Im dritten Teil dieser Serie gehe ich auf die kommerziell nicht oder ungenügend verwertbare Kunst ein.
Bisher haben wir die Unterscheidung in Kreativwirtschaft, kommerziell verwertbare Kunst und kommerziell nicht oder nicht genügend verwertbare Kunst kennengelernt. Auf letztere und die damit zusammenhängenden Probleme möchte ich im Folgenden eingehen.
Was produziert ein Künstler?
Was für ein Produkt kann ein Künstler anbieten? Ein Schriftsteller beispielsweise schreibt bisweilen jahrelang an einem Text, der dann in Buchform verpackt und vervielfältigt für 30 bis 40 Franken pro Exemplar verkauft wird. Um auf einen akzeptablen Stundenlohn zu kommen, müsste er Zehntausende von Exemplaren verkaufen – die wenigsten schaffen es auf über Tausend.
Bildende Künstler schaffen jeweils nur ein Original, das sie dann zu einem möglichst hohen Preis verkaufen; bei Werken bekannter Künstler bewegen sich die Preise schnell in Millionenhöhe, wer keinen Namen hat, muss schauen, wo er hinkommt. Ein Komponist muss hoffen, dass sein Werk oft gespielt wird und so Tantiemen einbringt.
Wie schwierig es ist, einem solchen immateriellen „Produkt“ einen materiellen Wert beizumessen, zeigt auch die in letzter Zeit immer wieder hochkochende Diskussion um Urheberrechte, gerade im Zusammenhang mit neuen Online-Medien und erweiterter Verfügbarkeit von Kunstwerken.
Seltenheit: Freies Schaffen
Wer ungestört und frei von anderen Verpflichtungen seiner Kunst nachgehen will, muss also erfolgreich sein, das heisst Reichweite generieren. Stipendien oder (Förder-)Preise können für eine beschränkte Zeit Luft und Musse verschaffen, die existentiellen Probleme aber nicht dauerhaft lösen.
Viele Kunstschaffende gehen daher einem Brotjob nach, sei es als Lehrer oder Kellner – und hoffen auf den grossen Durchbruch. Ein Zahlenbeispiel: In Los Angeles leben 200’000 Schauspieler; knapp 8% davon können von ihrem Beruf leben, Stars wie Brad Pitt oder Angelina Jolie sogar sehr gut. Alle anderen müssen Nebenjobs nachgehen.
Aber muss das so sein? Ein Künstler ist eine hochspezialisierte Ich-AG in einem Umfeld mit grosser Konkurrenz. Wenn man sich keinen Namen machen und keine eigene „Marke“ aufbauen kann, ist es unmöglich, genug Geld zu verdienen. Aber auch bekannte und erfolgreiche Kunstschaffende müssen manchmal kämpfen. Der einzige Weg scheint der grosse Publikumserfolg zu sein. Versuche, andere Geldquellen zu erschliessen, gibt es fast keine.
Kaum Kunststartups
Darum gibt es auch so gut wie keine Startups in der Kunst. Beim IfJ (Institut für Jungunternehmen) melden sich zwar Designer verschiedener Art (wie die kürzlich auf Startwerk vorgestellten Kaschuti) und auch Kunsthandwerker, also alles Exponenten aus der sogenannten Kreativwirtschaft, aber keine Künstler im engeren Sinne.
Auch bei der Kulturförderung werden normalerweise – eher kurzfristige – Projekte und nicht Strukturen gefördert. Gerade im Umgang mit dem Internet tauchen neue Probleme, aber auch neue Möglichkeiten auf. Wie dies umgesetzt werden könnte, steht jedoch noch in den Sternen.
Man kann also sagen, dass es auf dem Gebiet der Kreativwirtschaft viele Startups gibt, die auch in einem mehr oder weniger klar definierten Markt tätig sind. Aus dem engeren Bereich der Kunst – Literatur, Musik, Malerei etc. – gibt es weiterhin nur die einzelkämpfenden Künstler, die auf den grossen Erfolg hinarbeiten und sich ansonsten mit eigenen oder fremden Subventionen durchschlagen.
Ob dem wirklich so ist, möchte ich nächste Woche im diese Serie abschliessenden Interview Pro Helvetia-Direktor Pius Knüsel fragen.
Naja. Ein Startup zu gründen macht halt am meisten Sinn in einer Branche wo Geld und Zahlungsbereitschaft vorhanden sind. Also auch für neue Produkte (nicht nur Brad Pitt oder Mondrian). Aber genau da ist der Haken wenn es um Kunst geht…