Im Arbeitsleben schweisst nichts so eng zusammen wie eine gemeinsame Firmengründung. Wie findet man da die richtigen Co-Founders?
Wir haben schon darüber geschrieben, ob Du Dein Startup alleine oder im Team aufziehen solltest. Ich finde, mit dem Gründen ist es wie mit dem Joggen oder dem Lernen: im Team ist das nachhaltiger und macht mehr Spass. Wir zeigen, worauf Du bei der Auswahl eines Gründungspartners achten solltest.
Die Aufgabe, den richtigen Partner für Dein Startup zu finden, solltest Du mit derselben Sorgfalt angehen, wie die Aufgabe, Deinen künftigen Ehepartner zu bestimmen. Das sind Entscheidungen, die Dich einige Zeit binden und die Du nur relativ kompliziert wieder revidieren kannst – und wahrscheinlich kostet Dich diese Revision auch noch einiges an Geld.
Drum prüfe sorgfältig, wer sich bindet – Dein Startup wird es Dir danken. Folgende Merkmale sind für die enge Zusammenarbeit in einem Gründer-Team störend:
- Konflikt-Vermeidung: ein Startup ist definitiv kein Wellness-Bereich zum Entspannen. Gesunde Konfliktbereitschaft ist nötig, um Deine Ziele zu erreichen und Dich und Deine Idee ständig in Frage zu stellen. Dafür braucht es die Bereitschaft, Konflikte konstruktiv anzugehen, und nicht, sie totzuschweigen.
- Endlose Entschuldigungen: Menschen, die für alles immer eine Entschuldigung haben, und niemals selber die Verantwortung übernehmen, solltest Du meiden. Das führt nur zu Diskussionen, und nicht so oft wie gewünscht zu Resultaten.
- Serien-Kläger: Wenn Du von jemandem hörst, dass er stolz ist auf seine Rechtsversicherung und diese auch eifrig nutzt, solltest Du einen Bogen schlagen. Letzten Endes ist eine gerichtliche Auseinandersetzung unvermeidbar – und das willst Du doch nicht in Deinem Startup?
- Endlose Kritiker: Kritik hat positive Seiten. Kritik neuen Ideen gegenüber führt aber dazu, dass diese Ideen verkümmern. Es gibt sie, die endlos kritischen Betrachter, die nie positive Ideen beisteuern, sondern immer nur sagen, was nicht geht, wo es Probleme gibt, warum Sachen schlecht sind. Alles nur positiv sehen, ist auch nicht richtig. Alles nur negativ sehen, dafür hast Du aber keine Zeit, weder in Deinem Leben noch in Deinem Startup.
- Bullies: Leute, die andere Leute herum kommandieren und schubsen, willst Du auch nicht in Deinem Startup haben. Man sagt, in Führungspositionen schaffen es oft nur Sozialpsychopathen, die nur an sich denken. Du willst aber mit so jemanden, der immer nur sich und seine Ideen sieht, nicht zusammenarbeiten.
- Sprunghafte Wechsler: Wenn jemand in den letzten 3 Jahren in 5 Firmen tätig war, dann vielleicht, weil er/sie es nirgendwo lange aushält. Das kann dann auch in Deinem Startup der Fall sein.
- Chronische Überoptimisten: Das genaue Gegenteil der endlosen Kritiker sind chronische Überoptimisten, deren Ambitionen ihre Fähigkeiten bei weitem übersteigen. Das ist zu einem gewissen Grade eine positive Eigenschaft, aber dann wird der Teller immer voller, aber der Hunger ist bereits Geschichte.
- Humorlosigkeit: Warum sind wir auf diesem Planeten? Gibt es einen Sinn des Lebens, ausser 42? Niemand kann diese Frage richtig beantworten, obwohl seit 10.000 Jahren Menschen darüber nachdenken. Meine Antwort ist, in diesem Falle wenigstens zu versuchen, maximal Spass zu haben. Das geht nur mit humorvollen Menschen an Deiner Seite. Also meide die humorlosen.
- Workaholics: … sind eigentlich gute Arbeitsbienen für Dein Startup. Aber: sie sind oft sehr eindimensional und langweilig, weil sie sich komplett über ihre To-Dos, Aufgabenlisten und ihren Status definieren. Meine Meinung ist einfach, dass mein Leben zu kurz ist, mich mit langweiligen Menschen zu umgeben – also will ich auch keine Workaholics an meiner Seite.
- schwache Kommunikation: Gründer sind die Führungspersönlichkeiten eines Unternehmens. Führen hat immer mit Kommunikation zu tun. Wer nicht kommunizieren kann, kann also auch nicht führen, und ist somit auch nicht hilfreich beim Gründen.
- Alles-Alleine-Machen: Menschen, die immer alles alleine machen, sind oft sehr detailversessen und haben Probleme damit, Kontrolle abzugeben. Anfangs, wenn ihr nur zu zweit seid, ist das gut. Später, wenn das Startup wächst, wird es ein grosses Problem.
- Finanzielle Unerfahrenheit: Wenn jemand keine Ahnung hat, wie ein Geschäft finanziell läuft, welche Zahlen eine Rolle spielen und dass Kosten im Zaum gehalten werden müssen, ist es unmöglich, mit dieser Person ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Das beste an dieser Eigenschaft ist noch, dass es fast die einzige der hier aufgeführten Eigenschaften ist, die man ändern kann.
Vergiss aber nicht, dass auch Dein Partner Dich prüft. Du solltest all diese aufgeführten Verhaltensweisen ebenso meiden. Nähe schafft Verachtung, sagen erfahrene Teamplayer – umso länger Du mit jemandem zusammenarbeitest, umso stärker treten die Probleme zutage.
via Luke Johnson: A guide to avoiding the wrong partner
Weitere Posts zum Thema:
[postlist „Startup-HR“]
Hübsche und wertvolle Liste! In aller Regel lernt man den Partner aber erst durch die Partnerschaft kennen, und dann kommt die „Einsortierung“ zu spät.
Besser scheint mir daher, Konfliktvermeidungsstrategien ausdrücklich zu besprechen. Das ist aber nicht einfach, denn es gibt beliebig viel Literatur zur Konfliktbehebung, aber praktisch keine zur Konfliktvermeidung – was ja eigentlich wertvoller wäre.
Zwei Ratschläge, über die vielleicht nachgedacht werden sollte:
a) „Time out“ – Regel abmachen. Jeder darf jedes sachbezogene Gespräch jederzeit unterbrechen, um für kurze Zeit die Art und Weise der Diskussion in Frage zu stellen. Und damit sichert man b) ab, nämlich:
b) Verbot der „Kleinigkeit“: Alles, wirklich alles, was emotional quer in der Landschaft steht, ist SOFORT anzugehen.