Mit quitt.ch können Arbeitgeber in Privathaushalten in wenigen Minuten Haushaltshilfen legal und ohne Papierkram anstellen. Letzten Monat  landete das quitt.ch Team unter den Top 3 des Swiss Economic Award 2016. Wir haben uns mit Gründer, CTO und Verwaltungsrat-Präsident Daniel Moser über die Nomination und die Zukunft der Firma unterhalten.

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Philipp Dick (links, aktueller CEO) und Daniel Moser (Gründer, CTO & VR-P) sind stolz, für den SEF Award nominiert worden zu sein. Bild: zvg.

Daniel, bevor wir uns über quitt.ch unterhalten, was hast du gemacht, bevor du deine Firma gegründet hast?
Ich habe im Jahr 2006 mein Informatikstudium an der ETH Zürich abgeschlossen und war danach bis Frühling 2010 als Software Engineer für eine Softwarefirma in gut einem halben Dutzend Kundenprojekten tätig. Diese Arbeit war sehr interessant und lehrreich, aber ich wollte schon immer mal selbst etwas auf die Beine stellen. Aus diesem Grund habe ich mich 2010 entschieden, diese Stelle zu verlassen und mich mit Startups auseinanderzusetzen.

Erzähl uns von quitt.ch: Was macht ihr? Welches Problem löst ihr?
quitt.ch ermöglicht es Personen, welche zuhause eine Haushaltshilfe wie z.B. eine Putzkraft, Nanny oder Pflegeperson beschäftigen, diese ohne rechtliche Vorkenntnisse ganz einfach via Internet korrekt anzustellen. Unsere vollautomatisierte Dienstleistung kümmert sich um alle Korrespondenz mit den Behörden, sämtliche Zahlungen und Dokumentation (Arbeitsvertrag, Lohnabrechnungen und -ausweise). Somit muss ein Arbeitgeber uns lediglich den Lohn und die Arbeitszeit mitteilen.

Wie ist eure Idee entstanden?
Wir wollten ursprünglich eine Internetplattform bauen, auf welcher man analog zu eBay ganz einfach Helfer für die eigenen vier Wände finden kann. Als wir die Idee weiterverfolgt haben, wurde uns klar, dass im Gegensatz zum Kauf eines Produktes auf eBay der Bezug einer Dienstleistung mit viel mehr administrativem Aufwand verbunden ist. Da wir keinen Partner fanden, welcher diese Aufgabe für uns übernehmen konnte, haben wir es eben selbst gemacht.

Wie schätzt du Schwarzarbeit in Privathaushalten ein? Ist das sehr verbreitet?
Auch wenn es keine exakten Zahlen gibt, sind vermutlich 50% der Arbeitsverhältnisse in Privathaushalten immer noch schwarz. Das ist aber längst nicht immer böse Absicht. Oft sind sich Personen gar nicht bewusst, dass sie ihre Hausangestellten abrechnen müssen – und zwar ab dem ersten Franken Lohn. Oder sie sind der Meinung, dass es lediglich eine Unfallversicherung bräuchte.

Wie sieht es mit der Konkurrenz aus?
Direkte Konkurrenz zu unserem Geschäftsmodell gibt es nicht, allerdings gibt es in letzter Zeit v.a. im Reinigungskräfte-Segment aufstrebende Internetplattformen, wo Reinigungskräfte einfach gebucht werden können. Da diese Plattformen sich auch um die Abrechnung kümmern, sind sie für uns trotzdem ernst zu nehmen. Bei einer direkten Anstellung und Abrechnung über quitt.ch entstehen viele Vorteile gegenüber Agenturen. Ich denke da an die freie Wahl der Arbeitskraft, aber auch an die Lohntransparenz und somit faire Arbeitsbedingungen. Es ist unsere Aufgabe, dies den Leuten klar zu machen.

Letztes Jahr habt ihr über eine Million Umsatz generiert. Wie sieht das Wachstumspotenzial für euch aus?
Da wir nicht nur Reinigungskräfte, sondern eben auch grössere Arbeitsverhältnisse wie Nannys und Betreuer für Pflegebedürftige abrechnen, besteht noch viel Potential. Denn durch die demographische Entwicklung wird die Anzahl Personen, welche zwar zuhause wohnen, aber auf externe Hilfe angewiesen sind, stark zunehmen. Zudem führt der Wandel des Familienbildes dazu, dass die Anzahl der Doppelverdiener-Paare weiter zunehmen wird, was wiederum neue Stellen im Privathaushalt schafft.

