Die beste Alternative zur eigenen Gründung: bei einem jungen Startup anheuern. Sechs wichtige Punkte, die es dabei zu beachten gilt.
von Tao Tao, Mitgründer GetYourGuide
Schon mal daran gedacht ein Startup zu gründen, aber Dir fehlt gerade die zündende Idee, Du hast nicht die Ressourcen um die erste Phase der Firma zu stemmen, Du kennst nicht die passenden Mitgründer oder möchtest Startup-Luft schnuppern ohne volles Risiko?
Die Arbeit bei einem Startup ist selten der Weg zum grossen Geld – hierzulande erst recht nicht. In erster Linie ist es eine Lifestyle-Entscheidung und die Mitarbeit bei einem Startup ermöglicht diesen Lifestyle, ohne gleich alles aufs Spiel setzen zu müssen.
Unmoralisch guter Trade-Off
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: abgesehen von den persönlichen Opportunitätskosten trägt man kein finanzielles Risiko und oft sind die ganz chaotischen Tage bereits vorbei. Man lernt viel mehr als bei einem grossen Unternehmen, vermeidet zugleich die Fehler eines Erst-Gründers und man nimmt viele Learnings mit – vielleicht für das eigene Startup in der Zukunft. Man kann networken, hat mehr Freiheiten und das Freitagsbier geht aufs Haus.
Wenn man dann auch noch das richtige Startup wählt, profitiert man sowohl finanziell als auch vom Netzwerk her, denn Investoren investieren viel lieber in Unternehmer mit einem guten Track Record, auch wenn man “nur” als Mitarbeiter bei einem Startup tätig war. Und selbst wenn man das Startupleben danach an den Nagel hängen möchte: Welcher grosser Arbeitgeber nimmt nicht gerne einen Arbeiter, der Selbstverantwortung übernehmen und unabhängig Problemlösungen erarbeiten kann? Bei Startups macht man schliesslich kaum etwas anderes.
Zu den Nachteilen gehört, dass man gegenüber den Gründern deutlich weniger Anteile und oft weniger Mitspracherecht bei Entscheidungen hat. Allerdings werden gute Startups die wichtigen Mitarbeiter in alle wichtigen Entscheidungen miteinbeziehen. Wozu holt man sich sonst zum Beispiel einen ETH-Informatiker, wenn man die Entwicklung auch ins Ausland auslagern könnte? Selbst das Argument, dass es nicht das eigene Baby ist, lässt sich relativieren: Facebook wäre nichts ohne Facebook-Fotos oder den Newsfeed, und Google wäre nichts ohne AdWords oder Gmail. Diese Kernfunktionen wurden grösstenteils von später eingestiegenen Mitarbeitern geprägt.
Der einzige klare Nachteil: wenig Lohn. Im Endeffekt ist das Anheuern bei einem bestehenden Startup ein klassischer Trade-Off zwischen Risiko und den möglichen Vorteilen.
Worauf man achten sollte
Hier sind einige Fragen, die man als Bewerber stellen oder vorher schon recherchieren sollte:
- Was ist die Langzeitstrategie der Firma? Wachstum, Verkauf, Börsengang oder weitere Finanzierungsrunden? Weltherrschaft an sich reissen?
- Wieviel Stock Options bekommt man, was ist der gesamte Stock Option Pool und wie ist die Valuation der Firma im Moment? Wie lange ist die Vesting-Periode? Effektiv geht es darum, wieviel der eigene Anteil im besten Fall wert sein wird.
- In welcher Phase befindet sich das Startup? Seed-funding oder bereits Series-A/B/… Funding? Am besten ist es, bei einer Firma nach Seed- und vor Series-A-Funding einzusteigen. Dann ist die finanzielle Sicherheit einigermassen gewährleistet und man erhält noch genug Anteile, die bei einer Kapitalerhöhung zudem noch im Wert steigen. Ausserdem kann man dann früh in eine Führungsposition hineinwachsen.
