Alles auslagern ausser den Kernkompetenzen? Die Gründerinnen von Gryps sind der Ansicht, dass das nicht immer gelten muss und oft unnötig teuer ist.

Von Gaby Stäheli, Gryps-Offertenportal

Gründertagebuch: Gaby Stäheli von Gryps

Was wir den Interessenten und Nutzern unserer Offertenplattform tagein, tagaus predigen, sollte auch für unser Startup ein Grundsatz sein: „Besinne Dich auf Deine Stärken und Kernkompetenzen und lass den Rest diejenigen machen, die es wirklich können.“

Aber ganz so einfach ist die Sache nicht, wenn man mit seinem Startkapital gut haushalten möchte. Da wir uns vorerst für einen Start ohne Investoren entschieden haben, müssen die Ausgaben hart kalkuliert werden.
Wir mussten uns mit folgenden Themen auseinandersetzen: Entwicklung der Web-Applikation, Entscheid CRM-Tool, Buchhaltung – make or buy? Das war die Frage.
Zu jedem einzelnen Thema galt es verschiedenen Kriterien nachzugehen:

  • Wie hoch sind die Kosten, wenn wir outsourcen und zahlt es sich aus?
  • Wie gross ist unser eigenes Know-how in diesem Bereich?
  • Hat es eine strategische Bedeutung?
  • Wie zeitaufwändig wäre es, die Aufgabe selbst zu erledigen?
  • Können wir unseren Umsatz steigern, wenn wir es selber machen, oder hält es uns nur von umsatzorientierten Tätigkeiten ab?
  • Wie hoch ist das Ausfallrisiko wenn wir es selber machen?

Die Entwicklung von www.gryps.ch lag uns zu Anfang am meisten auf dem Magen. Uns war klar, die externe Entwicklung wäre nur mit Investorengeldern zu realisieren. Doch diese investieren sehr ungern in eine Idee, die nur auf dem Papier vorhanden ist, sie wollen zuerst etwas sehen. Also mussten wir es selber anpacken.
Obwohl Web-Entwicklung nach vielen Jahren verkaufslastiger Tätigkeit sicherlich nicht gerade zu unseren Kernkompetenzen zählt, wurde bald klar, dass ich mich um dieses Thema vorerst selbst kümmern musste. So kam es, dass sich mein Informatikstudium doch noch bezahlt machte, indem ich mich in recht kurzer Zeit Joomla beibrachte um mich dann mit punktueller Unterstützung einer Expertin an die Entwicklung unserer Website zu machen. Joomla kam aufgrund der grossen Community zum Zug und weil es hunderte von Komponenten gibt, die sich für unsere Bedürfnisse eignen. Ausserdem sind wir Fan von OpenSource-Initiativen. Sicher werden wir in absehbarer Zeit ein Redesign von Profis benötigen, aber unter Berücksichtigung unseres knappen Budgets und der Kosten-Nutzen-Betrachtung sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Zudem zeigt das Feedback unserer Anwender, wie sehr diese es schätzen eine klare und schlanke Seite vorzufinden.

Den Betrieb eigener IT und Infrastruktur wollen wir auf ein Minimum beschränken. Die Website wird gehostet, ebenso wie die Softwaretools, die wir benötigen. Das Risiko, einmal ein paar Stunden wegen des Ausfalls beim Hoster auf die Anwendungen verzichten zu müssen ist wesentlich geringer, als wenn wir als non-IT-Cracks durch Unwissenheit einen Ausfall verursachen.

Opensource oder SaaS?

Die Auswahl des richtigen CRM-Tools hingegen war wesentlich schwieriger als wir uns das vorgestellt hatten. Ohne CRM läuft bei uns nichts. Neben der Web-Plattform als Frontend sollte das CRM als Backend-System die komplette Bearbeitung und Verwaltung der Leads ermöglichen. Anfangs war ich noch Feuer und Flamme für ein OpenSource-basiertes Tool wegen der guten Erfahrungen mit Joomla. Da aber unsere Abläufe nicht einem üblichen Verkaufsprozess entsprechen, war bald klar, dass es extrem viel Zeit gekostet hätte, diese Tools ohne externe Unterstützung auf unsere Prozesse anzupassen. Der Going-Live Termin war nur noch wenige Wochen entfernt und da erschien es mir plötzlich zu riskant, sowohl frontend- wie auch backend-seitig auf OpenSource-Applikationen zu setzen ohne tieferes IT-Know-how und die Zeit für Problemfixing. Deshalb fiel am Ende, trotz der hohen funktionalen Abdeckung der OpenSource-Tools, unser Entscheid auf Salesforce, einem kommerziellen SaaS-Anbieter.

Arbeitsteilung

Während ich mich den eher technischen, operativen Themen widmete, war meine Mitgründerin Priska für den gesamten Finanzteil und somit auch für die Buchhaltung zuständig. Da wir unsere knappen Resourcen vor allem auf umsatzbringende Tätigkeiten konzentrieren wollten, war uns klar, dass wir die Buchhaltung auslagern wollten.
Fündig geworden sind wir bei einem Anbieter von Internet-Buchhaltung, der für Startups ein interessantes Gebührenmodell anbietet. Diesen haben wir natürlich auch gleich als Anbieter auf unsere Plattform genommen.

In der Rubrik Startup-Diary schildern Jungunternehmer wöchentlich, mit welchen praktischen Problemen sie in ihrem Gründeralltag konfrontiert werden und welche Lösungsansätze sie gefunden haben.
Der gute Nebeneffekt bei der Beschäftigung mit all diesen Themen ist, dass wir dieses erworbene Wissen sofort als Service auf unserer Offertenplattform weitergeben können. So vermittelt Gryps auch Offerten von CRM Anbietern, von Treuhändern und Buchhaltern, von Webdesignern, Grafikern und vielem mehr.