Kurze Fragen, kurze Antworten – jede Woche stellt sich ein Startupper unserer Fragerunde. Diesmal mit dem Gründer eines Spiele- und Appentwicklungsstudios.
Andreas, was ist die Idee von Bitforge?
Wir waren bereits 2004 der Überzeugung, dass Handys und Smartphones die nächste Revolution in der Softwareindustrie sein werden. Wir beschlossen, auf dieses Pferd zu setzen und als erste Schweizer Firma Apps und Spiele für mobile devices anzubieten und damit unsere Passion zum Beruf zu machen.
Wie seid ihr darauf gekommen?
Reto, mein Geschäftspartner, hat während des Studiums für einen deutschen Publisher Spiele programmiert. Er kam auf mich zu mit der Idee, zu zweit eine Firma zu gründen. Gemeinsam haben wir dann Bitforge gegründet und erste Aufträge hereingeholt. Damals gab es noch keine Smartphones und Internet auf dem Handy war teuer. Trotzdem setzten wir beispielsweise den EuroGuide zur Europameisterschaft 2008 für Swisscom um und programmierten kleine Spiele für Axe, Alinghi oder Orange.
Gab es eine Idee beim Vermarkten, die besonders gut funktioniert hat?
Ohne Marketing und Werbung geht in der App-Branche gar nichts, das haben wir sehr schnell gemerkt und raten das auch heute noch unseren Kunden. Das Produkt kann noch so gut sein, wenn man die Leute nicht darauf aufmerksam macht, nützt alles nichts. Es gibt Tausende von Apps – daraus hervorzustechen ist eine Kunst und verlangt kreative Promotionen. Fälle wie Angry Birds sind selten. Wir hatten aber das Glück, mit unserem Spiel Orbital von Apple gefeaturet zu werden. Bei der Präsentation des iPads Anfang 2011 war das Spiel sogar auf dem Gerät von Steve Jobs auf der Bühne installiert. Das gab uns einen regelrechten Boost und zeigt, dass nach wie vor die Qualität eines Spiels über seinen Erfolg entscheidet und weniger das Werbebudget.
Was war die grösste Herausforderung mit der ihr zu kämpfen hattet?
Uns selber bekannt zu machen und zu vermarkten war anfangs die grösste Herausforderung: dafür zu sorgen, dass uns die Leute kennen und als Fachkräfte in Sachen App-Entwicklung wahrnehmen. Da sind viel Türklinkenputzen und viele Steh-Apéros nötig. Networken ist das A und O.
In welchem Bereich fehlte euch bei der Gründung am meisten Know-How, wo musstet ihr euch noch zusätzliches Wissen aneignen?
Als Unternehmer muss man vor allem am Anfang sehr offen sein für neue Aufgaben. Wir waren Entwickler, Informatiker und mussten uns Marketing, Buchhaltung, und so weiter selbst aneignen. Das ist zeitaufwändig, dessen muss man sich bewusst sein. Mittlerweile ist es aber so, dass wir Unternehmen, die uns betreffend einer App anfragen in Sachen Marketing beraten. Man wächst in die Aufgaben hinein.
Warum bist du Unternehmer geworden?
Es war ein spontaner Entscheid und wir dachten uns einfach: «Los!» Mit einem Informatikstudium war die Berufsaussicht halt doch eher weniger im kreativen Bereich. Ich denke, das ist auch einer der Gründe, warum wir es gewagt haben. Weil wir nicht als Programmierer im dunklen Kämmerchen Code schreiben, sondern etwas erschaffen wollten.
Bei welcher Geschäftsidee ärgerst du dich, dass du sie nicht als erster hattest?
Hunderte von App- und Gameideen, die wir ebenfalls hatten, aber zu spät dran waren oder nicht die Gelegenheit und Zeit hatten, sie umzusetzen und zu vermarkten… Der Markt in diesem Bereich ist sehr schnelllebig. Aber Orbital konnte sich schliesslich durchsetzen und gewann mehrere Auszeichnungen. Und wir konnten das Spiel letztes Jahr auf Android und Windows Phone 7 mit Anbindung an Xbox live veröffentlichen.
Was ist dein Tipp für angehende Gründer?
Unbedingt probieren! Alles andere kommt dann von alleine. Keine Angst davor haben, sich selbstständig zu machen. Und auch wenn es schief läuft: die Erfahrung ist es definitiv wert. Wichtig ist einfach, dass man Spass an dem hat, was man tut.
Welches Startup sollen wir als nächstes in dieser Rubrik bringen?
Thomas Stocker von Efex ist ein sehr talentierter selbständiger Videoproduzent- und Künstler. Ich finde seine Arbeit «sehr geil»!