- Sucht die Firma nur einen Mitarbeiter der ausführt, oder auch zur Produkt- und Firmenentwicklung beitragen soll?
- Was sagen andere Startups über die Firma? Sind die Gründer gut in der Szene vernetzt?
- Passt die Teamkultur zu mir?
Alternativ kann man einfach googeln, was gute Investorenfragen sind und die gleichen Fragen stellen, denn letztendlich investiert man als „early Employee“ bei einem Startup vor allem seine Opportunitätskosten, die mit dem niedrigen Lohn nicht mal annähernd gedeckt werden. Dabei keine Angst haben: Gute Arbeitgeber lieben gute Fragen.
Startups suchen immer talentierte Mitarbeiter
Business-Über-Guru Jim Collins schreibt sehr treffend in seinem Buch Good to Great (Affiliate-Link), dass eine Firma nur so schnell wächst wie sie gute Mitarbeiter an sich binden kann. Warum konnten sich Firmen wie Google, PayPal oder Facebook gegen die grosse und namhafte Konkurrenz durchsetzen? Sie hatten alle durch die Bank die genialsten Mitarbeiter.
Ein Kommentar von meinem ETH-Weggefährten Philip Reichen, der jetzt als Produktmanager beim VC-finanzierten Startup Pixable in New York arbeitet:
„Ich habe ein Facebook-Ad eines Pixable-Produkts gesehen, das mich auf die Website gebracht hat. Daraufhin hab ich eine Spontanbewerbung als Produktmananger verfasst, die die Gründer anscheinend überzeugte – so dass sie mich nach einem kurzen Interview sofort eingestellt haben. Mir hätte nichts besseres passieren können, denn jetzt erlebe ich Tag für Tag hautnah, was es heisst in einem New Yorker Web-Startup mitzumachen, sehe wie man ein solches (bis zu einem hoffentlich erfolgreichen Exit) aufskaliert und werde nach dieser Erfahrung hier in New York bestens vorbereitet sein um mein eigenes Startup auf die Beine zu stellen!“
Also – make it happen:
- Zu Startup-Meetups wie dem Web Monday in Zürich (organisiert von unseren Freunden von Amazee) oder dem alljährlichen Schweizer Startup-Camp gehen.
- Tech Blogs lesen und Firmen einfach blind anschreiben.
- Zum Mittagessen oder Freitagsbier bei den Startups vorbeigehen und die Leute kennenlernen.
- In der Rubrik Startup-Diary schildern Jungunternehmer wöchentlich, mit welchen praktischen Problemen sie in ihrem Gründeralltag konfrontiert werden und welche Lösungsansätze sie gefunden haben.Und wenn alles nichts hilft: Nach New York oder ins Silicon Valley umziehen.
Der Lifestyle eines Startups muss einem liegen. Aber wenn man mal das Startupleben ausprobieren möchte, ohne gleich das Erbe aufs Spiel zu setzen, hat man als früher Mitarbeiter bei einem aussichtsreichen Startup wenig zu verlieren und umso mehr zu gewinnen.
Anmerkung v. Startwerk: Zurzeit sucht das Team von GetYourGuide gerade selbst Verstärkung im Bereich Softwareentwicklung, wie ein Blick auf die Jobseite verrät.
Startups suchen nicht nur normale Mitarbeiter sondern meistens auch viele Praktikanten. Hier ein interessanter Artikel dazu, ob sich das lohnt fuer die Praktikanten.
http://www.praktikum.info/praxisluft/praktikum_startup.html
Sehr interessanter Artikel! Wir sind selbst ein kleines Start-up und suchen sowohl feste Mitarbeiter als auch Praktikanten.
Gerade in einem kleinen Team hat man große Möglichkeiten sich einzubringen und auch schnell vom Praktikanten zum Mitarbeiter zu werden.
Wer Interesse hat, kann gerne mal bei uns vorbeischauen:
http://www.meinpraktikum.de/praktikum/employour/jobs/praktikum-bei-meinpraktikum-de