Mit EveryCook will ein intelligentes Küchengerät Kochfaulen die Arbeit abnehmen. Für sein Projekt geht der Winterthurer Ingenieur Alexis Wiasmitinow den Pfad des Hackers und Tüftlers.
Am Anfang stand ein angebranntes Risotto. Für die meisten nichts, was ihnen zu denken gäbe. Der Ingenieur Alexis Wiasmitinow aber entschloss sich, an einer Hardwarelösung zu tüfteln, die ihm künftig das Aufpassen am Herd abnehmen würde. Das Gerät sollte zunächst einmal selbständig das Kochgut heizen, rühren und überwachen können. Das Projekt wuchs aber Stück für Stück, der aktuelle Prototyp kann auch wägen, schneiden und häckseln.
Mit der Hardware verknüpft ist eine Datenbank, die Rezepte und Kochanweisungen enthält. Der Nutzer wählt aus, füttert den Kochautomaten mit den verlangten Zutaten und startet das Kochprogramm. Wenn das schon ambitioniert klingt: auf der Softwareseite soll ein Einkaufs- und Planungshelfer hinzukommen.
Curry auf Knopfdruck
Ziel: Alexis will das «intelligenteste Kochgerät» bauen. Die Motivation sei keinesfalls, das Kochen abzuschaffen, versichert der Ingenieur. Er selbst koche gern, komme einfach zu selten dazu. Mit einer schlauen Küchenhilfe will er gestressten Konsumenten vielmehr eine Alternative zu Convenience Food anbieten. Sie sollen wieder öfter selbst und mit frischen Zutaten kochen. Der Kochautomat kann dabei auf zwei Arten zum Einsatz kommen. Entweder versorgt das Gerät den Nutzer komplett selbständig mit einer Suppe, einem Curry oder Eintopf oder es assistiert dem Koch und unterstützt bei schwierigeren Gerichten einzelne Schritte.
Bislang steht das Projekt aber noch am Anfang. Zuerst müsse ein voll funktionierender Prototyp laufen und «Software und Hardware verheiratet werden». Anschliessend solle es in die Tiefe gehen.
Zielgruppe: Hacker
Zurzeit werkelt Alexis Wiasmitinow in seiner Freizeit an dem Geek-Kochtopf. Im letzten Dezember stellte er das Gerät erstmals einer grösseren Öffentlichkeit vor. Am Chaos Communication Congress (C3) in Hamburg, einem Treffen der Hackerszene, hätten die Interessierten einen ganzen Hörsaal gefüllt, so der 35-Jährige (Video der Präsentation).
Die Resonanz gab den Anstoss, EveryCook zusammen mit einer Community zu entwickeln. Dafür will sich der Winterthurer an vergleichbaren Hardwareprojekten orientieren, zum Beispiel MakerBot. Der New Yorker Hardwarehersteller verkauft Bausätze für 3D-Drucker. Parallel veröffentlichte das Unternehmen die Software und Pläne der Hardware als Open Source, um Hacker und Bastler an der Entwicklung des Projekts zu beteiligen und Aufmerksamkeit zu generieren.
Kickstarterprojekt geplant
Alexis stellt sich Ähnliches vor. Um den Ball ins Rollen zu bringen, will er eine erste Version von EveryCook in Form eines minimum viable product per Schwarmfinanzierung realisieren. Über eine Plattform wie Kickstarter sollen Interessierte noch dieses Jahr Bausätze des schlauen Kochtopfs bestellen können. Wie hoch er die Projektsumme ansetzen will, kann Alexis noch nicht sagen. Der Preis für einen Bausatz werde aber voraussichtlich um 1’000 Franken zu liegen kommen.
Die Schwarmfinanzierung ist als Zwischenstufe gedacht, um die Community einzubinden und das Marktinteresse abzuschätzen. Sofern die Kampagne funktioniert, soll EveryCook anschliessend zum Produkt für den Massenmarkt weiterentwickelt werden. Erste Gespräche mit Investoren laufen bereits parallel, so Alexis. Das mediale Interesse am Roboterkoch sei übrigens gross, so der Gründer. Anlässlich des C3 berichtete SpiegelOnline, das Schweizer Fernsehen und Pro7 hätten bereits Interesse an einer Koch-Demonstration angemeldet.
Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn der „Roboter“ nur nocht sagt, welche Zutaten er haben möchte, um mein Menü kochen zu können. Ich gebe an, wie würzig ich es mag und um welche Zeit ich das Menü serviert bekommen möchte. Wenn ich am Abend von der Arbeit nach Hause komme ruft mein Roboter zu mir – „Das Essen ist fertig, zu Tisch bitte.“ Coole Sache! :-)