Das Startup YouMo will mit seinen Design-E-Bikes das Image der Elektrovelos modernisieren.

YouMo_LogoManchmal ist die wichtigste Knacknuss bei einer Innovation, das Image eines Produkts zu ändern. Computer gehörten früher ins Nerd-Territorium. Design, Bedienung und Marketing haben das geändert und den Heimrechnern einen riesigen Markt eröffnet. Einen ähnlichen Wandel versucht das Startup YouMo mit dem Konzept Elektrovelo – es will E-Bikes verjüngen. Schliesslich gelten Elektrovelos noch als wenig populär bei den unter 40-jährigen.

Federführend bei YouMo ist Elektroingenieur Knut Späte. Aufmerksam auf die Chancen von Elektrovelos wurde er während seines MBAs in Business Engineering. Nach einem Besuch in Shanghai, wo der Verkehr praktisch nur aus Zweirädern bestehe, fragte er sich, warum die Idee der Elektroroller hierzulande noch kaum Fuss gefasst hatte. Denn daheim fand er kein passendes Modell für seinen Sohn.

Vorbild: Mini

Erste Marktforschung zeigte schnell: Junge Leute wollten keine E-Bikes. Späte fragte sich, wie sich das ändern liesse. Es fehlte eine Marke, die jugendlich und hip war, wie etwa Mini. Der Gründer wollte nicht einfach ein weiteres E-Bike auf den Markt bringen, sondern das Konzept Scooter als Vorbild nehmen und nah an den Kundenwünschen entwickeln. Zielgruppe: Menschen von 12 bis 55. 

Er stellte einen Pitch zusammen und ging mit der Idee hausieren, suchte Mitstreiter und Finanzierung. Dabei traf er immer auf dieselbe Frage: «Alle wollten wissen, wie es denn aussehen sollte». Genau das wollte er während der Entwicklung herausfinden. Nach und nach fand sich ein Team, mit dem er ein Fahrzeugkonzept erstellen konnte. Die Grundlage liefert die Diplomarbeit der Designingenieure Christian Keller und Florian Geschwend. Es entstand die Idee, dem YouMo ein eigenwilliges Design zu geben. Um sich von Durchschnitts-E-Bike abzuheben, erhielt das es einen Cruiser-Look. Das YouMo-Rad hat etwas von einem Chopper und kommt mit einem bulligem Rahmen und breiten Reifen daher. Das sorge für mehr Fahrspass und helfe bei der Sicherheit, so Späte.

One size fits all

Das Projekt traf auf Anlaufschwierigkeiten bei der Finanzierung – es fehlte das Geld für die Umsetzung. Investoren hatten Skrupel, in die Entwicklung eines Zweirads zu investieren. Ein Grund war die Angst vor chinesischer Billigkonkurrenz. Späte hält dagegen mit einem Überblick über den europäischen Fahradmarkt: Der werde auch nicht von chinesischen Unternehmen dominiert, es gebe viele kleine und grössere Fahrradhersteller und -bauer in Europa. Zudem habe man hier andere Anforderungen an Produkt und Qualität. Ein weiteres Thema war die Komplexität der Idee. Es sei ihm klar geworden, dass Produkt besser erklären zu müssen, verstehbarer zu machen, sagt Späte.


Er vereinfachte das YouMo-Konzept, liess dafür sogar einige der registrierten Patente aussen vor. Clou des vereinfachten Designs war, möglichst wenige Varianten produzieren zu müssen. So hat das YouMo einen Einheitsrahmen – Unisex und in einer festen Grösse. Späte will die Variantenvielfalt zum Kunden hin verlagern. Teil des Geschäftsmodells ist, Customization via Zubehör anzubieten. Angedacht sind neben Standards wie Helmen oder Satteltaschen auch neue Ideen wie farbige Textilien, die sich über den Rahmen spannen lassen. Denkbar seien ausserdem technische Addons wie etwa Solarzellen, die sich am Bike anbringen lassen.

Absatzziel 20’000

Bei der Herstellung setzt YouMo auf Swissness. Die Bikes werden in der Schweiz montiert, die wichtigsten Teile kommen von hiesigen Herstellern. Das Sourcing, also die Suche nach Zulieferern sei zu Beginn nicht einfach gewesen, sagt Späte. Viele Anfragen bei Lieferanten blieben schlicht unbeantwortet. Schuld war der Boom bei Elektrofahrzeugen, Zulieferer konnten sich kaum vor Aufträgen retten: 2012 kauften Europäer rund eine Million E-Bikes.

Das Startup ist zurzeit dabei, den Vertrieb aufbauen. Bereits erhältlich sind die YouMo-Bikes im Direktverkauf. Der Fachhandel soll bald dazukommen. Für 2013 hat sich das Startup noch bescheidene Ziele gesetzt. So wolle man 50 bis 100 der ab 3’500 Franken kostenden Modelle verkaufen. Richtig losgehen solle es dann 2014, bis in fünf Jahren will YouMo 20’000 E-Bikes verkauft haben.