Velosuisse verkündete bereits Anfang des Jahres: „2017 war ein gutes Velojahr.“ Woran der Verband das festgemacht hat? An 338.000 verkauften Pedelecs und Fahrrädern, Kinderfahrräder ausgenommen. Das satte Plus von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr konnte nur ein Bereich der Fahrradbranche toppen: der E-Bike-Bereich. Dort lag die Wachstumsrate bei 16,3 Prozent. 90.000 E-Bikes wurden 2017 verkauft. Damit toppt die E-Bike-Sparte auch die Wachstumsrate des Vorjahres. Von 2015 auf 2016 lag die Wachstumsrate nämlich bereits bei 14,1 Prozent. Getoppt wird dieser Bereich von den Überfliegern der Branche: den Mountainbikes. Mit einem Absatzplus von 38,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sind sie nach wie vor Spitzenreiter der Branche. Die Konsequenz aus dieser Entwicklung? Die E-Bike-Branche steigert nicht nur ihren Absatz, sondern offeriert auch pfiffigen Gründern Optionen, wie dieser Beitrag zeigen wird.
Wer von einem E-Bike spricht, der denkt meist an Modelle wie dieses – mit gut sichtbarem, großem Akku, der auch mächtig viel Gewicht auf die Waage bringt. In der Start-Up-Praxis sind hingegen eher Leichtgewichte und smarte, neue Erfindungen unterwegs.
Ein Münchner Start-Up spart am Gewicht, aber nicht an der Technik
Mit nur 13 Kilogramm ist das E-Bike, das Thomas Janowski, Paul Klarhöfer und Maximilian Gassner seit 2016 entwickeln, ein Fliegengewicht. Vorgestellt haben die drei ihre Erfindung direkt im Fernsehen – und zwar der Jury von „Das Ding des Jahres“ (Pro Sieben). Wie viel allein die Vorstellung im TV gebracht hat, beweisen diese eindrucksvollen Zahlen: Die Online-Besucher-Anzahl stieg von 17 auf 5000 noch während der Ausstrahlung. Wenige Tage später knackten sie die 100.000er Marke. 800 neue Follower sind ebenfalls ein Zeichen dafür, dass diese PR-Aktion eine Punktlandung war. Anfang des Jahres schaffte es das Start-Up Ridetronic bis ins Finale der Show.
Ihre Idee: Das E-Bike aus seiner Nische zu holen und als kultiges Lifestyle-Produkt zu promoten. Der Akku, der beinahe unsichtbar in der Nabe integriert ist, bringt dem E-Bike von Ridetronic die notwendige Motorunterstützung. Ist der Akku leer, bleibt das E-Bike jedoch so leicht, dass sich die Pedale immer noch treten lassen. Weitere technische Details, wie etwa eine USB-Schnittstelle, die es ermöglicht mit dem Smartphone Licht zu erzeugen, kommen on top. Vom Ridetronic E-Bike gibt es zwei Varianten: Ein Upgrade-Modell, das Anfang des Jahres noch bei 1.500 Euro lag und ein komplettes E-Bike für 2.500 Euro. Und genau diese zwei Faktoren sind der Hacken an der Sache, denn: Der Preis ist mächtig hoch, weil das Start-Up noch keine großen Mengen produziert.
Die Konkurrenz ist groß – und besteht nicht nur als jungen Start-Ups
Ridetronic ist nicht das einzige Start-Up-Unternehmen, das versucht auf den E-Bike-Zug aufzuspringen. Es gibt noch zahlreiche andere Gründer, die in die Boom-Branche drängen, in der es mittlerweile E-Bikes in allen Fahrradvarianten – von Fully, Hardtail und Crossbike bis Citybike, Trekkingbike und S-Pedelec – gibt. Fachhändler wie Bikester bieten nicht nur eine breite Auswahl, sondern auch den besten Mix aus diesen und anderen Innovationen der Branche.
- Bike-Energy setzt nicht etwa direkt am E-Bike an: Das Start-Up-Unternehmen aus Österreich möchte ein Netz aus Ladestationen ins Land bringen. Flächendeckend. Die Ladestation ist so konzipiert, dass sie zumindest mit 80 Prozent der Pedelecs kompatibel ist. Der Clou ist: Wer umweltbewusst das E-Bike laden möchte, kann auch Solarstrom dafür nutzen. Größer dimensionierte Ladestationen, an denen auch Elektroautos nachladen können sowie Ladeplätze, die eine Absperrfunktion on top offerieren, sind die Zukunftsmelodie des Start-Ups.
- Die Erfindung von Fazua, ein evation-Antrieb, ist mittlerweile fester Bestandteil vieler Fahrradhersteller. Unter anderem bei CUBE, Focus und Fantic wird der evation-Antrieb mittlerweile verbaut. Was die Fazua-Erfindung unterscheidet, ist der leichte Akku, der gerade einmal gute drei Kilogramm auf die Waage bringt und sich durch das schmale Design direkt im Unterrohr verbauen lässt. Doch auch für das Fahrgefühl wird das Start-Up-Unternehmen regelmäßig gelobt.
- Die Start-Up-Gruppe Superpedestrian hat ihr Copenhagen Wheel mit einer Wechseloption ausgestattet. Das heißt: Das Vorder- oder Hinterrad mit Motor kann schnell gegen die Variante ohne Motor ausgetauscht werden. Das Unternehmen aus Kopenhagen stellt damit ein Rad zur Verfügung, das nicht nur mit smarten Funktionen ausgestattet ist, sondern auch noch in Echtzeit reagiert und sich damit minutengenau auf den Fahrstil anpasst.
- Durch und durch smart sind die Erfindungen, die Comodule in die E-Bike-Branche streut. Im Fokus stehen dabei Funktionen, die das Finden einer Route erleichtern und darüber hinaus für Sicherheit und Diebstahlschutz sorgen. Eine weitere Besonderheit des Start-Ups ist das Light-Electric-Vehicle.
- Urban X setzt auf den Wechselkurs. Gewechselt wird beim Start-Up aus New York nicht etwa Geld, sondern das Vorder- bzw. Hinterrad. So wird aus dem normalen Fahrrad ein Pedelec. Was der Radler dafür auf sich nehmen muss, sind sieben Kilogramm an zusätzlichem Gewicht. Der Lohn ist eine Fahrgeschwindigkeit zwischen 20 und 30 Stundenkilometern.
Dass das E-Bike ein Thema der Start-Up-Branche ist, zeigt auch ein Blick in die Schweiz: Das Velotaxi-Basel bietet einen ökologischen Fahrdienst mit Rikscha-Feeling und YouMo startete mit E-Bikes im Cruiser-Design durch.
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