Viele Blogs von Schweizer Gründern leiden plötzlich unter Postingschwund. Konsequenzen der Wirtschaftskrise?
Ich wollte das Wochenende (bei strahlendem Wetter und 25 Grad…) zum Pendenzen abtragen nutzen und endlich den Feedreader mit wichtigen Schweizer Startupper-Blogs füllen. Also auf zu den üblichen Verdächtigen und deren Blogroll – das Verzeichnis lesenswerter Blogs – geplündert.
Das Resultat war, ehrlich gesagt, ernüchternd: Es gibt zwar etliche Gründer, die bloggen, und es sind durchwegs Leute, die man kennt.
Aber wenn ich mich nicht täusche, macht sich in der Unternehmer-Blogosphäre der Schweiz das gefürchtete Blogfading breit: Ausgerechnet jene Leute, die wirklich etwas zu sagen haben und andern helfen könnten, schreiben immer seltener:
Ein grosser Verlust ist der englischsprachige Blog „LunchOverIp“ von Technologie-Experte Bruno Giussani – aber der erklärt immerhin, dass er sein Blog aus beruflichen Gründen eine Weile pausieren lassen muss.
Aber was ist anderswo los? Vielleicht täusche ich mich ja, aber es scheint, seit die Wirtschaftskrise ihr hässlichstes Gesicht gezeigt hat, ist vielen der wichtigen Startup-Impulsgeber der Schweiz das Schreiben vergangen.
Als da zum Beispiel wären (alle aufgelistet, weil sie in mindestens drei oder vier Blogrolls auftauchen:)
Remo Uherek von Trigami – notabene einer Firma, die für und mit Blogs Geld verdienen will: Der letzte Eintrag stammt hier vom 6. März. Eines der Urgesteine der jungen Schweizer Internet-Startupszene ist VC Nicolas Berg – der das letzte Posting auf seinem Blog stammt vom vom 28. November 2008. In allen Blogrolls taucht Valerie Thompson mit Swissventuresauf – aber das Blog sit nicht mehr zu finden, weder bei Blogger noch bei Kaywa. Sie scheint nur noch AlarmClock Euro existiert, das aber auch nicht mehr sonderlich aktiv ist.
Zu den regelmässigeren Bloggern gehört Marc P. Bernegger mit jeweils rund einem Posting pro Woche. Einiges zu lesen gibt es auch bei Dominik Tarollis Swissstartups. Auch wenn ich geschockt bin, dass dort Trigami unter den Top-Ten ist, aber nicht Blogwerk. Alle zehn bis zwanzig Tage schreibt Rinalo Dieziger von Supertext, der doch eigentlich das Schreiben im Blut haben müsste. Neu geboren ist Peter Schüpbach von NewBorn, der so einen bis zwei Beiträge pro Monat bloggt. Fast schon klassisches Fading zeigt das Exsila-Blog des gleichnamigen Startups von Rouven Küng – ab November 2008 ist nur noch sporadisch etwas erschienen, nachdem vorher seit 2006 monatlich aufdatiert wurde. Der letzte Post stammt jetzt vom 18 Februar 2009.
Zweifellos gibt es andere, die in die Bresche gesprungen sind – aber erstens sind die hier genannten noch überall in den Blogrolls, und zweitens wäre es zweifellos fürs Publikum interessant, was diese erfahrenen Gründer zu sagen haben. Für alle andern, die Newcomer, gilt immer noch:
Nicht aus jedem Firmengründer wird ein grosser Blogger, der mit seinen geistreichen Einträgen das gesamte Web in Atem hält. Aber wer von seinem Produkt und seiner Firma so begeistert ist, dass er es sowieso allen erzählen möchte – und das sollten schliesslich alle Gründer sein – für den ist ein Blog angesichts des geringen Aufwands für Setup und Pflege wirklich fast unverzichtbar.
