Das Webstartup Trekksoft eröffnet ein Standbein in NY. Wir haben nachgefragt: Wann eignet sich für hiesige Startups ein Start in den USA und worauf sollten Gründer dabei achten?

Next Stop: USA {thomasfano;http://www.flickr.com/photos/tomasfano/4272578470/;http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de}Eine zentrale Frage für Schweizer Startups ist die der Internationalisierung. Wie startet man von hier aus auf weitere Märkte? Lohnt es sich, früh ein Standbein im Ausland aufzubauen? Und wenn ja, wo fängt man am besten an?

Diese Fragen beschäftigten auch TrekkSoft. Das in Interlaken beheimatete Startup will zwei Jahre nach der Gründung auf dem US-Markt weiterwachsen. Mit einem Standbein vor Ort: TrekkSoft eröffnet ein Büro in New York.

Fuss fassen in Übersee

Das neue Office führt Dariush Daftarian, der hierzulande den Verein Startup Weekend und eine Marketingberatungsfirma mitaufgebaut hat. Heute verfügt Trekksoft über rund 70 Kunden, über deren Accounts 2012 rund 200‘000 Passagiere buchen werden – Online-Umsatz rund 5 Millionen Franken. Diese Zahlen wolle das Startup im kommenden Jahr verdoppeln, so Dariush.

Die Markt der Wahl dafür sind die USA. Als Grund dafür geben die Gründer das Ticken der Branche an: Tour Operators und Aktivitätenabieter (T&A) setzen bisher schwerpunktmässig auf Offlinewerbung. «Wir müssen einen Markt adressieren, in dem wir genügend online-affine T&As befinden. Europa bietet hier aufgrund von Sprachbarrieren einige Hindernisse,» so Dariush.

Für den Start in den Staaten hat Trekksoft nun ein Team in New York aufgebaut. Dariush hat den Start teilweise schon in der Schweiz vorbereiten können. Dabei fiel eine Menge an kleinen Aufgaben an, von Visafragen über das Sichten von Bewerbungen bis zur Organisation von Büroräumen.

Startup-Biotop NY

Sie sind anders, die Spielregeln in der amerikanischen Startup-Szene: «Mit einer Schweizermentalität kommt man hier unter die Räder,» so Dariush. Markig auftreten sei zwingend und man müsse schnell lernen, sich gut zu verkaufen. Beinahe jeder präsentiere hier sein Startup als das nächste Facebook. «Da braucht man Selbstvertrauen.» Und bei so viel Fassade sei es wichtig, ehrliche Kontakte auf Augenhöhe aufzubauen. «Du musst Dir jemanden suchen, an den du dich wenden kannst wenn du wirklich Rat brauchst.» Allgemein sei es wichtig, sich der starken Wettbewerbsmentalität bewusst zu sein und sich dagegen zu wappnen.

Im Gespräch über die New Yorker Startup-Szene kommen wir schnell auf die Grundsatzfrage: Für welche Startups lohnt sich ein Aufbruch nach New York?

Das hänge davon ab, welche Ziele man sich setze. Ein Abwägen der Standortvor- und Nachteile für das eigene Startup sei entscheidend.

Bei TrekkSoft war eines ausschlaggebend: Der Markteintritt in den USA. Um Marketing und Sales in einem neuen Markt aufzubauen, sei es hilfreich, nah dran zu sein. Auch sei New York ein guter Standort, um sich auf das Bedienen weiterer englischsprachiger Länder vorzubereiten, die sich dann mit dem gleichen Team bedienen lassen. Die Ressourcen dafür sind ein Pluspunkt für die Metropole am Hudson: Das Anheuern von Salespersonal scheitere auf keinen Fall an mangelnden Bewerbern. In New York gebe es dank der hohen Universitätsdichte viele Startup-Interessierte, die auch gehörig Motivation mitbringen. «Die hohen Lebenshaltungskosten in der Metropole treiben zwar auch Lohnkosten, mit den richtigen Kontakten zu Universitäten lassen sich jedoch zahlbare Mitarbeitende rekrutieren.» Nicht zuletzt sei die Stadt ein Hotspot fürs Networking. Spannende Kontakte für die Internationalisierung gebe es zuhauf.

Das Beispiel von TrekkSoft zeigt, dass es für unterschiedliche Funktionen unterschiedlich gute Standorte gibt. Wichtig sei, dass man den Horizont auch als als Schweizer Startup weit halte, gerade bezüglich Marktbearbeitung. «Aufgrund unseres kleines Lands neigen wir dazu, nur verhältnismässig kleine Märkte zu adressieren. Schweizer Startups müssen aber lernen, grosse Märkte anzusprechen. Dafür macht es mehr Sinn auch in diesen Märkten präsent zu sein.» Für andere Zielsetzungen gebe es dagegen bessere Standorte. Für die Produktentwicklung fährt man besser mit einem Standort oder einer Brücke in die Ukraine oder nach Delhi. Für die Finanzierung ins Silicon Valley.» Einen allgemeinen Vorteil für Startups an einem bestimmten Ort gebe es wohl kaum.

