Die neu gestartete Online-Dating-Plattform Bienos vermittelt Singles mit einem wirklich guten Herzen: Mit Hilfe von Benutzer-Credits unter den einsamen Herzen werden 33 Prozent des Umsatzes für wohltätige Zwecke gespendet. Flirten und dabei etwas Gutes tun. Trotz der speziellen Idee ist es aber wohl schwierig, sich bei den Platzhirschen durchzusetzen.
Dating-Plattformen florieren in der Schweiz: Rund 700 000 Menschen versuchen per Mausklick den Partner fürs Leben zu finden. Dabei geben sie rund 33 Millionen Franken pro Jahr aus. Und es werden täglich mehr einsame Herzen, die im Dschungel der Dating-Seiten die Nadel im Heuhaufen bzw. die Richtige oder den Richtigen zu finden hoffen. Eine steigende Anzahl von Menschen in der Schweiz interessieren sich auch vermehrt für „eine bessere Welt“ und Unternehmen, die höhere Ziele als eine blosse Gewinnmaximierung verfolgen. Mit dieser Kombination zweier gesellschaftlicher Trends, dem Onlinedating und dem Bedürfnis, etwas Gutes zu tun, hat das Zürcher Startup Bienos nun die gleichnamige Online-Dating-Plattform ins Leben gerufen. Ganz nach dem Motto „Wenn zwei sich verlieben, freut sich der Dritte“ sammeln Mitglieder beim Chatten Geld für wohltätige Projekte in Syrien oder „Jeder Rappen zählt“.
Auf den ersten Blick eine witzige Idee: Online einen Partner finden und dabei wohltätige Zwecke unterstützen. Sind grosszügige Menschen die besseren Partner? Beim gemeinsamen Chat können die Mitglieder bei Bienos sich austauschen und flirten, während bei jeder Nachricht ein wenig Geld für wohltätige Zwecke gesammelt wird. Gegründet wurde Bienos von Erol Koç. Der 32-jährige ETH-Informatiker hat zuvor bei Web-Startups wie Visonys und Spontacts gearbeitet. „Ich möchte Menschen zusammenbringen und dabei eine neue und eben verantwortungsvolle Generation von Firma etablieren“, sagt er zu Gründung von Bienos.
Warum einsame Herzen sich bei Bienos und eben nicht bei den Grossen wie Friendscout24 und Co. anmelden sollten, ist für Koç klar: „Viele Frauen machen negative Erfahrungen, wenn sie online einen Partner suchen. Sie werden mit niveaulosen Nachrichten und gar zweideutigen Bildern zugespamt“, sagt er. Wegen diesen unanständigen Zeitgenossen würden einige seriöse Mitglieder in Verruf geraten. „Der wahre Gentlemen hat es deshalb nicht leicht, seine Herzdame zu finden“, weiss der Bienos-Gründer.
Bienos möchte nicht nur Mitglieder mit einem „wohltätigen“ Herz versammeln, sondern ist auch bemüht, diesem digitalen Unwesen beim Dating Einhalt zu gebieten: Fake-Profils werden durch einen persönlichen Prüfcode verifiziert. Zudem können die Mitglieder ihre Fotos verschwommen darstellen und nur ausgewählten Kontakten die scharfe Version zeigen. Das Spezielle an Bienos ist jedoch der Chat: Um die Unterhaltung nach der ersten kostenlosen Nachricht fortzusetzen, müssen Männer Credits kaufen. Damit sollen sie ein wahres Interesse an der potenziellen Herzdame beweisen. Und gleichzeitig zeigt der Mann auch, wie grosszügig er ist. Mit einem Drittel des Credit-Preises unterstützt er wohltätige Projekte.
Eine Online-Dating-Plattform, die Männern eine zusätzliche Hürde beschert – ähnliche wie Singlepartys, wobei nur Männer Eintritt bezahlen. Ist das fair? Koç argumentiert: „Frauen erkennen damit, dass sie einen wahren Gentlemen „gegenüber“ haben“. Zudem können die Teilnehmerinnen bestimmen, welchem Projekt die Credits zukommen sollen. Für Männer gibt sich der Dienst vergleichsweise günstig, weil sie kein Abo kaufen müssen. „Unsere hohen Ansprüche an die Echtheit der Mitglieder-Profile bilden eine solide Basis für eine ernsthafte und erfolgreiche Partnersuche“, sagt der Bienos Gründer.
Ähnlich wie beim Fairphone oder den Toms-Schuhen verfolgt Bienos ein höheres Ziel als die Gewinnmaximierung. Bienos möchte dabei von den steigenden Mitgliedern auf Online-Dating-Plattformen profitieren, aber auch an Menschen herantreten, die Gutes tun möchten. Ein spezielles Konzept, das den Zeitgeist treffen will. Bienos muss nun aber möglichst bald zahlreiche künftige Mitglieder für eine Teilnahme begeistern, denn bei den Online-Dating-Plattformen gilt: Je mehr Mitglieder, desto grösser ist die Chance, den richtigen Partner zu finden. Ob sich dieser für wohltätige Zwecke einsetzt, kann auch beim ersten Date ein Thema sein.