Über die Bedeutung von Blogs gehen die Meinungen in der „breiten Öffentlichkeit“ immer noch auseinander. Das sollte uns herzlich egal sein. Für ein Start-up gehört ein Blog praktisch zum Pflichtprogramm.

Weblogs oder kurz Blogs sind inhaltlich eigentlich nichts Neues: persönlich gefärbte Websites, die regelmässig aktualisiert werden. Die Usability-Kolumne «Alertbox» von Jakob Nielsen existiert bereits seit über zehn Jahren. Der «Drudge Report», mit dem der Betreiber Matt Drudge 1998 den Lewinsky-Skandal ins Rollen brachte, war damals eine von einer einzelnen Person betriebene Website. Obwohl technisch noch nicht auf Blog-Plattformen laufend: konzeptionell waren dies die Vorläufer der Profi-Blogs und nicht die „digitalen Tagebücher“, als die Journalisten Blogs gern abstempeln.

Speziell an Blogs sind der tagesaktuelle Charakter und die in chronologischer Reihenfolge publizierten Einträge sowie die persönliche Sichtweise durch die Kommentare des Autors. Spezielle Blogging-Software automatisiert alle diese Funktionen. Sie funktioniert ähnlich wie ein Content-Management-System: Neue Einträge werden in eine Maske geschrieben und sind in Sekunden live geschaltet – und durch Suchmaschinen nur wenige Minuten später auffindbar.

Inzwischen haben sich Blogs – in den USA schon seit längerem und zunehmend auch im deutschsprachigen Europa – von einem persönlichen Ausdrucksmittel zu einem reichhaltigen Quell für Fachinformationen weiterentwickelt, ohne dabei den Aspekt des natürlichen, persönlichen Tonfalls einzubüssen, der sich stark vom Verlautbarungsstil typischer Pressemitteilungen unterscheidet.

Inhaltlich lassen sich dabei auch innerhalb der von Firmen betriebenen Blogs verschiedene Ausrichtungen unterscheiden: Themenblogs (in denen Know-how weitergegeben wird), Firmenblogs (über generelle Firmennachrichten), Produktblogs, CEO-Blogs, Support-Blogs etc.

Auch die meisten Start-ups führen heute Weblogs. Schon in der frühsten Alpha-Phase, wenn die Homepage noch gar nichts bietet, ist der einzige Link, hinter dem sich bereits Inhalte verbergen, oft der zum „Blog“. Das ist meiner Erfahrung nach sehr sinnvoll, auch wenn der Blog am Anfang noch nicht das grosse Publikum auf die Website zieht. Denn auch Start-ups haben vom ersten Tag an Anspruchsgruppen, mit denen sie kommunizieren wollen: potenzielle Investoren und Mitarbeiter, andere Start-ups, vielleicht doch schon einige potenzielle Kunden – und sogar die Familien der Gründer, die sich fragen, womit das junge Team eigentlich so viel Zeit verbringt.

Start-ups arbeiten oft dauerhaft oder zumindest zu Beginn dezentral verteilt. Interessanterweise ist in dieser Konstellation auch das Team eine Zielgruppe des eigentlich externen Blogs. Wenn alle mitlesen, was der CEO für die Öffentlichkeit schreibt, ist bereits viel vom internen Kommunikationsbedarf erledigt – nicht unwichtig angesichts von turmhohen Pendenzenlisten, bei denen die interne Kommunikation oft zu kurz kommt. Natürlich muss es für vertrauliche Informationen noch einen separaten Kanal geben; wir haben auch hier gute Erfahrungen mit einem internen Blog gemacht, den wir erst nach einem Jahr durch ein leistungsfähigeres Corporate Wiki (Confluence) ablösten.

Nicht aus jedem Firmengründer wird ein grosser Blogger, der mit seinen geistreichen Einträgen das gesamte Web in Atem hält. Aber wer von seinem Produkt und seiner Firma so begeistert ist, dass er es sowieso allen erzählen möchte – und das sollten schliesslich alle Gründer sein – für den ist ein Blog angesichts des geringen Aufwands für Setup und Pflege wirklich fast unverzichtbar.
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