Publikumsbefragungen sind mehr als Marktforschung. Wer spannende Fakten liefert, kann auf Nennung in den Medien zählen. Einige Tipps.

Vor einigen Tagen hat das Schweizer Startup Doodle eine Studie veröffentlicht, die klassisches Schlagzeilenfutter für die Medien enthielt: Manager vergeuden einen halben Tag pro Woche damit, Termine für Sitzungen zu finden . Genau 4.9 Stunden, für durchschnittlich 7 Sitzungen.

Für Doodle sind diese Zahlen sekundär. Bedeutender ist wohl, dass erst ein Prozent der Manager Online-Terminfindungsdienste nutzt. Das zeigt, das noch viel Wachstumspotential vorhanden ist.

Aber die konkrete Zahl sind die zweite Fliege, welche Doodle mit dieser Klatsche erlegt hat:

Das Aufsehen und das Medienecho, das die Ergebnisse erzeugt haben und noch lange erzeugen werden. Denn Journalisten nehmen derlei Erkenntnisse nur zu gern auf und nutzen sie, um eine banalere Geschichte mit den nötigen Fakten zu würzen. So geschehen auch in diesem Fall: Die Bild-Zeitung hat die Zahlen sofort aufgegriffen; inzwischen steht der Name Doodle mitsamt einem Link zu den Umfrage-Ergebnissen auf der Site von Bild-online.

Und es wird nicht dabei bleiben, denn die Ergebnisse stehen im Web und sind via Google zu finden. Doodle hat sich damit einen Spitzenplatz als Ansprechpartner für die Effizienz bei der Organisation von Terminen im Geschäftsbereich gesichert.

Das ist die beste Form von Public Relation, die es geben kann. Wer sich unaufdringlich zur Quelle für Informationen macht, die gefunden wird, statt sich anzupreisen, multipliziert die Wirkung seiner Aussagen.

Wer den Schritt wagt und die Kombination aus Marktforschung und PR angehen will, sollte einige Grundlegende Punkte beachten.

  1. Eine seriöse Umfrage kostet Geld. Eine unseriöse kostet weit mehr: Wer den PR-Effekt der Marktforschung voranstellt, wirkt in den Redaktionen verdächtig und verspielt just den PR-Effekt. Der erste Anlauf muss gelingen, mit mässig interessantem Material sollte man die Journalisten nicht belästigen.
  2. „Kundenumfragen“ sind leicht erstellbar, liefern aber keine allgemeingültigen Aussagen und wirken „billig“. Journalisten werden sie nur in Ausnahmefällen berücksichtigen – wenn Sie Coca-Cola sind, zum Beispiel.
  3. Die Umsetzung durch ein überprüfbares Marktforschungsinstitut macht den halben PR-Wert aus – auch bei einfachen oder sogar offensichtlichen Erhebungen. Das Renommée des Auftragnehmers steigert die Publikationschance. Das Institut bürgt mit seinem Namen, und der kostet Geld.
  4. Eine möglicherweise preiswerte und spannende Alternative ist die Zusammenarbeit mit einer Hochschule. Unterstützung bietet das KTI, wenn Forschungsergebnisse von allgemeinem Interesse zu erwarten sind. Nachteile für die Verwertung in der Öffentlichkeitsarbeit sind die wissenschaftliche Komplexität der Resultate und eine längere Abwicklungszeit, der Vorteil ist höchste Glaubwürdigkeit.
  5. „Repräsentativ“ ist ein Zauberwort, auf das Journalisten anspringen, obwohl die Definition umstritten ist und die Basis für Stichproben-Erhebungen nach dem Zufallsprinzip dem Laien regelmässig als viel zu gering erscheint. Es kostet zusätzlich Geld, verdoppelt aber schätzungsweise den Wert der Erhebung für die Öffentlichkeitsarbeit.
  6. Für ein Echo in der Presse unabdingbar ist eine neue Fragestellung zu einem Thema von allgemeinem Interesse. Die Grundlegenden Fragen sollten deshalb in der Studie jedenfalls erfasst sein, auch wenn sie sich auf spezifische Punkten zu Ihrem Markt konzentriert.
  7. Die allgemeingültigen Ergebnisse der Studie müssen im Vordergund stehen. Wer etwas interessantes über die Gesellschaft herausfindet, das in Bezug zu seinem Kerngeschäft steht, muss gar nicht mehr erklären, warum seine Firma relevant ist. Eine vermeintlich diskrete Nennung als Auftraggeber der Studie kommt besser an als der penetrante Versuch, den Medien Marke und Produkt unterzujubeln.