Per Dienstleistungsmodell die städtische Mobilität grüner machen: Dazu will ein Startup Unternehmen mit E-Bike-Fuhrparks ausstatten.
ElectricFeel möchte Vorbehalte gegen E-Bikes abbauen: Zum Beispiel die Meinung, dass diese nur etwas für alte Leute sind oder Autos nach wie vor das Mass aller Dinge.
Dabei setzen die Gründer des Startups darauf, dass sich das Nachdenken über Mobilität rasant ändert. Car-Sharing ist in der Gesellschaft angekommen und Angebote wie Mobility sind breit akzeptiert. Gleichzeitig sind Elektro-Fahrzeuge technisch auf einem Stand, der sie zusehends tauglich für den Massenmarkt macht. E-Bikes sind hier am weitesten, hierzulande werden jährlich 40’000 Stück verkauft. Noch eindrucksvoller sind die Zahlen aus China, wo Schätzungen zufolge über 100 Millionen E-Bikes im Einsatz sind.
Moritz Meenen ist CEO des im Februar 2012 gegründeten Unternehmens. Er ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und Mitgründer des Karlsruher Jungunternehmerclubs PionierGarage. Die Idee für das Startup geht auf ein Forschungsprojekt an der ETH Zürich zum Thema Bike-Sharing zurück.
Mit Zweirädern zu weniger CO2
Das ambitionierte Vorhaben von ElectricFeel: Das Modell «Shared Mobility auf E-Bikes anwenden». In einem ersten Schritt wollen die Gründer Unternehmen anbieten, so ihre Mitarbeitermobilität neu aufzustellen. Wahrscheinliche Abnehmer sind personalintensive Grossfirmen wie Banken und Versicherungen. Für diese machen die Verkehrsemissionen ihrer Mitarbeiter nämlich einen grossen Posten im CO2-Budget aus, so Moritz Meenen.
Die Gründer wollen diese Firmen davon überzeugen, ihren ökologischen Fussabdruck mittels Elektro-Velo-Fuhrparks reduzieren. Da sich Beiträge zur Nachhaltigkeit und Umweltschutz für viele Unternehmen zunehmend von der Kür zur Pflicht entwickelten, seien solche Projekte für diese attraktiv. Die Gründer versprechen neben mehr Umweltfreundlichkeit auch andere Vorteile. So würden E-Bikes auch beim schnellen Pendeln zwischen Standorten punkten, und das frei von Parkplatzproblemen und ÖV-Abhängigkeit.
Auf Unternehmen als erste Kunden setzt das ETH-Spin-Off, weil sie proaktiver seien als Städte, wenn es um radikal Neues gehe. «Corporates sind eher bereit, Pionierarbeit zu leisten», so der CEO.
Mobilität zur Dienstleistung machen
Das Startup möchte E-Bikes also popularisieren, allerdings ohne diese selbst herzustellen oder zu verkaufen. Aus Software, Hardware und Betrieb will EletricFeel ein Paket schnüren nach dem Motto «Mobilität als Dienstleistung». Dafür arbeiten die Gründer mit Partnerunternehmen zusammen.
So soll ein bestehendes Problem der Elektromobilität gelöst werden – die nach wie vor hohen Anschaffungskosten und das Erreichen einer kritischen Masse. Sharingprogramme überwinden zudem das Henne-Ei-Problem, das Elektrofahrzeuge sonst haben. Diese lohnen sich nur, wenn die passende Infrastruktur (wie Ladestationen) bereitsteht, und umgekehrt macht Infrastruktur nur Sinn, wenn genügend Fahrzeuge sie nutzen.
Zum Servicegedanken gehört, dass die Lade- und Abholstationen der E-Bikes auf bestehende Systeme der Unternehmen abgestimmt werden. Beispielsweise kann eine Firma, die Chipkarten mit RFID an ihre Mitarbeiter ausgibt, diese auch für die E-Bike-Ausleihe nutzen. Ergänzend soll es eine Smartphone-App geben, mit der sich die Räder reservieren lassen.
Fernziel: Grossstädte als Kunden
ElectricFeel versteht sich als Plattformbetreiber. Die Software, die den jeweiligen E-Bike-Fuhrpark verwaltet ist denn auch Kernprodukt des Startups. Sie soll selbstlernend dabei helfen, den Einsatz der E-Bikes im laufenden Betrieb zu optimieren.
Ziel des Startups ist, eine skalierbare Lösung zu entwickeln, mit der sich dereinst ganze Grossstädte beliefern lassen. Den Anfang machen die Gründer mit Pilotprojekten, ein erstes startet demnächst an der ETH Zürich. Weitere sind für das kommende Jahr angezielt. Dafür wähle das Startup derzeit die aussichtsreichsten Projekte mit Unternehmenspartnern aus, so die Gründer.