Im ersten Teil haben wir ein paar gute Methoden zum Finden einer Geschäftsidee beschrieben. Leider gibt es aber auch ausgesprochen schlechte Ansätze.

Bill Gates: Seinem Image zum Trotz ein Vordenker. (Keystone)

Wie im ersten Teil erläutert: Eine gute Geschäftsidee zu finden, ist nicht leicht, aber es gibt ein paar vielversprechende Methoden. Leider sieht man aber bei Jungunternehmern oft auch Vorgehensweisen, die die Erfolgschancen deutlich reduzieren.

Schlechte Methode 1: Die 1%-Idee

In erstaunlich vielen Businessplan-Präsentationen ist diese Aussage zu hören: „Wir haben zwar viele Konkurrenten, aber wir bewegen uns hier in einem riesigen Milliardenmarkt. Wenn wir nur 1% des Weltmarktes erobern können, haben wir schon ein sehr gutes Business.“

Für erfahrene Investoren heisst das:

Das Gründerteam hat keine originelle Idee, mit der man sich von der Konkurrenz in irgendeiner Art abheben kann. Darum hofft man einfach mal darauf, dass die Marktgrösse das Problem schon irgendwie lösen wird.

Leider ist das in der Realität sehr selten der Fall. Viele Märkte konsolidieren sich heutzutage schon nach recht kurzer Zeit, und oft werden nur die grössten Player wirklich profitabel. In der Softwarebranche konzentrieren sich beispielsweise ca. 75% der Branchenprofite auf nur drei Firmen (Microsoft, Oracle, SAP). Wer also wirklich ehrgeizige unternehmerische Pläne hat, sollte von Anfang an mit einer Idee antreten, die das Potential zur Marktführerschaft in sich trägt.

In dauerhaft stark fragmentierten Märkten – auch die gibt es – ist natürlich mehr Platz für viele Wettbewerber. Aber gerade dann ist es umso wichtiger, attraktive Nischen zu finden und sich von der zahlreichen Konkurrenz abheben zu können. Ein gutes Vorbild sind die Mittelstands-Technologieunternehmen, die es im deutschsprachigen Raum reichlich gibt. Oft decken diese Firmen nur eine kleine Technologienische ab, haben aber 50-90% Weltmarktanteil und können darum anständige Preise verlangen.

Nur genau das Gleiche zu machen wie alle anderen und zu hoffen, dass schon ein paar Krumen vom grossen Kuchen für die eigene Firma abfallen werden, ist keine tragfähige Strategie.

Schlechte Methode 2: Das Hobby zum Beruf machen

Unternehmer zu sein ist attraktiv: Man hat keinen Chef, beschäftigt sich nur mit wirklich interessanten Themen (quasi seinem Hobby), kann arbeiten, wann man will, und zuguterletzt verdient man auch noch viel, weil man ja den ganzen Gewinn behalten kann. Wer so denkt, sollte ehrlich gesagt lieber keine Firma gründen, denn die Realität ist nicht ganz so schön und problemlos.

Nicht wenige Firmen entstehen, weil der oder die Gründer gern ihr Hobby zum Beruf machen oder sich einen Lebensstil-Traum verwirklichen wollen. Viele Leute wollten schon immer mal eine Filmproduktionsfirma, eine hippe Boutique, ein Reisebüro für total nachhaltige Öko-Reisen oder ein technologisch extrem revolutionäres Web-Startup leiten. Leider kommen aufgrund dieser Motivation gegründete Firmen oft nicht sehr weit, weil die unternehmerische Realität erheblich weniger charmant ist als die romantische Vorstellung davon.

Natürlich sollte man eine Firma in einem Bereich gründen, der einen wirklich fundamental interessiert. Aber wer als primäre Motivation hat, sich den ganzen Tag (bzw. nach Lust und Laune) nur mit diesem Thema auseinandersetzen zu wollen, wird schnell entdecken, dass Unternehmertum nicht so funktioniert. Der Anteil an nicht-themenbezogener Arbeit ist beträchtlich, die Arbeitszeiten sind lang, die Kunden bringen dem Produkt meistens nicht so viel Enthusiasmus entgegen wie man selbst, und darum muss man mit allerlei Frustrationen bewältigen können.

Also: Unternehmensgründung ist keine einfache Kommerzialisierung von Hobbies, dafür ist es einfach zu viel Arbeit. Wer aber realistisch denkt und eine gute Marktlücke findet, kann durchaus ein Unternehmen mit einem Thema aufbauen, mit dem man sich auch in der Freizeit gern auseinandersetzen würde.

Schlechte Methode 3: Eine aktuelle Welle reiten, um schnell viel Geld zu machen

In Bubbles wie der Dot-Com-Blase Ende der neunziger Jahre oder auf etwas kleinerer Skala der Web-2.0-Welle der letzten Jahre entdecken viele Leute ihre bisher unerkannte Berufung zum Firmengründer. Die Stories von Jungunternehmern, die in nur wenigen Monaten zum Millionär wurden, klingen ja auch zu verlockend. Es kann ja nicht so schwer sein, mal schnell selbst eine Firma in so einem heissen Bereich zu starten, die man dann nach kurzer Zeit für viel Geld wieder verkaufen kann. Oder?

Die Realität ist, dass so ein Plan so gut wie nie funktioniert. Zwar gibt es durchaus Fälle wie StudiVZ, wo jemand eine Idee aus einer anderen Weltregion übernommen hat und damit relativ schnell Erfolge (nicht zuletzt finanzieller Natur) feiern konnte. Aber auch die erfolgreiche Umsetzung so einer 1:1 übernommenen Idee braucht viel Arbeit, Herzblut, Kreativität und nicht zuletzt Glück.

Firmengründung zu puren Spekulationszwecken funktioniert so gut wie nie. Investoren, Mitarbeiter und nicht zuletzt Kunden merken meistens relativ schnell, wenn ein Gründer sein Unternehmen nur gestartet hat, um möglichst schnell reich zu werden. Solchen Startups fehlt die Substanz und die Seele. Das rächt sich meistens bald.

Wer eine Firma gründet, sollte bereit und motiviert sein, das Unternehmen über etliche Jahre hinweg zu leiten. Im Durchschnitt dauert es selbst für schnell wachsende Startups mindestens 6-8 Jahre, bis ein „Exit“ stattfindet. Und selbst dann bleiben die Gründer oft an Bord, weil ihnen die Arbeit in ihrem Unternehmen einfach Spass macht.