Sie werden im Laufe Ihrer Unternehmertätigkeit Rückschläge erleiden. Aber solange Sie ein klares Ziel vor Augen haben und laufend Fortschritte machen, ist das gesund. Sobald Sie wissen, wohin Sie wollen und weshalb, legen Sie los. Ihre Planung passen Sie an, wann immer es die Umstände erfordern.
Die Aufgaben, die sich während der Gründungs- und Wachstumsphasen stellen, erfordern intelligente, effiziente Lösungen. Ihr Unternehmen entsteht nicht über Nacht. Es braucht verschiedene Phasen und manchmal auch einen Schritt zurück, bevor man wieder zwei nach vorne machen kann. Bevor es losgehen kann, braucht es ein Gerüst und zumindest eine möglichst konkrete Idee davon, was Sie anbieten wollen. Ob Sie aber einen 20-seitigen Businessplan verfassen wollen, bevor Sie den ersten Kundenkontakt wagen oder lieber gleich loslegen, ist Ihnen überlassen. DEN einen Weg gibt es nicht.
Die für Sie optimale Geschäftsidee hängt davon ab, wo Sie hinwollen
Wie Sie zu Ihrer Geschäftsidee kommen, kann ich Ihnen nicht sagen. Also zumindest nicht ganz konkret. Aber ich kann Ihnen sagen, wo Sie bei Ihrer Suche beginnen können – sofern Sie überhaupt suchen müssen.
Am wichtigsten ist ein Ziel, das Sie möglichst konkret kennen und damit ansteuern können. Ihre Geschäftsidee muss zu Ihren Zielen und Bedürfnissen passen. Beantworten Sie dazu die nachfolgenden, wichtigsten Fragen. Und entscheiden Sie sich für jene Optionen, die für Sie Sinn machen. So schränken Sie sich automatisch ein.
- Wo wollen Sie in fünf oder in 10 Jahren stehen respektive was wollen Sie bis dann erreichen?
- Ist Ihre geplante (Teil-)Selbstständigkeit Ihre einzige Einkommensquelle oder gibt es noch weitere, allenfalls ein Einkommen aus unselbstständiger Beschäftigung?
- Wie soll Ihr Unternehmen aufgestellt sein? Wollen Sie möglichst gross sein und Angestellte haben oder arbeiten Sie lieber mit Komponenten und mit ausgewählten externen Experten?
- Wie wollen Sie arbeiten, wann und mit wem?
- Wie viel Geld sind Sie bereit zu investieren, bis es läuft? Und wie lange darf es dauern? Oder anders: Wieviel Geld darf es kosten, bis die ersten Einnahmen anfallen?
- Wollen Sie national, europäisch oder global tätig sein? Falls nicht nur national: Möchten Sie bloss exportieren oder im Ausland auch Geschäftsräumlichkeiten unterhalten?
- Was entspricht Ihnen mehr? Dienstleistung oder Produkt?
Wenn Sie das alles für sich herausgefunden und beantwortet haben, halten Sie Augen und Ohren offen und lassen Sie sich inspirieren. Wann haben Sie sich das letzte Mal gesagt, «man müsste doch mal dieses oder jenes erfinden» oder haben sich aufgeregt über ein Produkt, das nicht einwandfrei oder nicht so funktioniert, wie Sie es sich gewünscht haben? Schauen Sie sich bestehende Produkte an und überlegen Sie, was man besser oder schöner machen könnte. Sie können sich auch an Ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen orientieren oder an jenen Ihrer Familie und Freunden. Welche Wünsche äussern die? Dann gibt es auch noch den naheliegendsten Weg: Für was werden Sie regelmässig von Bekannten um Hilfe gebeten? Das ist anscheinend das, was Sie besonders gut können. Lässt sich das in eine lukrative Geschäftsidee verwandeln?
Suchen und finden Sie Inspiration durch Lesen, Stöbern, Reisen
Und wie kommen Sie nun zu Ihrer Geschäftsidee? Lesen Sie Bücher über Unternehmertum, Startups, Unternehmensgründung, Entrepreneurship etc. Fach- und Frauenmagazine sowie Konsumentenschutzmagazine können auch Augenöffner sein: Welche Produkte gefallen Ihnen und was kann man daran noch besser machen? Womit kann man es allenfalls kombinieren, was kann man weglassen, hinzufügen etc.? Alle Zeitschriften, welche Produkte abbilden und besprechen sowie deren Stärken und Schwächen aufzeigen, können Ansatzpunkte für eigene Ideen liefern.
Ausserdem bieten beispielsweise Instagram-Profile von Erfindern, Designern, Startups und weiteren einen Fundus an Inspiration. Interessant sind auch die «best-selling products» auf Amazon. Hier kriegen Sie ein Gefühl dafür, welche Produkte bei Kunden grossen Anklang finden. Eventuell können Sie das noch besser.
Eine weitere grosse Quelle der Inspiration war und ist das Reisen. Reisen macht die Gedanken frei und ermöglicht den Blick auf Neues und auf Marktlücken. Besonders zu empfehlen sind Reisen allein, in exotische Länder oder fernab der Zivilisation. Leider muss das momentan warten.
Rollende Planung statt ein starres Korsett
Firmengründer müssen mental flexibel sein. Einen Plan zu erstellen bis zur Produkte-Lancierung macht Sinn. Ebenso haben Sie, wenn möglich – bevor Sie mit einem Produkt oder einer Dienstleistung an den Markt gehen – eine konkrete Vorstellung davon, welche Werte Ihre Firma und Ihr Produkt verkörpern. Sie sollten sich Gedanken zur Zielgruppe machen. Zu Ihrem Logo, zu Ihren Werbebotschaften, zur regionalen Ausrichtung, zur Strategie, zum Zeithorizont, zu den Kosten etc. Doch mit Sicherheit muss das Dokument und müssen die Ideen laufend justiert und angepasst werden. Je nachdem, was Abklärungen ergeben, wie Rückmeldungen ausfallen, wie die Kunden reagieren, wie es um die Finanzen steht etc. Nutzen Sie Ihren Plan als Richtschnur, doch zögern Sie nicht, ihn laufend anzupassen. Es ist mehr Arbeitsinstrument als starre Zwangsjacke. Wer sich betreffend dieser Positionierungsthemen (Werte, Zielgruppe, Claim usw.) unsicher oder gar verloren fühlt, findet im Internet ausreichend Lektüre. Ein guter Anfangspunkt sind die Informationen, Checklisten und Kurse des Instituts für Jungunternehmen IFJ: www.ifj.ch.
Die für Sie optimale Geschäftsform: Einzelfirma, GmbH oder Aktiengesellschaft?
Mit einer Einzelfirma können Sie sofort starten. In der Schweiz lässt sich eine «Einzelfirma» vollkommen formlos gründen. Auch die Steuererklärung einer Einzelfirma ist einfach. Es müssen lediglich die Einnahmen und Ausgaben sowie die Vermögenslage erfasst werden. Ihr Gewinn/Verlust wird dann mit dem Einkommen aus dem Angestelltenverhältnis verrechnet. Mit der Gründung einer GmbH oder Aktiengesellschaft (AG) kann meist gewartet werden.
Sie sehen: Gar nicht so schwer, oder? Der erste Schritt ist der wichtigste.
Stefan Heini, Unternehmer und Autor des Buchs «Werden Sie Unternehmer in der Schweiz – ein praxisorientierter Ratgeber als Begleiter»
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