Anonymes Online-Flirten während der Vorlesung – der Webservice blicKlick will mit dieser Idee Schweizer Hochschulen erobern.
Romantische Gefühle und Web2.0: Für die Gründer von blicKlick kein Widerspruch. Der Onlinedienst soll am 21. Februar starten, und zwar vorerst nur in Zürich, mit ETH und Universität als Startcampus.
Auf der Webseite finden die Nutzer eine Art Twitter-Wall, auf der sie anonym Flirts veröffentlichen können. Diese bestehen aus einer kurzen (hoffnungsvollen) Botschaft, mit der Angabe von Haarfarbe und Ort der Begegnung, damit sich die oder der Angesprochene auch erkennt. Die Antworten sind als Kommentare für alle Leser sichtbar. Vorbild des Diensts ist das Stanford-Startup Likealittle.
Ein Turbo-Startup
Hinter dem Startup stehen die ETH-ler Philip Reichen, Cristian Grossmann und Flavio Pfaffhauser, der hauptsächlich für die Technik zuständig ist und die Plattform innerhalb lediglich eines Monats aus dem Boden gestampft hat. Philip arbeitete 2010 ein Dreivierteljahr beim in New York beheimateten Startup Pixable als Produktmanager. Über seine Erfahrungen mit dem intensiven Entwicklungsoutsourcing des Unternehmens hat er vergangenes Jahr bei uns gebloggt.
Im Dezember 2010 hängte er dann den Job bei Pixable an den Nagel. „Es lief so gut, dass ich Lust bekam, selber etwas zu machen,“ sagt er. Beim 2009 gegründeten Unternehmen hätte langsam das Startup-Gefühl gefehlt. Auch wenn beispielsweise der Lohn inzwischen gestimmt habe, statt wegen seines 2-Prozent-Anteils bei der Firma auszuharren, versuche er lieber etwas Neues. Neben einem weiteren, momentan noch im Stealth-Modus befindlichen Startup ist das nun blicKlick.
Hype in den USA
Likealittle, ein brandneues, US-amerikanisches Startup stand Pate bei der Entwicklung von blicKlick. Drei Stanford-Studenten lancierten den Dienst Ende Oktober 2010 an ihrem Campus. Beworben wurde der Dienst als „dangerously exciting anonymous flirting experience“. Der Dienst kam an – innerhalb weniger Wochen kamen Dutzende weiterer US-Unis hinzu. Während einzelne Meldungen zur Viralität des Webdiensts mittlerweile als übertrieben gelten dürften, war das schnelle Wachstum dennoch beeindruckend: Techcrunch schätzte bereits sechs Wochen nach der Gründung die Besucherzahl der Seite auf eine Million unique visitors pro Monat. Unterstützung bekommt das Jungunternehmen vom Paul Grahams renommiertem Startup-Inkubator Y Combinator, erste Finanzierung inklusive.
Wie die erhofften Nutzer monetarisiert werden sollen, steht für die Schweizer Gründer noch nicht fest. Auch hier wird vermutlich erwartungsvoll das nordamerikanische Vorbild beobachtet. Die Prioritäten für das blicklick-Team bestehen als erstes darin, die Werbetrommel zu rühren und mit viralen Marketing-Aktionen in Zürich den Launch zu begleiten. Für die Betreuung der Inhalte und weitere Werbung wollen sie sogenannte blicKlick-Botschafter als freiwillige Community-Mananger gewinnen.
Für die rasche Verbreitung setze man auf das Prinzip der 1000 wahren Fans, so Philip. Ob der Hype in den USA hierzulande replizierbar sein wird, ist die Gretchenfrage für blicKlick. Was der Skalierbarkeit im Weg steht ist der Zwang, die Meldungen (möglichst in Echtzeit) zu moderieren: dafür muss Personal eingesetzt werden oder eine besonders schlaue Technik. Der Mehrwert die Seite hängt sicherlich unmittelbar ab vom Gelingen der Aufgabe, Trolle und Spammer in Schach zu halten. Ein ähnlicher Dienst, der im April 2010 in Grossbritannien gestartet war, scheiterte just an diesem Problem.
Keine Zeit verlieren
Den Gründern ist klar, dass es schnell gehen muss: Das Zeitfenster für die Etablierung einer Nutzerbasis dauert knappe 14 Wochen – bis zum Ende des Semesters, da während der Semesterferien nichts los ist an den Unis. Falls der Service in dieser Zeit am Standort Zürich Fuss fasst, sollen im Herbst weitere Hochschulen dazu kommen. Ausserdem ist das Team auf der Suche nach Kapital, um sich ganz auf die Startup-Entwicklung konzentrieren zu können.
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Interessantes Vorhaben! Warum aber nur auf Unis konzentrieren, wo doch die Möglichkeiten einer späteren Zusammenkunft und der Kontaktaufnahme „in der realen Welt“ (=an der Uni) viel größer sind, als wenn man sich z.B. an einer Straßenkreuzung, im Supermarkt,… trifft und keinen Kontakt aufbauen kann?
Bin gespannt, wie es sich entwickelt!
Haben die Studenten während der Vorlesung nichts besseres zu tun? Je länger je mehr werden die Fachkräfte, die an den Unis ausgebildet werden, keine Experten mehr sein, sondern einfach ganz geniale Schummler! Die Bologna-Reform war erst der Anfang..und jetzt kommt noch solches.