Ihr habt an diversen Förderprogrammen teilgenommen. Kannst du uns von deinen Erlebnissen erzählen?
Wir haben zahlreiche IFJ Events besucht resp. daran teilgenommen. Der Grundstein für quitt.ch wurde in den venturelab Semesterkursen an der ETH Zürich gelegt. Ohne diesen 14-wöchigen Kurs hätte ich mir wohl kaum zugetraut, selbst eine Firma zu gründen. Gereift ist die Idee dann in den Venture Kick Trainings und dank der Finanzspritze des Förderprogramms hatten wir auch einen etwas längeren Atem.

Wie haben diese euch geholfen, die Firma voranzutreiben?
Der Hauptnutzen dieser Events war die Vermittlung der Grundkenntnisse für Startups und das kritische Hinterfragen der Idee durch die Experten des IFJ‘s. So konnten wir unser Geschäftsmodell kontinuierlich optimieren. Parallel dazu konnten wir auch ein gutes Netzwerk in der Gründerszene aufbauen. Mit einigen Teilnehmern der Events bin ich auch noch jetzt regelmässig in Kontakt.

Im Juni wurde quitt.ch als Finalist des SEF Award 2016 nominiert. Wie war eure Reaktion, als ihr davon erfahren habt?
Wir waren selbstverständlich hoch erfreut über die Nomination und die damit verbundene Teilnahme am SEF 2016. Es war für uns auch die Bestätigung, dass wir mit unserer Strategie richtig gefahren sind und mit unserem Geschäftsmodell einen wirtschaftlich wie gesellschaftlich nachhaltigen Nutzen erzeugen.

Zum Sieg hat es zwar nicht ganz gereicht, aber der Event an sich muss ereignisreich gewesen sein. Wie habt ihr es erlebt?
Es war ein absolut eindrücklicher Event für uns und auch eine grosse Ehre, vor 1‘300 Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik auf dem Podium unsere Firma vorstellen zu dürfen. Andere Speaker waren z. B. Johann Schneider-Ammann, Gordon Brown oder Philipp Hildebrand.

Ihr habt bestimmt vor und während dem Event einige neue Leute und Interessenten getroffen. Hat sich daraus etwas ergeben?
Einerseits haben wir durch die anwesenden Journalisten eine hohe Medienpräsenz erlangt, andererseits konnten wir auch Kontakte mit Entscheidungsträgern aus der Politik knüpfen. Da wir mit unserem Geschäftsmodell sehr auf die Zusammenarbeit mit den Behörden angewiesen sind, sind solche Kontakte mittel- und langfristig sehr interessant.

Wie sehen eure nächsten Schritte aus?
Wir möchten in den Bereichen Kinderbetreuung und Betreuung von Pflegebedürftigen unsere Aktivitäten stark ausbauen. Denn auch wenn wir oft mit der Abrechnung von Putzkräfte in Verbindung gebracht werden, so ist der Markt für Betreuung vom Volumen her mindestens so interessant wie für die Reinigung.

Die Idee kann auch im Ausland funktionieren.  Ist das venture leaders Programm von venturelab ein Thema für euch?
Wir haben uns vor vier Jahren für das venture leaders Programm beworben, da auch wir überzeugt waren, dass das Modell auch im Ausland funktioniert. Leider erhielten wir damals nicht die Gelegenheit, unsere Firma der Jury zu präsentieren. Wir waren dort aber auch noch in den Anfängen von quitt.ch. Mittlerweile sind wir in einer ganz anderen Position, vielleicht sollten wir uns nochmals für das Programm bewerben.

Im kommenden Herbst bietet das Startup-Förderprogramm venturelab an der ETH Zürich und an der EPF Lausanne während des Semesters wieder acht individuelle und kostenlose Workshops an. Die Startup Essentials Workshops beschäftigen sich mit der Gründung eines Startups bis hin zu Verhandlungen mit Partnern und Investoren. Unsere Kollegen vom ETH Entrepreneur Club haben in den vergangenen Semestern für euch regelmässig davon berichtet. Auch wir waren dabei und haben mit einigen Speakern und Teilnehmern Interviews gemacht: So sprachen wir mit VC Alexander Stoeckel über Business Angels oder mit WedMap, die Hochzeitspaare glücklich machen.