Der Proof-of-Concept ist gemacht, das technische Know-How wäre vorhanden – wo bleiben die Schweizer Farmvilles?
Social Games sind längst kein Geheimtipp mehr – Fallbeispiele von erfolgreichen Startups gibt es inzwischen einige. Die grössten: Playfish, das von Kristian Segerstrale 2007 in London gegründet wurde und Mark Pincus‘ Zynga, im selben Jahr in San Francisco gestartet. Spätenstens seit dem gewaltigen Investment von Google in Zynga vor wenigen Tagen muss man kein Trendguru mehr sein, um das Marktpotential der Spiele zu erkennen.
Tatsächlich kann schon ein Blick in den eigenen Bekanntenkreis aufschlussreich sein, der das Erfolgsrezept der Social Games aufzeigt: Es sind niederschwellige Spiele mit Suchtpotential, die auch von unerfahrenen Spielern schnell beherrscht werden und die mit cleveren Belohnungsmechanismen für stetes Weiterspielen sorgen.
Facebook erschliesst den Spielen eine vorher nur schwer zu erreichende, aber umfangreiche Zielgruppe – den casual gamer. Hebelwirkung und Nutzer-Retension liefert das soziale Netz gleich mit. Zum Erfolg beigetragen hat dessen Kontext ausserdem, indem der soziale Aspekt der Spiele ihnen etwas vom Stigma der einsamen Sofatätigkeit nimmt. Das macht die Zeitfresser gerade auch für die weibliche Zielgruppe salonfähig.
Und das zahlt sich aus: Inzwischen können die Social Games ertragsmässig mit den grossen Publishern mithalten, und das obwohl der Markt noch nicht gesättigt scheint. Zyngas angebliche Gewinnerwartung für dieses Jahr lässt sogar das erfolgsverwöhnte World of Warcraft hinter sich.
Auch hierzulande?
Im deutschsprachigen Raum gibt es Versuche, diesen Erfolg zu replizieren, wenn auch zum Teil in etwas anderer Ausrichtung. Das Berliner Startup Wooga (über drei Millionen Nutzer) scheint auf gutem Weg zu sein. Das Zürcher Startup Gbanga hat ebenfalls eine vielversprechende Plattform für Social Games entwickelt, welche sich aber auf mobile Geräte konzentriert und daher nicht direkt von einer Verbreitung über Facebook profitieren kann. Dass dies in einer gut vernetzten Community aber auch nicht unbedingt nötig ist, scheint die Genfer Gründung Everdreamsoft vorzuführen. Mit einem appbasierten Massively-Multiplayer-Rollenspiel für Fans von Trading Cards ist das Team um Shaban Shaame in Japan bereits gut gestartet.
Ein einfacher Markt ist es trotz allem nicht. So tun sich selbst Branchenriesen wie der etablierte Spielentwickler Ubisoft schwer mit einem Einstieg bei den Social Games. Diese verlangen mit einer völlig anderen Spielerdemografie ein komplettes Umdenken, weg von traditionellen Spielkonzepten und letztlich eine vollkommen neue Rezeptur. Die symbiotische Beziehung von sozialem Netzwerk und Spieleentwickler ist ausserdem zwar ein Erfolgsrezept, kann aber zu Schwierigkeiten führen, schliesslich haben die Studios es bei Facebook mit einem Monopolisten zu tun. Gerade Zynga versucht zurzeit, sich aus dessen Umarmung zu befreien.
Trotzdem bleiben die erfolgreichen Spiele eine Geldmaschine. Auch Kritik am Geschäftsmodell und mit dem Facebook-Zugriff verbundene Datenschutzfragen tun den Gewinnen der Anbieter bislang keinen Abbruch.
Fachtagung zum Thema – mit Wettbewerb
Ob eine Schweizer Softwareschmiede bald ein genuines Social Game auf den Markt bringen wird? Wir wären gespannt, von einem hiesigen Startup mit entsprechenden Ambitionen zu hören. Für alle, die dazu noch etwas Inspiration brauchen: Startwerk verlost ein Ticket für die am 29. Juli in München stattfindende Making Games Conference zum Thema Social Games. Zur Teilnahme bis diesen Mittwoch, den 21. eine E-Mail an mich schicken oder einfach per Tippkasten Kontaktdaten hinterlassen. Der Gewinner wird per E-Mail benachrichtigt.
Höchste Zeit: Social Games made in Switzerland? » startwerk.ch « eycooley.de
Guten Tag,
Leider fehlt eine schweizerische erfolgversprechende Start-up aus Lausanne in Ihrem Artikel: http://minsh.net/
Das war das erste entwurfte Spiel, das zweite kommt in ein paar Tagen…
Gruss
Sébastien
Hier ist das Facebook Game von Minsh! Build your lagoon!
http://apps.facebook.com/happy-lagoon