Das ETH Spin-off PharmaBiome entwickelt eine revolutionäre Therapie bei Darminfektionen, die eine effiziente Alternative zu Stuhltransplantationen darstellt und Komplikationen massiv verringern kann. Kürzlich hat das Startup beim Venture Kick Finale 130‘000 CHF Startkapital gewonnen und CEO Tomas de Wouters war im Sommer bei dem venture leaders US-Programm dabei. Im Gespräch stellt er sein Startup vor, erzählt von Ups & Downs und blickt in die Zukunft.
Tomas, bevor wir uns über PharmaBiome unterhalten, stell dich kurz unseren Lesern vor. Was hast du studiert und gemacht, bevor du deine Firma gegründet hast?
Mein Studium hab ich an der ETH als Lebensmittel-Ingenieur absolviert und 2007 mit einem Master in Food Biotech bei Prof. Lacroix abgeschlossen. Dort habe ich mich mit Bakterien beschäftigt, die Salmonellen bekämpfen. Diese Arbeit hat mir das Potential der Darm-Microbiota (Darm-Flora) vor Augen geführt und mich dazu bewogen ein Doktorat in Paris zu machen wo gerade die ersten internationalen Projekte zum Thema Mikrobiota anfingen. Diese und die darauf folgenden Projekte haben uns die zentrale Rolle der Darm-Mikrobiota für die Gesundheit seines Wirtes gezeigt. Mittlerweile wurde die Darmflora nicht nur mit Darm-Bezogenen Erkrankungen in Verbindung gebracht, sondern auch mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht oder multiple Sklerose. Während meiner Zeit in Paris habe ich massgeblich zu einer Plattform beigetragen, die – mittlerweile kommerziell – Wechselwirkungen der Darm-Mikrobiota mit ihrem Wirt studiert. Die Möglichkeit die Darm-Mikrobiota in ihrer vollen Komplexität zu erforschen hat mich zurück zu Prof. Lacroix an die ETH gebracht, wo wir zusammen die Grundlagen für PharmaBiome entwickelt haben.
Und welches Problem löst dein Startup PharmaBiome?
Die wichtige Rolle der Darm-Mikrobiota im gesunden Menschen macht sich in der Krankheit natürlich am besten bemerkbar. Bekommen Patienten zu viele Antibiotika, können später lebens-gefährdende Bakterien wie Clostridium difficile die Überhand gewinnen. Die zunehmenden Antibiotika Resistenzen erschweren zunehmend die Behandlung dieser Infektionen und machen sie Lebensbedrohlich. Die Einsicht aus den letzten 10 Jahren Forschung, dass die Darm-Mikrobiota ein wichtiger Bestandteil des Menschlichen Organismus ist, hat einer neuen Therapie Aufschwung gegeben: die Stuhl Transplantation. Dabei wird eine gesunde Darm-Mikrobiota in Form von Stuhl transplantiert. Diese etwas unorthodoxe Therapie hat sich in mehreren klinischen Studien als effizienter als die Antibiotikabehandlung erwiesen und den über 10% der Bevölkerung die ein chronisches Darmleiden haben die Hoffnung auf eine Behandlung gegeben. Es mag überraschend klingen, aber man kennt zwar die Bakterien die im Darm wachsen, weiss aber nicht wie man diese züchten soll und bleibt so auf Stuhl für Therapien angewiesen. Neben den offensichtlichen ästhetischen Bedenken, sind Sicherheit die Verfügbarkeit grosse Ungewissheitsfaktoren, die die Anwendung von Stuhltransplantationen auf lebensgefährliche C. difficile Infektionen (CDI) beschränken.
Wir bei PharmaBiome haben die Biotechnologie entwickelt die das isolieren der nötigen Bakterien und das Produzieren von neu zusammengesetzten Bakterien-Cocktails ermöglicht. Damit wollen wir diese vielversprechende Therapie nicht nur den CDI infizierten Patienten sondern allen Darm-Bezogenen Erkrankungen zugänglich machen.
Wie bist du darauf gekommen, das zu machen?
