Auch wenn viele über den Schritt in die Selbstständigkeit nachdenken, kommen nur wenige wirklich in die Umsetzung. Grund dafür sind vermutlich die vielen Vorurteile, die mit einer Existenzgründung in Verbindung stehen. Sei es das vermeintlich fehlende Startkapital oder wirtschaftliche Know-how, die Angst vor dem Scheitern oder der hohe bürokratische Aufwand. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2020, spielt ersteres dabei die wichtigste Rolle: Das fehlende Startkapital.
Natürlich ist die Annahme nicht unbegründet, dass eine Existenzgründung mit gewissen Investitionen einhergeht, die je nach Umfang des Geschäfts größer oder kleiner ausfallen. Man könnte also sagen, je kleiner das Startkapital, desto kleiner das Geschäft. Aber ist ein kleines Geschäft, welches langsam wächst und ohne großen zeitlichen Aufwand nebenberuflich betrieben kann nicht besser, als überhaupt nicht in die Umsetzung zu kommen? Immerhin sammelt man in dieser Phase unglaublich viele Erfahrungen und kann teure Fehler vermeiden, da der Cashflow noch sehr gering ist.
In diesem Artikel soll es genau darum gehen, und zwar in Bezug auf den Online-Handel. Denn obwohl es sich dabei grundsätzlich um ein sehr kapitalintensives Geschäft handelt, existiert eine Einstiegsmöglichkeit, die ganz ohne Startkapital funktioniert. Die Rede ist von Reselling, also dem Handel mit Gebrauchtware/Handelsware über Marktplätze wie Amazon, Ebay und Co. Das Grundprinzip hinter Reselling ist, gezielt nach Angeboten zu suchen, die man aufwerten kann, die zu günstig angeboten werden, zu verschenken sind oder aus anderen Gründen teurer verkauft werden können. Diese Vorgehensweise bezieht sich zunächst nur auf Gebrauchtware, kann bei Erweiterung des Geschäfts aber auch auf Handelsware, Restposten und Mischpaletten angewendet werden. Man kann bei bestimmten Großhändlern beispielsweise Paletten mit Retouren von Amazon kaufen.
Für die Recherche nach Angeboten sucht man grundsätzlich auf Marktplätzen mit kleinerem Kundenkreis (z.B. Flohmarkt, Ebay-Kleinanzeigen, Großhändler) und verkauft die eingekauften Produkten anschließendem mit professionellem Angebot auf Marktplätzen mit größerem Kundenkreis (z.B. Ebay oder Amazon). Beispiel: Produkte auf einem Flohmarkt können nur an die dortigen Besucher, also ein paar hundert oder tausend Personen verkauft werden. Die Nachfrage ist also, zumindest bei allgemeinen Flohmärkten, vom Glück abhängig und gerade bei speziellen Produkten nicht besonders hoch. Verkauft man ein Produkt jedoch auf Ebay, steht dieses Millionen von Kunden zur Verfügung und wird der Zielgruppe sogar ausgespielt, wenn diese danach sucht. Die Nachfrage ist also deutlich höher, wodurch schlussendlich auch ein teurerer Preis verlangt werden kann.
Die allgemeine Nachfrage nach solchen Produkten ist z.B. ziemlich gering, dennoch kann über einen Marktplatz exakt die entsprechende Zielgruppe angesprochen werden.
Tipp: Was man im Reselling eher nicht macht, ist Produkte bei großen Marktplätzen einzukaufen, um diese bei kleineren anzubieten. Wenn man sich wirklich gut in bestimmten Produktbereichen auskennt (z.B. Sneaker, Briefmarken, Kleidung etc.), können schlecht vermarktete Angebote gekauft und auf demselben Marktplatz mit optimiertem Marketing erneut angeboten werden. Dafür ist allerdings eine gewisse Expertise erforderlich.
Das sind die erzielten Verkaufspreise zweier Angebote mit exakt dem gleichen Produkt.
Das Grundprinzip hinter Reselling sollte nun klar sein, aber wie startet man also konkret und kann das überhaupt ohne Startkapital funktionieren?
Zu Verschenken Angebote
Je länger ein Haushalt besteht und je mehr Personen in diesem Haushalt leben, desto voller sind in der Regel die Keller und Bücherregale. Nicht selten wollen Familien diese angestauten Produkte auf einen Schlag loswerden und bieten ganze Kisten auf Ebay-Kleinanzeigen als zu verschenken Inserat an. Besonders Bücher sind beliebte Verschenk-Artikel, da der Verkauf einzelner Exemplare für die meisten zu aufwendig ist. Diese Kisten kann man abholen, wertvollere Bücher einzeln auf Ebay verkaufen und den Rest gebündelt an Rebuy oder Momox schicken. Mit dieser Methode kann in der Regel genug Startkapital für den Kauf der ersten richtigen Produkte gesammelt werden.
Selbst ausmisten
Das Sammeln vieler Produkte im Laufe der Zeit trifft vielleicht auch auf einen selbst zu. Es kann also nicht schaden, einmal die eigenen Dinge durchzugehen bzw. den Keller auszumisten. Oft findet man dort interessante Dinge, von denen man vielleicht gar nicht gedacht hat, dass es dafür einen Markt gibt. Meistens kann aber immer davon ausgehen, dass es für jedes Produkt in gutem Zustand irgendwo eine Nachfrage gibt, die man auf Marktplätzen wie Ebay bedienen kann. Denn dort wird gezielt nach speziellen, seltenen oder gebrauchten Produkten gesucht.
Wichtig: Diese Methoden sind besonders am Anfang wichtig, um erstmal etwas Startkapital aufzubauen. Wer langfristig mit Reselling Geld verdienen möchte, sollte sich einen bestimmten Bereich aussuchen und dort Experte werden, um sowohl im kleinen Rahmen, als auch im B2B-Bereich die besten Angebote zu finden.
Allgemeine Voraussetzungen für den Start
Wie für jede andere Selbstständigkeit auch, muss für Reselling ein Gewerbe angemeldet werden. Das kostet etwa 15-65 € und funktioniert in der Regel online. Ist auch dafür noch kein Geld vorhanden, kann man das Gewerbe auch nach dem Verkauf der eigenen Gegenstände anmelden. Sobald man jedoch Produkte einkauft, um diese gewinnbringend zu verkaufen, braucht man einen Gewerbeschein.
Anschließend folgt die steuerliche Registrierung. Dabei handelt es sich um ein Formular vom Finanzamt, welches für den Erhalt einer Steuernummer und Umsatzsteuer ID ausgefüllt werden muss. Eine Umsatzsteuer ID ist nicht gesetzlich verpflichtend, muss als Reseller aber unbedingt beantragt werden, da diese Nummer für den Verkauf auf Marktplätzen erforderlich ist. Die Kleinunternehmerregelung kann trotzdem in Anspruch genommen werden. Jetzt heißt es nur noch, ein Geschäftskonto zu eröffnen (z.B. online bei N26) und sich auf allen relevanten Marktplätzen für den Ein- und Verkauf zu registrieren.