Das Zürcher Startup Blinq reitet auf einer Erfolgswelle. Als Dating-App gestartet, ist das Unternehmen nun durch Beacons im Mobile Advertising tätig. Kürzlich hat APG|SGA das Startup übernommen und in die Firma integriert. Wie sich dieser Prozess auf das Startup auswirkt, erklärt Mitgründer Alex Zimmermann.

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Die beiden Köpfe hinter Blinq: Jan Berchtold (l.) und Alex Zimmermann.

Alex, bevor wir uns unterhalten, stell dich kurz unseren Lesern vor.
Ich habe einen Master in Accounting & Finance der Universität St. Gallen und einen Master in International Management der ESADE Business School in Barcelona. Im zweiten Semester des Studiums habe ich mein erstes Unternehmen uniseminar.ch gegründet. Meine Anteile habe ich dann nach dem Studium an der HSG verkauft um einen zweiten Master in Barcelona zu absolvieren, sowie mich kulinarisch und kulturell in dieser Stadt weiterzubilden.

Du hast mit Blinq für Aufsehen gesorgt. Was ist Blinq?
BLINQ ist eine Dating Community, die nach einem ähnlichen Konzept funktioniert wie Tinder. Man erstellt in 2 Minuten ein Profil mit seinen Fotos und kann dann andere Profile mit HI oder BYE bewerten. Sagen sich zwei Mitglieder der Community HI gibt es einen Match und man kann miteinander chatten. Der Unterschied zu Tinder ist, dass man bei BLINQ zuerst von der bestehenden Community aufgenommen werden muss. So können wir die Qualität der Nutzerbasis garantieren und Fake Profiles minimieren. (Weitere Infos über das Startup findest du im Interview mit venturelab.) Zudem haben wir mit „Now“ eine Funktion bei der man sieht wer in unmittelbarer Nähe ist auch wenn die andere Person die App nicht gerade geöffnet hat. Hier arbeiten wir mit der Technologie von Uepaa, einem befreundeten Startup aus Zürich.

Wie bist du darauf gekommen, das zu machen?
BLINQ entstand aus einer Bieridee von Jan, meinem Mitgründer, und mir. Wir waren in Flims in den Bergen und haben uns Gedanken gemacht, wie man sehr einfach neue Leute kennenlernt. Dabei sind wir zum Schluss gekommen, dass es zwar online schon Lösungen gibt, diese aber viel zu kompliziert sind. So haben wir dann begonnen BLINQ aufzubauen.

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Alex Zimmermann: «ich kann venturelab und das IFJ anderen Jungunternehmern empfehlen.»

Dating ist aber nicht der einzige Nutzen der App. Was habt ihr sonst noch daraus gemacht?
Wir haben früh mit neuen Technologien experimentiert um das Nutzererlebnis zu verbessern. Dazu gehören Beacons, die wir in Clubs und Bars installiert haben. Dadurch konnten wir unsere Nutzer in Echtzeit miteinander verbinden, wenn sie in der gleichen Bar oder im gleichen Club sind. Zudem konnten wir aus diesen Daten eine Heatmap bauen, die anzeigt in welchen Clubs momentan die meisten und attraktivsten Leute sind.
Dadurch sind wir dann auf die Idee gekommen, dass wir die Technologie auch für andere Zwecke nutzen können. Wir haben dann begonnen Angebote und Werbung basierend auf dem Standort unserer Nutzer anzuzeigen. Diese Technologie haben wir neben der Dating App weiterentwickelt und auch anderen Apps zur Verfügung gestellt.

Du hast an Programmen vom venturelab teilgenommen. Kannst du uns von diesen Events berichten?
Wir sind Teil des Founders Circle der uns viele gute Connections und Events ermöglicht hat. Zu den Events wurden immer hochkarätige Referenten eingeladen und die Gruppengrösse war sehr familiär, was einen guten Austausch und Fragen ermöglichte. Zudem stand ich in regem Austausch mit Stefan Steiner, der mich mit wertvollen Tipps versorgt hat und mit dem ich mich jederzeit challengen konnte.

Wie haben diese euch geholfen, um die Firma voranzutreiben?
Ich habe einige spezifische Events ausgesucht zu Themen bei denen ich persönlich noch nicht viel Knowhow hatte. Bei der Steuerthematik und auch bei der Strukturierung von Mitarbeitervergütungen konnte ich deshalb viel lernen.

Würdest du es anderen Jungunternehmern weiterempfehlen?
Ja, ich kann venturelab und das IFJ anderen Jungunternehmern empfehlen. Es gibt viele Events zu spezifischen Themen, die man sich aussuchen kann.

Kürzlich hat APG|SGA Blinq übernommen. Und wie ist das zu Stande gekommen?
APG|SGA hat unsere Software für das Werbetargeting gekauft und unser Team integriert. Wir haben mit dem Team nun in die Büros der APG|SGA gewechselt. Ansonsten hat sich bis jetzt noch nichts gross geändert. Wir haben den für uns notwendigen Freiraum und können weiter als Startup innerhalb des Konzerns agieren. Das war uns sehr wichtig bevor wir den Vertrag unterschrieben hatten.
Es ist dazu gekommen, weil wir mit der APG|SGA einen Test gemacht haben mit Beacons an den Plakatstellen. Das Management war dann von unserer Lösung überzeugt, welche perfekt in die Strategie von APG|SGA im Bereich von Mobile Advertising Bereich gepasst hat. Wir als ehemaliges BLINQ Team implementieren nun die Technologie hier im Konzern und kümmern uns um das Business Development im Bereich der mobilen Werbung.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Wir bauen nun ein schweizweites Netzwerk von Beacons an unseren Plakatstellen und in Zusammenarbeit mit Partnern auf. Unser Ziel ist Out-of-Home Werbung an Plakaten und Digitalscreens mit standortbasierter Werbung auf Smartphones zu verbinden. So begleiten wir den Konsumenten den ganzen Tag ausser Haus an den verschiedenen Touchpoints.

Ihr habt einen befristeten Vertrag für ein Jahr. Was soll danach passieren?
Wir arbeiten hier als sogenanntes „AdTech Lab“, das das Ziel hat neue Möglichkeiten in der Aussenwerbung in Kombination mit Smartphones und anderen neuen Technologien zu testen und in den Markt zu bringen. Für uns wie auch für die APG|SGA ist dies ein Test, den wir bewusst auf ein Jahr limitiert haben. Falls wir erfolgreich sind, können es sich aber beide Seiten gut vorstellen den Vertrag zu verlängern.

Welche Schweizer Startups muss man deiner Meinung nach im Auge behalten?
Ich finde Felfel bietet einen sehr guten Service. Aus ihrem Kühlschrank, den wir hier bei der APG haben, esse ich fast jeden Tag. Es gibt noch sehr viel Potential für gutes, gesundes und schnelles Essen.