Mit Prof. Lacroix an der ETH und einer Zusammenarbeit mit Prof. Rogler von der Gastroenterologie am Universitätsspitalspital befand ich mich an der richtigen Schnittstelle zwischen Mikrobiologie und Biotechnologie. Mit meiner Erfahrung auf dem Gebiet, habe ich nicht lange gezögert. Wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, sollte man seine Chance beim Schopf packen.
Wie sieht es mit der Konkurrenz aus?
Die schläft natürlich auch nicht und das Interesse von Investoren für die Microbiota ist sehr gross, d.h. es gibt Mittel für schnelle Umsetzungen. Es gibt viele, die versuchen Stuhlbasierte Produkte zu standardisieren aber alle wissen, dass die Lösung darin liegt effiziente, sichere und biotechnologisch produzierbare Produkte zu entwickeln. Das Wissen ist aber noch nicht da, und muss entwickelt werden. Da sehen wir unseren grossen Vorteil denn wir haben dieses rare Know-how.
Was waren die Meilensteine der Firmengeschichte?
Wir arbeiten an unserem Proof of Concept und wollen bis Ende des Jahres in ersten Mausversuchen beweisen, dass unser Ansatz hält was er verspricht. Wir sind auf dem besten Weg dazu und planen daher anfangs 2017 mit der Entwicklung des ersten Lead-Produktes zu beginnen das uns direkt in die präklinische Entwicklung führt, die dann Kapitalintensiver werden wird.
2016 ist ein erfolgreiches Jahr für dein Startup. So hast du beispielsweise am venture leaders Programm teilgenommen. Wie war die Reise in die Staaten?
Super! Als Startup ist es sehr wichtig raus zugehen um seine Ideen challengen zu lassen. In Boston haben Beat Schillig und Jordi Montserrat von venturelab zusammen mit Swissnex Boston ein tolles Programm zusammengestellt, das uns in einer Woche einen wertvollen Einblick in die Lifescience-Szene in Boston gegeben hat.
Vor der Reise stellte sich de Wouters in einem Video vor:
Was hast du dort gelernt?
Durch die vielen Treffen mit sehr kompetenten Unternehmern und Investoren im Biotech Bereich, habe ich viel über die Anforderungen an ein junges Biotech Unternehmen und die Möglichkeiten die das richtige Umfeld bietet gelernt. Kein Startup ist wie das andere, daher ist es super wichtig viele Möglichkeiten kennen zu lernen und davon zu profitieren. Als junges Startup lernt man selten so viel in einer Woche, wie im Venture Leaders Programm.
Im Juni hat PharmaBiome das Venture Kick Finale gewonnen. Wie wird das Startkapital von 130‘000 CHF investiert?
In das Team. Wir haben mittlerweile ein Team von 5 Personen zusammen, welches alle Eigenschaften vereint die es braucht um unsere Produktentwicklung und damit auch die Wertschöpfung voranzutreiben. Die 130.000 CHF geben uns ein wenig Luft, um das Business sowie die Wissenschaft soweit wie möglich voranzutreiben.
Was hast du in den Venture Kick Sessions gelernt?
Beat Schillig und Jordi Montserrat haben mich zu einem sehr frühen Zeitpunkt dazu gezwungen mir die wichtigen Fragen zu stellen. Gibt es einen Markt, wie schöpfen wir Wert und wie bringen wir den zum Markt, was brauch ich dazu, und so weiter… Uns hat es sehr geholfen früh genug diese wichtigen Fragen anzugehen. Resultat: wir haben ein super Team und sind well on track.
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venture leaders China
Zum dritten Mal steht die zehnköpfige Crew der Schweizer Startup Nationalmannschaft in den Startlöchern, um auch 2016 den chinesischen Markt zu erobern. Im Rahmen des venture leaders China Programms erhalten die Finalisten eine einmalige Business Development-Reise in die Wirtschaftsmetropolen Peking, Shanghai, Shenzhen und erstmalig Hong Kong. Am 8. September kannst du in Zürich die zehn Gewinner kennenlernen und Know-how über den chinesischen Markt tanken. Melde dich hier an.
PharmaBiome: «Als Startup lernt man viel bei venture leaders» | E-COMMERCE-NEWS.NET