Das Schweizer Unternehmen Exsila feierte 2016 10-jähriges Bestehen. Seit einer Dekade werden auf der Plattform Artikel munter getauscht, anstatt verkauft. Neu können die Benutzer mit der Funktion «In meiner Nähe» mit Leuten aus der Umgebung tauschen. Wir haben CEO Remo Uherek zum neuen Feature befragt und wagen mit ihm einen Blick in die Zukunft.  

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Neu kann man mit der Funktion «In meiner Nähe» mit Personen aus der Umgebung Sachen tauschen.

Vor einem Jahr hat Exsila angekündigt, dass das Unternehmen wieder eine reine Tauschbörse wird. Remo Uherek freut sich über diesen Entscheid. «Die Rückkehr zu den Exsila-Punkten hat viel Mut gebraucht. Von einem Tag auf den anderen fielen 35 Prozent der Transaktionen weg», sagt er. Man wusste, dass das Tauschen in Exsila-Punkten besser funktioniert und auch mehr Spass mache.

Dies hat sich nun bestätigt. «Seit der Umstellung hat sich die Anzahl Transaktionen in Exsila-Punkten rund verdoppelt. Das heisst, dass wir den Verlust nicht nur kompensieren konnten, sondern haben 25 Prozent mehr Transaktionen als vorher.» Man gewann eine viel klarere Positionierung. Nun ist Exsila wieder eine reine Tauschplattform und lebt vom Grundsatz «Tauschen statt Kaufen».

Exsila wird von einem kleinen aber leidenschaftlichen Team betrieben. «Wir sind stolz darauf, mit so wenigen Leuten bis zu 1000 Transaktionen am Tag abwickeln zu können», sagt Uherek. Seit letztem Jahr sei man von fünf auf sieben Mitarbeiter gewachsen, weil man sich Bereich Android und iOS stärken will. Seit dem Sommer ist die Exsila App für iPhone und Android verfügbar. Damit ist die Plattform noch bequemer zu benutzen.

«In meiner Nähe»
In praktisch allen Gemeinden der Deutschschweiz gibt es Dutzende bis Hunderte Exsila-Mitglieder. Allein an der Strasse in Basel, an der Uherek wohnt, seien 17 Mitglieder registriert. «Meist ist es teuer und mühsam, grosse Sachen per Post zu verschicken», sagt er. Dieses Problem löse man mit der Funktion «In meiner Nähe». Neu wird bei jedem Angebot die Distanz zwischen Käufer und Verkäufer angezeigt und man kann alle Kategorien nach Distanz sortieren. Er fügt an: «So werden beispielsweise in 500m Umkreis zu meiner Wohnung mehr als 250 Bücher angeboten.»

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Remo Umherek, CEO von Exsila: «Meist ist es teuer und mühsam, grosse Sachen per Post zu verschicken», sagt er. Dieses Problem löse man mit der Funktion «In meiner Nähe».

Dadurch erhofft man sich, dass das Tausch-Erlebnis viel persönlicher wird, wenn man bei jemandem in seiner Nähe bestellt. Der Verkäufer spart Porto & Verpackung und «es besteht die Chance auf einen netten Kontakt.» All dies gab es schon immer auf Exsila. Bisher war es aber eher ein Zufall, dass man jemanden aus seiner Nähe entdeckt hat.

Die Gefahr, dass die User Exsila umgehen und direkt miteinander verhandeln, sei nicht gross. «Exsila-Mitglieder sind heute schon eingebettet in ein grösseres Ökosystem. Man leiht sich Dinge unter Nachbarn, bringt Sachen in die Brockenstube oder koordiniert sich auf WhatsApp oder Facebook», sagt Uherek. Trotzdem brauche es eine Plattform, wo man ungebrauchte Sachen erfassen und publizieren kann. Er erläutert: «Ich möchte ja nicht mehrere Leute anfragen müssen, bis ich ein gewünschtes Buch gefunden habe.»

Und auch wenn es in Einzelfällen einen Tausch ausserhalb des Systems gibt, dann möchte man lieber, dass die Kommunikation über Exsila stattfindet als auf WhatsApp oder Facebook. Deshalb plant das Unternehmen die Kommunikations-Funktionen für Mitglieder auszubauen und eine bequeme Chat-Funktion zu integrieren. Exsila ist in allererster Linie eine Community und diesen Aspekt möchte man stärken.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Im Interview in August erzählte Uherek, dass man den Schritt ins Ausland erst wagt, wenn sich die Firma in der Schweiz verzehnfacht hat. Wie sieht es nach einem Jahr aus? «Das Potenzial in der Deutschschweiz ist weiterhin enorm und noch lange nicht ausgeschöpft», sagt er. «Unsere Herausforderung ist die Erklärungsbedürftigkeit von Exsila für Neumitglieder, und dass wir nur ein sehr limitiertes Marketingbudget haben. Wir setzen primär darauf, dass wir von bestehenden Fans weiterempfohlen werden.»

Dank der Tauschwährung verkaufe man Dinge rund 3 x schneller als mit Schweizer Franken. Viele Mitglieder sind überrascht, wie schnell man Sachen auf Exsila loswird. Wie man eine Firma internationalisiert, hat Uherek bei venture leaders in 2008 gelernt. «Das ist ein grossartiges Programm, das mir enorm viel gebracht hat.» Sobald man das Potenzial in der Schweiz ausgeschöpft hat, steht der Internationalisierung nichts mehr im Weg. Im nächsten Jahr werden die venture leaders neuerdings auch Halt in Silicon Valley, im Mekka der Startup-Welt, machen.

Zukunftspläne
Das zukünftige Exsila wird noch stärker mobil und lokal sein. Bücher, Kinderwagen, Möbel, Kleidung oder Spielsachen werden per App getauscht und direkt lokal übergeben. Das mühsame Verpacken und Verschicken soll, wenn immer möglich, entfallen und durch persönlichen Kontakt ersetzt werden. «Darüber hinaus werden wir die Weiterempfehlungsfunktionen stärken», sagt Uherek. Man möchte «Tauschen statt Kaufen» zu einer Bewegung machen, um der Wegwerfmentalität entgegenzuwirken. Sharing ist ein weltweiter Megatrend und Exsila scheint mittendrin zu sein.