Auch bei den internationalen Größen unter den Gründern hat so mancher entweder sein Blog gegen die schnellen Tweets von Twitter ausgetauscht – laut New York Times sogar manche mit Auftragsschreibern, darunter kein geringerer als Guy Kawasaki – oder ersetzen ihre inhaltsreichen Blogs mit einem steten Strom von Bildern: Startup-Papst Paul Graham betreibt auf seiner Website kein Blog, sondern veröffentlicht immer mal wieder eine Sammlung von Essays ohne Kommentarmöglichkeit (dafür mit umso wertvolleren Einsichten. Da gibts eh nichts zu meckern). Der neuste Artikel: Die fünf beeindruckendsten Gründer.
Guy Kawasaki, der im besagten Artikel der New York Times geoutet wird als einer, der nicht twittert, sondern twittern lässt, hat dieweil sein Blog zurückgefahren, auf vielleicht zwei Postings pro Monat. Vielleicht hat er auch weniger Zeit, nachdem ihn Audi zum Testfahrer gemacht hat… Dann gibts Hoffnung durch Lichter am Bloghimmel, die nur kurz aufleuchten: Darmesh Shah, ein Software-Unternehmer, hatte ein paar beachtenswerte Blogeinträge auf Onstartups.com, verzeichnet 6000+ RSS-Abonnenten – und veröffentlicht noch ungefähr einen Post pro Monat.
Und dann ist da noch Jason Calacanis, der Gründer der „Weblog Inc“ himself. Heute arbeitet er an der Google-Konkurrenz „Mahalo“, pokert viel und spielt mit seinen beiden englischen Bulldoggen: Alles anhand von Fotos auf seinem Blog mitzukriegen. Wer Gehaltvolleres sucht, muss bei ihm rund 40 Blogseiten zurückblättern. Denn er hat im Juli 2008 seinen offiziellen Rücktritt vom Bloggen angekündigt und wahr gemacht.
Dafür schreibt er heute ellenlange Abhandlungen in seinem Email-Newsletter. Der Grund? Die Konversation sei zu umfangreich geworden, die Blogs und ihr Publikum zu gross für eine echte Diskussion – und deshalb hat er auf Email umgestellt und angeblich nur knapp 750 Abonnenten auf die Liste genommen.
Vielleicht hat er ja recht. Ich würde aber doch behaupten, dass die wenigsten Gründer-Blogger in der Schweiz 750 regelmäßige Leser haben. Wir würden uns deshalb sehr freuen, wenn wir vorderhand mit allen weiter via Medium Blog kommunizieren könnten.
Könnte mir vorstellen, dass es tatsächlich mit twitter und facebook & Co zusammenhängt. Es geht viel schneller und ist wesentlich spontaner, eignet sich auch für kurze News mal so zwischendurch. Und man schreibt nicht gegen ein schwarzes Loch, den unbekannten Leser an (zumindest nicht bei Facebook), sondern weiss, wer es liest. S. auch dazu in unserem Blog
Es wird aber auch zunehmend zum Zeitfresser, der einen manchmal von anderen Dingen abhält, die man besser auch erledigen sollte….
Schön, dann gehören wir zu den wenigsten mit blog.faircustomer.ch „freu“
Ohja das mit dem Zeitfresser kann ich bestätigen. Ich verbringe „leider“ auch sehr viel Zeit damit. Aber es macht ja auch Spaß!!
grüße Peter
Ja – das mit dem Schreiben ist so eine Sache. Ich versuche meistens zu Schreiben, wenn ich wirklich was zu sagen habe – oder denke, dass ich was zu sagen habe. Was mir aber auch nicht immer gelingt.
Was ich bei mir feststelle ist, dass wenn ich stark operativ unter Druck bin, meine Prioritäten nicht beim Schreiben liegen und man einfach teilweise auch keine Kraft und keinen Saft hat was mit Substanz zu machen.
Trotzdem habe ich diesen Post hier zum Anlass genommen, wieder mehr zu schreiben. Damit hatte ja zumindest dieser Bericht hier etwas Gutes ausgelöst – hoffe ich ;-)
ich finde dieser Artikel trifft voll und ganz ins Schwarze.
Mir geht es ähnlich. Manchmal fliesst es einfach und manchmal fehlen mir die Worte
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Maybe the economic crisis is effecting it. Good post.
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