wäre einfacher wohl gewesen, in einem ersten Schritt eine weniger komplexe Technologie zu entwickeln und diese dann schrittweise zu verbessern. Ansonsten sei er mit der bisherigen Entwicklung seines Unternehmens sehr zufrieden. Nun aber stünde eine spannende aber auch schwierige, neue Phase bevor, Arimaz müsse Umsatz erwirtschaften – Auf meinem Schreibtisch wird ab Ende September ein kleiner Pinguin sein (Un)wesen treiben.