Die Anwendung von Businessideen im deutschsprachigen Raum beziehungsweise in der Schweiz und Deutschland ist für viele Startups attraktiv. Einige betrachten die beiden Ländern als einen einzigen Markt. Wie Startwerk berichtete, expandieren Schweizer Startups gerne nach Deutschland – aber auch umgekehrt. Zwei Beispiele, wie bewährte Ideen, nach neuen Benutzern in der Schweiz und Deutschland suchen.
Die in Tägerwilen in Thurgau beheimatete Bonafair AG möchte auch ein Stück vom Kuchen des erfolgreichen Angebots der Parkplatzvermittlung unter Privaten: Mit Parkplatz365.de lanciert das Schweizer Startup seinen Dienst aber nicht in ihrer Heimat Schweiz, sondern in Deutschland. Dort sollen Stellplätze unter Privaten über eine Onlineplattform vermittelt werden. Stellplatzvermieter- und suchende sollen unkompliziert – und vor allem als kostenloser Service – einen Stellplatz finden. Geld verdienen möchte Bonafair dann mit Zusatzdienstleistungen.
Dabei distanziert sich das Unternehmen auch von den bestehenden Angeboten und sagt, es wolle seinen eigenen Weg gehen. Anstatt auf die Vermittlung von Parkplätzen, Parkhäusern und Tiefgaragen möchten sie auf Vernetzung setzen: „Wir bringen Stellplatz- und Autobesitzer zusammen“, sagt Lothar Hartinger, Gründer von der Bonafair AG. Parkplatz365.de soll eine reine Dauerstellplatzvermittlung und nicht für spontane, täglich benötigte Parkplätze vermitteln wie bei anderen Anbieter – so wie parku, das ebenfalls von der Schweiz nach Deutschland expandiert hat. Hartinger sagt, man wolle eine dauerhafte Lösung für zwei Partner anbieten. Ein freier Stellplatz kann kostenlos angeboten werden, Parkplatz365.de vermittelt die Kontakte zwischen den Interessenten. Ist kein Stellplatz in der Wunschgegend, kann man sich einen Alarm abonnieren. Finanzieren soll sich die Plattform über Zusatzleistungen wie beispielsweise die Erstellung von rechtssicheren Mietverträgen zum Stellplatz.
Einer, der sich auch mit Parkplätzen auskennt, ist Ertan Wittwer. Der Schweizer ist ehemaliger Manager von Groupon Europa und Mitgründer des Parkplatzvermittlers parku. Nun widmet sich Wittwer einem Konzept, das in Deutschland bereits erfolgreich gestartet ist und nun auch in der Schweiz Früchte ernten soll. Nach dem Start in Deutschland bietet der Online-Terminvermittler Termine24 nun seine Terminbuchungen auch in der Schweiz an. Ärzte, Coiffeure, Masseure, Fotografen oder Werkstätten stellen ihre freien Termine ein, die von den Nutzern direkt über die Online-Plattformen gebucht werden können. In der Schweiz hat ein Jungunternehmer mit Hairlist bereits einen ähnlichen Dienst für Coiffeurtermine lanciert.
Dienstleister sollen mit der Plattform ihre Auslastung und das Ausfallrisiko verringern. Umgekehrt können Kunden rund um die Uhr Termine vereinbaren. Der Onlinedienst möchte sein Geld mit monatlichen Gebühren für die Nutzung der Software und die Präsenz auf dem Portal verdienen. Zu Beginn kann der Dienst während 30 Tagen kostenlos getestet werden. Laut eigenen Angaben hat der die Plattfor in Deutschland bereits mehrere Tausend Kunden, die in den letzten sechs Monaten über 35 000 Termine gebucht haben. Vorerst funktioniert der Dienst in der Schweiz nur für Dienstleister aus Zürich, soll aber in den nächsten Monaten auf andere Städte ausgeweitet werden.
Die beiden Konzepte sind nicht neu – und auch schon erprobt. Die Suche nach Stell- und Parkplätzen hat in der Schweiz erfolgreich funktioniert – und den grössten Player auf dem Markt – Parku – dazu bewogen, nach Deutschland zu expandieren. Mit Parkplatz365.de hat das Schweizer Unternehmen Bonafair AG nun entschieden, gleich in den grossen Markt Deutschland einzusteigen, um möglichst viele Nutzer zu gewinnen. Bei der Terminbuchungsplattform Termine24 wird ein in Deutschland funktionierendes Konzept auf die Schweiz übertragen. Beide Konzepte könnten funktionieren; der Erfolg ist aber davon abhängig, wie viele Nutzer diese Onlineplattformen tatsächlich verwenden. Denn erst bei einer grossen Anzahl Nutzer rechnen sich solche Dienstleitungen – in beiden Ländern, in beiden Märkten.