Firmengründungen sind nicht immer erfolgreich. Grade Online sind Ungewissheit und Risiko hoch. Zehn Lektionen aus einem Misserfolg.
Mark Goldenson weiss, wovon er spricht: Vor anderthalb Jahren hat er eine Mischung aus interaktiver Gaming-Plattform und Web-TV namens PlayCafe gegründet. Der Begeisterung der Benutzer zum Trotz – die durchschnittliche Online-Zeit betrug 87 Minuten – erreichten Mark und sein Partner Dev Nag nicht genügend Nutzer. Sie haben das Projekt eingefroren und den Investoren die verbliebenen Mittel zurückgezahlt.
Jetzt benennt Mark auf Venturebeat.com die zehn wichtigsten Gründe für das Scheitern:
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Hol Dir schnelles Geld. Mark und Dev wollten von Beginn an einen Top Investor. Das kostete zu viel Zeit. Rasch verfügbare Mittel sind zunächst wichtiger als Beratung und Prestige, und unbekannte Investoren haben mehr Zeit.
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Content-Businesses suck. Das lässt sich schlecht übersetzen, aber Mark erklärt sogleich, was er meint: Hochwertigen Inhalt und die technische Basis zugleich bereitzustellen ist ein Riesenaufwand. Deswegen teilt sich die TV-Industrie immer stärker in Verteilernetzwerke und Produktionsfirmen auf. „Wer Content produzieren will, sollte es aus Leidenschaft tun – und sich auf Verluste einstellen.“
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Wäge ab zwischen Perfektion und Tempo. Der Anspruch, gleichzeitig gute Inhalte bereitzustellen und technisch auf der Höhe zu sein, bremste PlayCafe zu sehr aus. Ausser in jenen Fällen, in denen Stabilität unabdingbar ist (wie Email-Diensten etc), geht Tempo vor. „Wer seine Website nicht online stellt, obwohl es ihm bei genauer Betrachtung peinlich ist, verbraucht zu viel Zeit“.
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Gib Deiner Zeit einen Wert. Mark widerspricht den Gurus nicht, die sagen, Gründer müssten geizig sein – aber er verweist darauf, dass die eigene Zeit häufig wertvoller ist als der Rabatt, den man mit mühseligen Verhandlungen herausholt. Ein interner Stundenansatz hilft bei der Einschätzung, ob sich Verhandlungen lohnen. Fünf Stunden Aufwand müssen mindestens das Fünffache dieses Satzes an Ersparnis einbringen. Der Stundensatz wird mit dem Erfolg der Firma höher.
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Überlass das Marketing den Experten. Beide PlayCafe-Macher kamen aus Unternehmen, die sich aufgrund ihrer viralen Charakteristik nicht um Marketing hatten kümmern müssen. Inzwischen ist Mark überzeugt, dass für Marketing Experten eingestellt werden müssen und dass es den Unterschied zur Konkurrenz ausmacht.
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Berechne die Werbekosten pro Kunde. Wilde Marketing-Massnahmen verschlingen viel Geld und Zeit, ohne dass der Erfolg messbar ist. Ratespiele sind fehl am Platz: Man sollte wissen, wieviel ein neuer Benutzer kostet. Bemessungen dieser Kosten liefern beispielsweise die Tools von Google für Adwords.
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Gehe früh Partnerschaften ein. Die kosten zwar Zeit und entziehen einem Kontrolle, aber sie schaffen ein Netzwerk und bringen neue Anwender und Kunden. Mark: „Weil wir uns für zu unwichtig hielten, haben wir einige Partnerschaften mit Unternehmen vernachlässigt, die später erklärten, sie hätten uns gekauft, wenn wir uns stärker auf sie eingelassen und unsern Wert unter Beweis gestellt hätten.
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Plane konservativ und nimm eher zu viel Geld auf. Die realen Kosten sind fast immer höher als die Kalkulationen. Und wer in einer weiteren Runde Geld aufnehmen muss, verliert Zeit.
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Halte immer Optionen offen. Wer mit einer einzigen Möglichkeit in eine Verhandlung geht, wird ziemlich sicher über den Tisch gezogen. Die wichtigste Regel lautet deswegen: Halte immer mindestens zwei Optionen offen. Wo Menschen involviert sind, gibt es immer Spielraum für Verhandlungen, den man nutzen sollte: „Das ist nun mal unsere Policy“ ist ein Klingelzeichen für mögliche Verhandlungen. Andrerseits ist dieses ständige Feilschen sehr anstrengend und der einsame Job des Gründers – es ist deshalb wichtig, ein paar Freunde zu haben, auf die man sich bedingungslos verlassen kann.
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Wissen allein reicht nicht. Das Frustrierendste überhaupt: Dass all diese Weisheiten allein nichts helfen. „Dev und ich wussten über all diese Dinge Bescheid und hatten jeder mindestens in drei Startups Erfahrungen gesammelt.“ Umso schmerzhafter sei die Erfahrung gewesen, dass zwischen „wissen“ und „umsetzen“ eine Lücke herrscht. Man muss die Ausnahmen kennen, und man lernt nur durch Erfahrung: „Jeder Ratschlag, den man im Silicon Valley kriegt, müsste mit dem Zusatz versehen sein: Ihr kapiert wahrscheinlich erst, was ich jetzt sage, wenn ihr es vermasselt habt.“ Marks Schlussfolgerung: Ratschläge sind kein Computercode. Sie müssen immer in Relation zu den Umständen betrachtet werden.
Ausführlicher Originaltext auf Englisch:
Mark Goldenson auf Venturebeat: 10 lessons from a failed Startup
Goldenson schreibt sich ohne „h“.
Interessanter Beitrag!
Sehr guter informativer Beitrag!
Grüße Mario
Am schönsten fand ich die Feststellung, dass trotz mehrfacher beiderseitiger Erfahrung trotzdem eine Lücke klaffte zwischen Wissen und Umsetzung. Da geh ich doch gleich lächelnder in das Tagesgeschäft der eigener Gründung rein ;-). VG
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