Das Zürcher Startup Ava will Paaren helfen, ihren Babywunsch mit einem innovativen Sensor-Armband zu erfüllen. Wir haben uns mit Lea von Bidder, Mitgründerin und Marketingverantwortliche von Ava getroffen, um über den aktuellen Erfolg, das Leben in San Francisco und über die Zukunft des Startups gesprochen.
In der Nähe von Wiedikon treffen wir Lea von Bidder in den neuen Büro-Räumlichkeiten von Ava. Alle Mitarbeitende sitzen im gleichen Raum. Es gibt keine Trennwände, sondern nur einen Meeting-Raum und vor dem Eingang einen Kickerkasten, «der ab und zu nach Feierabend verwendet wird», wie von Bidder schmunzelnd erklärt.
Sie und König sind eher selten in Zürich. Er lebt momentan mit seiner Familie in den Staaten und von Bidder baut in San Francisco ein weiteres Office auf. «Nach meinem Studium habe ich gemerkt, dass ich es liebe, im Ausland zu sein», sagt sie. So hat sie beispielsweise eine Schokoladen-Firma mit Schweizer Qualitätsstandard in Asien gegründet und deswegen knapp zwei Jahre in Bangalore gelebt. Nachdem sie die Firma verlassen hat, kehrte sie in die Schweiz zurück. Nach nur wenigen Tagen traf sie König und war von seiner Geschäftsidee begeistert und stieg bei Ava ein.
Das Gerät ist ein Armband und hilft Paaren, Kinder zu kriegen. Doch wie genau funktioniert es? Von Bidder erklärt: «Es erkennt aufgrund von physiologischen Parametern die fruchtbaren Tage der Frau innerhalb des Menstruationszyklus. Verglichen mit bisherigen Methoden ist die Lösung deutlich präziser und komfortabler.» Das Gerät basiert auf einer patentierten Multi-Sensor-Technologie und wird über Nacht getragen. «Diese genaue Messung erlaubt uns zu erkennen, wann eine hormonelle Veränderung bei der Frau stattfindet. So erkennt man das Fruchtbarkeitsfenster frühzeitig.»
Strategie-Wochenenden
Gegründet wurde das Unternehmen 2014. Und in kurzer Zeit hat das Startup einiges erreicht. So hat Ava 130‘000 CHF im Finale der Venture Kick Initiative gewonnen, eine Finanzierungsrunde von 2.6 Millionen USD mit internationalen Investoren und Business Angels letzten Herbst abschliessen können und, wie erwähnt, ein Office in San Francisco eröffnet, für das von Bidder zuständig ist. Die Firma beschäftigt mittlerweile 19 Personen. «Wir gehen alle drei Monate für ein ganzes Wochenende zusammen irgendwo hin und besprechen unsere Strategie. Jeder kann seine Meinung äussern.» Womit natürlich auch der Teamgeist gefördert wird.
CEO Pascal König nahm letztes Jahr am venture leaders US-Programm teil und konnte einige interessante Kontakte knüpfen: «Neben den Kontakten, die man sonst nie erhalten würde, hat mir der Zusammenhalt mit den anderen venture leaders gefallen.» Es sei spannend gewesen, herauszufinden, dass man ähnlichen Problemen begegne. «Ich stehe mit einigen heute noch eng in Kontakt.» Die diesjährigen Gewinner stehen bereits fest und bereiten sich auf die Reise im Juni vor. Am Donnerstag werden sie offiziell in Lausanne vorgestellt.
Amerikanische Mentalität
Auch das Pitchen sei sehr interessant gewesen. «Die Amerikaner haben eine andere Mentalität. Alles ist euphorischer und grösser. Da muss man die Schweizer Zurückhaltung etwas ablegen», sagt König. Geholfen haben dabei auch Beat Schillig und Jordi Montserrat von venturelab, die die venture leaders in die USA begleitet haben. König sagt: «Die beiden leben das Ganze! Sie haben uns mit ihrer leidenschaftlichen Art durch die Reise begleitet und uns gezeigt, dass man sich nicht zurückhalten darf. Ich habe viel von ihnen gelernt.»
Dass man in den Staaten grösser denkt, bestätigt von Bidder: «Die US-Szene ist extrem dynamisch und schnell. Und die Visionen sind sehr gross. Die meisten Menschen, die ich in San Francisco getroffen habe, suchen mit ihren Startups nach international gültigen Lösungen. Sie trauen sich auch, an Lösungen zu arbeiten, bei denen noch nicht ganz klar ist, in welche Richtung sie sich entwickeln.»
Ava weiss, in welche Richtung es gehen soll. «Wir haben uns entschieden, dass die USA unser Zielmarkt sind – somit liegt der Fokus nun darauf, vor dem Launch im Sommer die Vorverkäufe voranzutreiben. Es sieht momentan sehr gut aus. Und auch die klinischen Resultate stimmen uns glücklich», sagt sie.
Unterstützung durch die Swisscom StartUp Challenge und swissnex
Wie der Markt in den USA tickt, hat von Bidder auch im Rahmen der Swisscom StartUp Challenge erfahren. Ava war unter den fünf Gewinnern 2015. (Nicht verpassen: Die Anmeldung für die kommende Ausgabe läuft noch.) Von Bidder reiste im Namen von Ava im Oktober 2015 mit ins Silicon Valley und nahm an dem einwöchigen Mentorenprogramm teil. Sie habe sich über den Sieg sehr gefreut. «Digital Health ist ein spannendes Thema für Grosskonzerne. Und wir haben einen internationale Anspruch, was wiederum zu den Ansprüchen von Swisscom passt.» Sie konnten viele Leute mit Ihren jeweiligen Kontakten kennenlernen, die wiederum andere Leute kennen. «Wir haben dadurch ein tolles Netzwerk aufbauen können», sagt sie. Kurz nach der Reise konnte sich das Team von Ava über eine Finanzspritze freuen. Swisscom Ventures förderte Ava und einen weiteren Gewinner der Silicon Valley Reise, Crowd, mit finanziellen Mitteln aus dem eigenen Early Stage Fund.
Eine weitere grosse Hilfe in den USA für von Bidder war swissnex, die auch im Rahmen der venture leaders Reise in Boston und New York unterstützend dabei sind ist. «Um den US-Markt zu testen, hat uns swissnex für ein paar Monate ein Office in San Francisco zur Verfügung gestellt. Das hat uns natürlich sehr geholfen. Mittlerweile haben wir ein eigenes Büro. Aber im Anfangsstadium haben sie uns enorm unter die Arme gegriffen.» Dafür sei man dankbar.
Nun warten Sie mit Spannung den Launch im Sommer ab. Da Ava im Gegensatz zur Konkurrenz auf eine einzigartige Technologie setzt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass der Launch einen grossen Impact haben wird. Von Bidder lässt sich aber zu keiner Prognose hinreissen: «Wir warten ab. Sobald man erste Zahlen nennen kann, wissen wir mehr.»
Erfahre mehr über Ava in diesem Erklärungsvideo:
Ava: Schweizer Startup verhilft zum Babyglück - E-COMMERCE-NEWS.NET