Das Jahr 2020 stand bisher ganz im Zeichen des Homeoffice. Zur grossen Überraschung zahlreicher Branchen und deren Chefs funktioniert die Organisation und Kommunikation mithilfe digitaler Hilfsmittel besser als gedacht. Der monatelange erfolgreiche Testversuch wird nun nach Ansicht vieler Experten die Digitalisierung weiter vorantreiben. Entgegen allen Unkenrufen lässt sich Arbeit auch durch Skype und Co effizient organisieren und durchführen.
Homeoffice als Selbstzweck
Für eine Berufsgruppe kommt die Entwicklung der letzten Monate nicht überraschend. Sie sind es seit jeher gewohnt von zu Haus aus zu arbeiten und ihre Meetings mithilfe von Videokonferenzen abzuhalten. Die Remote Worker haben sich längst ihr eigenes Büro eingerichtet und kennen das, was seit Beginn des Jahres für Überraschungen gesorgt hat, aus ihrem täglichen Arbeitsablauf. Sie übernehmen Assistenzarbeiten, schreiben Artikel und stimmen sich mit ihren Auftraggebern und Partnern per Skype oder mithilfe einer Projektsoftware online ab.
Dabei spielt die Branche keine Rolle. Die Arbeitsweise kommt nicht nur beim Erstellen von Grafiken, sondern auch beim Schreiben oder Organisieren zur Anwendung. Man kann sie für jede Form von Auftragsarbeit einsetzen. Wer in der Glücksspielbranche arbeitet, nutzt sie zum Recherchieren und Verfassen von Artikeln über das Spielen von Slots, genauso wie über News-Beiträge. Alles, was man zu Fachbegriffen, wie Joker, Scatter oder Gewinnmöglichkeiten wissen muss, lässt sich online recherchieren. Das Homeoffice bietet disziplinierten Arbeitern sogar jede Menge Vorteile. Es gibt keine Ablenkung durch Zeitressourcen-fressende Tätigkeiten. Der Auftragnehmer kann sich voll und ganz seinem Werk widmen. Manche treffen ihre Chefs selten bis nie. Nun sind auch die Arbeitnehmer offenbar auf den Geschmack gekommen. Immer mehr von ihnen können sich mit dem Homeoffice anfreunden.
Deutsche Unternehmen zeigen sich aufgeschlossen
Das unterstreicht auch eine neue Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung. Dort haben mehr als 93 Prozent der befragten Unternehmen angegeben zukünftig vermehrt Videokonferenzen nutzen zu wollen. Zwei Drittel gaben an, dass sie ihre Mitarbeitergespräche bereits digital führen. Interessant ist auch die Entwicklung bei den Einstellungsgesprächen. Jedes zweite wird bereits über Skype und Co geführt und spart so allen Beteiligten Zeit. Die technischen Hürden werden als nicht allzu gross empfunden, viel schwerer wiegt die neue Form der Kommunikation.
Diese muss an die Distanz angepasst werden, viele Verantwortliche tun sich damit noch etwas schwer. Beeindruckend ist auch das Ausmass, das Homeoffice in den letzten Wochen angenommen hat. 2019 hatten nur wenige Mitarbeiter der befragten Unternehmen die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten. Zuletzt waren es rund 70 Prozent der Angestellten. Diese Daten sind zwar nicht vollständig valide, denn andere Untersuchungen kommen auf deutlich geringere Prozentsätze. Doch davon abgesehen scheint klar zu sein, wohin der Weg führt.
Das grosse Umdenken hat eingesetzt
Die Firmen und ihre Verantwortlichen haben festgestellt, dass ihre Vorurteile gegenüber dem Homeoffice grösstenteils unbegründet waren. Eine Umsetzung lässt sich rasch in die Wege leiten, die Arbeitsabläufe leiden nicht sehr darunter. Gleichzeitig kann man durch ein verstärktes Angebot an seine Mitarbeiter die Kosten senken. Kein Wunder also, dass in der oben zitierten Studie 42 Prozent der Unternehmen bestätigten das Angebot zum Homeoffice zukünftig ausweiten zu wollen. Sie haben schliesslich gute Erfahrungen damit gemacht. Rund 90 Prozent kamen zu dem Schluss, dass die Fortführung ohne nennenswerte Einschränkungen oder Problemen möglich sei.
Lange Zeit hatten die Arbeitgeber ihren Angestellten diese Möglichkeit verwehrt. Nun scheint alles anders zu sein. Das wird allerdings auch eine Umstellung der Unternehmenskulturen nach sich ziehen. Chefs mit Kontrollzwang werden Probleme bekommen, diesen zukünftig bei ihren Mitarbeitern auszuleben. Dieser massive Wandelt gibt den Mitarbeitern jedoch gleichzeitig mehr Gestaltungsfreiheit. Mit der Möglichkeit zum Homeoffice steigt die Zufriedenheit. Die Unternehmen hingegen können sich über eine bessere Produktivität und mehr Attraktivität für zukünftige Bewerber freuen. Das sieht nach einer klaren Win-win-Situation für alle aus. Doch das Homeoffice birgt auch einige Gefahren in sich.
Der Teufel liegt im Detail
Dazu zählen das Abwälzen der Arbeitsorganisation, die ständige Erreichbarkeit, sowie die Aufhebung der Trennung zwischen Privatem und Beruf. Wer vorwiegend zu Hause arbeitet, ist von der betriebsinternen Kommunikation abgeschnitten. Das Zusammengehörigkeitsgefühl geht verloren, die Mitarbeiter werden sozusagen unsichtbar. Das führt in weiterer Folge auch dazu, dass sie weniger gehört werden. Diese neue Arbeitswelt führt zu einer weiteren Beschleunigung der Arbeit, warnen Arbeitsrechtsexperten. Damit werden sich Unternehmen und Mitarbeiter in der nächsten Zeit beschäftigen müssen. Jetzt sind alle Beteiligten gefragt, ihre Erfahrungen in den Diskussionsprozess mit einzubringen. Nur dann ist gewährleistet, dass tatsächlich eine schöne neue Arbeitswelt entstehen kann.