Also sollte man sich nicht durch geographische Grenzen einschränken lassen? Dariush: «Ja. Das heisst nicht, dass man nach New York, London, Berlin oder Singapur muss, aber es heisst, dass man auch nicht in Zürich, Bern oder Basel bleiben muss. Wenn es Sinn macht, einen weiteren Standort zu eröffnen, soll man das auch tun.»

Organisation

Gefragt nach Tipps für Startups mit USA-Ambitionen, verweist Dariush auf seine Erfahrungen aus den vergangenen Wochen. Visa seien für Startupper mit Ziel USA eher schwierig zu erhalten. Eine passende Möglichkeit könne die Visums-Kategorie B1 bieten, die zwar keine Produktentwicklung, aber Vermarktungstätigkeiten zulässt. Hierbei lohne es sich, den Rat von jemandem einzuholen, der den Bewerbungsprozess kennt und Tipps geben könne.

Für Arbeitsplätze empfehle sich ein Coworking-Space ähnlich dem HUB in Zürich. Das TrekkSoft-Team arbeitet von einem Coworking-Space am Broadway aus und beschäftigt sich für die Marktbearbeitung mit Vertrieb, Aussenkommunikation und Kundenbetreuung.

Bewerbungen, private Unterkunft und Telekommunikation werde am besten direkt vor Ort organisiert. «New York ist ein sehr lebendiges und schnelles Pflaster. Wohnungen werden innert kürzester Zeit vergeben und wenn man nicht vor Ort ist und sofort handeln kann ergeben sich selten passende Lösungen.» Gleiches gelte für Mitarbeitende und Arbeitsverträge.

Weblösungen für Tour Operators

TrekkSoft entstand als Spin-Off der Adventurefirma Outdoor Interlaken, die als sogenannter Tour Operator Freizeitaktivitäten anbietet. Hier nahm das Startup 2008 seinen Anfang als hausinterne Buchungslösung. Nach der Erkenntnis, hier ein wertvolles Werkzeug in petto zu haben, entschied man sich 2010, TrekkSoft als E-Commerce-Lösung auszukoppeln und dafür ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Zielgruppe sind Tour Operators und Aktivitätenanbieter. Anders als GetYourGuide will TrekkSoft diese nicht auf einer Plattform zusammenbringen, sondern erstellt eigenständige Weblösungen für die Kunden. Dazu gehören ein Webauftritt, ein Buchungswerkzeug und Bezahllösung. Das Geschäftsmodell: Die Anmeldung ist kostenlos, Erträge erhält TrekkSoft über eine Kommission auf Online-Umsätze. Hier ortet TrekkSoft grosses Potential, nur 13 Prozent aller Touranbieter hätten bisher eine Web-Präsenz, weltweit sei der Prozentsatz noch tiefer. «Das sichert uns langfristig Wachstum, für den Markteintritt birgt er jedoch gewisse Schwierigkeiten.»

In den USA hat das Startup nun vor, durch Direktkontakte und SEO Kunden auf das TrekkSoft-Tool aufmerksam zu machen, so dass sie sich online kostenlos anmelden.
Hinzu kommen Medienarbeit und die Präsenz an Fachmessen. Im US-Markt trifft TrekkSoft auf zahlreiche Konkurrenten wie Checkfront, Rezgo oder bookoe. Die Gründer sind aber überzeugt, den Wettbewerber über die integrierte Bezahllösung von TrekkSoft ausstechen zu können, über die diese ihre Auszahlungen deutlicher rascher erhalten sollen. Im T&A-Markt bestehe ein Bedarf nach einer solchen Lösung: «Ein Tour-Operator nutzt oftmals die Vorauszahlungen seiner Kunden als Working-Kapital. TrekkSoft bietet die weltweit einzige Lösung an, welche es erlaubt dieses Setting aufrecht zu erhalten.»

Break-Even 2013

TrekkSoft zielt auf einen Break-Even im kommenden Jahr. Nach dem Potential des Produkts gefragt, gibt sich Dariush selbstbewusst: TrekkSoft soll gross werden, und zwar gross nach US-Standards. «Wenn wir es schaffen den Break-Even-Point zu erreichen, stehen dem Unternehmen zahlrieche weitere Möglichkeiten offen», meint er, aber jetzt gelte es erst einmal dieses Ziel zu schaffen.