Design gegen Alltagsmühseligkeiten: Pinvent will mit „Streasy“ dem Verschnüren von Altpapier den Schrecken nehmen.
Fuss fassen auf einem Feld, wo schon 150 Patente und zahllose Produkte angesiedelt sind? Christoph Wehrli und Dominic Meister liessen sich davon nicht abschrecken. Bekanntlich erleichert hierzulande kein Hilfsmittel das regelmässige Paketeschnüren zur Papiersammlung. Dabei beobachtet jeder Zeitungsleser täglich mit Sorge das Anwachsen der Papierfluten in seinem Zeitungsständer, in grimmer Erwartung des Kommenden. Dass in der Schweiz jährlich rund 100 Millionen Altpapierbündel von Hand geschnürt werden, spricht dafür, dass hier tatsächlich Bedarf für eine Lösung bestünde.
Grosser Markt, viele Ideen
Dies im Kopf bastelten die Gründer von Pinvent vor einem Jahr einen ersten Prototypen ihrer Erfindung, im Februar dieses Jahres wurde dann die zugehörige GmbH gegründet. Die ersten fertigen Produkte mit dem Namen Streasy stehen seit kurzem bereit. Ein Youtube-Video zeigt die Funktionsweise des Streasy-Binders, der zum „Abfallsack für Altpapier“ werden soll.
Bei der Patentierung ihrer Idee stellten die beiden Gründer allerdings fest, dass bereits jede Menge verschiedenster Lösungen fürs Papierbündeln eingetragen waren. Es stellt sich die Frage, warum bislang keine dieser Ideen erfolgreich war. Christoph Wehrli erklärt, dass die bisherigen Produkte in einen Zeitungsständer integriert waren – also etwas, was die allermeisten Leute bereits zuhause hätten, oder gar nicht wollten. Streasy hingegen lässt sich mit einem bestehenden Zeitungsständer oder allein verwenden.
Aus chinesischem Altpapier
Geschäftsführer Christoph Wehrli arbeitete zuletzt im Produkt-Management bei Swissbit und Bircher Reglomat, Creative Director Dominic Meister führt ein Architekturbüro und arbeitet bei der Designagentur Archiplex. Bisher haben die Gründer ihr Startup komplett eigenfinanziert. Inzwischen steht der erste Batch an Bindern (die übrigens selbst aus Altpapier bestehen) bereit und ist im Onlineshop der Webseite bestellbar. Herstellen lassen haben die Gründer die Binder in China, da in der Schweiz kein Fabrikant ausreichende Kapazitäten gehabt habe. Man sei aber in Kontakt mit Firmen im Inland, die auftragsweise schnell kleinere Mengen von Streasy herstellen können, zum Bespiel als mit Markennamen versehene Werbegeschenke. So hoffen die Gründer, sich ein Standbein zu schaffen bis zur breiteren Vermarktung von Streasy.
Papeterien und Grossverteiler im Visier
Zurzeit ist Christoph Wehrli damit beschäftigt, für Pinvents Produkt die Werbetrommel zu rühren. Das bedeutet vor allem, einen Grossverteiler oder eine Papeterie für die Vermarktung an Bord zu holen. Dabei gebe es zwei Herausforderungen: Einerseits die Produktidee richtig zu kommunizieren und andererseits die Wiederverkäufer vom Marktpotential zu überzeugen. Da eine Aufnahme ins Sortiment für diese eine teure Angelegenheit ist, seien sie nämlich eher vorsichtig, meint Christoph Wehrli. Ersten medialen Anschub gab aber schon Radio DRS mit einem Bericht über Streasy Anfang November.