Im letzten Teil unserer Serie zur Standortförderung in der Schweiz werfen wir einen Blick auf die Region Zentralschweiz und kommen zum Schluss: Der Standortwettbewerb kann für Jungunternehmer sehr positive Folgen haben.
Für die Zentralschweiz zeichnet die Standortstudie der Credit Suisse ein gemischtes Bild. Die Kantone Nidwalden und Obwalden liegen hauptsächlich aus steuerlichen Gründen weit vorn, während Uri auf dem zweitletzten Rang liegt. Luzern liegt im hinteren Mittelfeld, wobei sich nicht der ganze Kanton in einen Topf werfen lässt. Die Agglomeration um die Stadt und die Stadt selber schneiden wohl deutlich besser ab als zum Beispiel das Entlebuch. Dies einerseits dank der Nähe zu Zürich und dem Flughafen, andererseits aber auch deshalb, weil Luzern selber als Zentrum gelten kann. Uri leidet, wie der Kanton Wallis, unter der relativ grossen Entfernung zu den Ballungszentren und seiner „anspruchsvollen“ Topografie.
Zug schneidet in der CS-Studie hervorragend ab. Ob der kleine Kanton aber auch für Startups attraktiv ist, steht in einem anderen Kapitel.
Grundsätzlich wird der Hightech-Startup-Kuchen in Luzern und Umgebung gebacken. Die Innerschweizer Ursuppe brodelt im Technopark in der Stadt selber und rund um den CSEM-Ableger in Alpnach. Dort kommen die Ideen her, sei das beispielsweise in den Bereichen von Informations- und Mikrotech. Der Technopark Luzern beherbergt neben 38 Jungunternehmen auch etablierte Namen wie KPMG und Zurich Versicherungen und verfügt über ein attraktives Unterstützungsangebot für Startups. „Wir haben beispielsweise umfassende Coaching-Angebote“, sagt Jochen Gnädinger, Business Developer des Technoparks. Klingt gut, aber der Turicozentriker bleibt skeptisch. Warum sollte ein Startup seine Zelte in Luzern aufschlagen und nicht in Zürich?
Gnädinger führt ins Feld, dass der Technopark Luzern einiges kleiner und familiärer ist, als der grosse Bruder in Zürich. „Zudem“, so Gnädinger, „herrscht bei uns eine gute Campus-Atmosphäre. Der Austausch zwischen den etablierten Playern und den Jungen funktioniert. Das gibt so ein vertrautes Nest, in welchem die Neulinge blühen können.“
Ziel des Technoparks ist es, innerhalb der nächsten Jahre die Anzahl der Jungunternehmen auf 50 zu steigern und diese Zahl dann zu halten. Eigentlich sind die Verantwortlichen auf dem Weg dorthin ganz gut unterwegs, aber im Vergleich zu Zürich haben sie ein Problem: „Die Jungen sind ganz versessen darauf, in der Nähe einer grossen Stadt, sprich Zürich, zu sein“, meint Gnädinger. Das macht es für Luzern schwierig, neue Unternehmen anzuziehen, und für peripherere Regionen wird es praktisch unmöglich.
Ein Blick auf den Kanton Uri bestätigt das. Nebst dem Image, das der Kanton hat – Uri, das ist doch das Tal, wo die Autobahn durchgeht? – ist der Gotthardkanton genug peripher, um für stadtfixierte Jungunternehmer als möglichen Standort ausser Betracht zu fallen. Der Kanton Uri kann denn auch keine Technopark-ähnliche Struktur aufweisen – und will das auch gar nicht. „Der Kanton Uri ist nicht primär an jungen Unternehmen interessiert“, bedenkt Gnädinger. „Vielmehr geht es den Urnern darum, grosse Arbeitgeber anzuziehen, um Arbeitsplätze zu schaffen.“ Jungunternehmer wird es also tendenziell nicht nach Uri verschlagen. Online lässt sich denn auch keine einzige junge Hightech-Firma aufspüren.
Aus einem völlig anderen Grund verzichtet der Kanton Zug darauf, sich um Jungunternehmer zu bemühen. Die Zuger pflegen die leicht arrogante Haltung, dass die Unternehmer irgendwann merken, dass sie bei ihnen am besten aufgehoben sind und dann sowieso zu ihnen kommen.
Die Vierteilige Serie über die Startup-Sicht auf Regionen, welche in der CS-Studie schlecht abgeschnitten haben, ist damit beendet. Als Fazit bleibt, dass der Standortwettbewerb auch für Startups positive Folgen hat: Jede Region versucht, sich speziell zu positionieren und abzuheben – sofern sie überhaupt Startups anziehen will. Der Jungunternehmer, der bezüglich Wohnort eine gewisse Flexibilität zeigt, kann sich die sich so ausbildenden Eigenheiten der Standorte zu Nutze machen und in jene Ecke der Schweiz ziehen, in der er das optimale Klima für sein Startup vorfindet.