Deposit Solutions bietet offene Architektur für Tages- und Festgeldanlagen in Europa. Die im europäischen Markt einzigartige Technologie ermöglicht es Banken, die Privatkundeneinlagen einwerben möchten, ihre Sparprodukte auf der Offenen-Architektur-Plattform zu listen und damit zur Vermarktung durch andere Banken verfügbar zu machen. Im Juli ist die Firma in die Schweiz expandiert und hat Thomas von Hohenhau zum Country Manager Schweiz und Chief Client Officer der obersten Führungsebene ernannt. Wir haben uns mit dem Startup-Kenner über seine neuen Aufgaben und über die Schweizer Startup-Szene unterhalten.

Thomas, stell dich unseren Lesern vor.
Ursprünglich komme ich aus Bayern und bin südlich von München aufgewachsen. Ich bin aber bereits zum Studium in die Schweiz gekommen und habe in Zürich einen Bachelor in Betriebswirtschaft und in St. Gallen (HSG) einen Master in Banking und Finance gemacht. Neben der Uni habe ich ein kleines Startup im Bereich Informationstechnologie mitgegründet, das wir dann 2009 an ein deutsches mittelständisches Medienhaus verkauft haben.

Du hast für sieben Jahre für Julius Baer in einer Führungsposition gearbeitet. Was für Erfahrungen hast du dort gemacht?
Angefangen habe ich als Head of Business Development und war vor allem in den Bereichen Projekt Management, Strategie und Business Technology tätig. Aufgrund des enormen Wachstums der Julius Bär Gruppe in dieser Phase war das eine sehr interessante Zeit mit immer neuen Herausforderungen. So konnte ich an vier Bankenintegrationen massgeblich mitarbeiten und habe dann 2012 die Gesamtleitung für die Eingliederung des globalen Merrill Lynch Portfolio Managements in die Julius Bär übernommen. Die letzten eineinhalb Jahre war ich dann als Head Portfolio Management für alle nicht-schweizerischen Portfolio Management Einheiten verantwortlich.
Ich glaube, dass es überaus sinnvoll ist, zu Beginn seiner Karriere für einen grösseren Konzern zu arbeiten, um sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte grosser Organisationen kennenzulernen. Bei meiner Tätigkeit in der Julius Bär Gruppe haben mir vor allem der internationale Aspekt und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kulturkreisen sehr gut gefallen.

bild_farbe_tvh

Thomas von Hohenhau ist im Sommer zum Country Manager Schweiz und zum Chief Client Officer der obersten Führungsebene von Deposit Solutions erannt worden.

Reden wir über Deposit Solutions. Was macht ihr? Welches Problem löst ihr?
Über unseren Service können Sparer mit nur einem Konto die Tages- und Festgeldangebote vieler Banken nutzen. Der aufwändige Prozess mit Einzelkontoeröffnungen, diversen Postident-Verfahren und Onlinebanking-Zugängen. Darüber hinaus bieten wir Banken eine schlüsselfertige Lösung, damit sie Ihren Kunden unsere Angebote über eine White-Label-Lösung ebenfalls zugänglich machen können.
Neben den Sparern, die in Zeiten des aktuellen Niedrigzinsumfeldes wieder attraktive Renditen auf ihr Tages- und Festgeld erhalten, profitieren auch die angebundenen Banken von unserer Lösung: Banken, die unsere offene Architektur in ihr Onlinebanking integrieren, können ihren Kunden eine Lösung für das aus Kundensicht wichtigste Anlageprodukt bieten. Zudem erhalten Sie eine Möglichkeit, überschüssige Liquidität an die Banken auszusteuern, die auf der Suche nach Einlagen sind.

Seit Juli ist Deposit Solutions in der Schweiz vertreten. Wieso die Schweiz?
Mit Privatkundeneinlagen von über 700 Milliarden Schweizer Franken ist die Schweiz einer der größten Märkte für Spareinlagen weltweit. Schweizerische Sparer verlieren jedes Jahr Schweizer Franken im mehrstelligen Millionenbereich, weil sie auf das Tages- und Festgeld nur Zinsen bekommen, die weit unterhalb der Inflationsrate rangieren. Gleichzeitig belasten hohe Privatkundeneinlagen die Bilanz vieler Banken, die sie zu negativen Zinsen bei der Schweizerischen Nationalbank parken müssen. Mit unserer Offenen-Architektur-Plattform können wir hier eine Lösung bieten, die für Sparer und Banken gleichermaßen interessant ist. Die Expansion in die Schweiz ist daher der nächste logische Schritt in der europäischen Wachstumsstrategie von Deposit Solutions.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?
deposit-solutions-logo_4c
Wir wollen die Führungsrolle als Offene-Architektur-Plattform für Privatkundeneinlagen weiter ausbauen und die Transformation des 9 Billionen Euro schweren europäischen Marktes für Privatkundeneinlagen vorantreiben. Dabei erleben wir eine große Nachfrage von Banken, die ihren Kunden mit unserer Plattform ein attraktives Angebot für einfache Sparprodukte unter der bestehenden Bankverbindung bieten wollen. Im Juli haben wir unsere zweite Funding-Runde erfolgreich abgeschlossen, internationale Venture-Fonds haben 15 Millionen Euro in Deposit Solutions investiert.

Du bist im Vorstand der Young SECA mit Stefan Steiner von venturelab. Was sind deine Aufgaben dort?
Mit der Young SECA versuchen wir seit über 5 Jahren, eine Brücke zwischen jungen Investoren und Investment Professionals auf der einen Seite und der Startup Branche auf der anderen Seite zu schlagen. Seit diesem Jahr sind wir von einer Working Group zu einem vollwertigen Chapter der SECA Organisation erklärt worden. Das ist meiner Ansicht nach ein klares Zeichen dafür, dass unser Konzept hier erfolgreich angenommen wird. Die Young SECA ist mit ihren rund 200 Mitgliedern inzwischen einer der führenden Vereinigungen für Junginvestoren in der Schweiz.

Du bist ein Business Angel. In welche Startups hast du investiert?
Da ich ja, schon früh meine eigenen Erfahrungen im Startup Bereich gesammelt habe, hat mich dieses Thema nie ganz losgelassen. Durch meine Tätigkeiten im Board der Globals Shapers Zurich (eine World Economic Forum Initiative) und der Young SECA hatte ich ausserdem immer einen engen Kontakt zur dortigen FinTech- und Startup-Szene. Dadurch halte ich immer Ausschau nach Möglichkeiten, mich zu engagieren. Meine letzten Investments waren in Wunschbild.com – einem Anbieter für individuelle Bildausschreibungen für Werbeagenturen – und PixeedArt – einer Onlinegalerie für Fotokunst.

Wie siehst du die Schweiz als Startup-Land im internationalen Vergleich?
Ich glaube, die Schweiz ist in diesem Bereich wirklich eine Medaille mit zwei Seiten. Zum einen gibt es eine hervorragende Infrastruktur mit exzellenten Universitäten, Förderprogrammen und einem generellen Innovationsgeist. Auf der anderen Seite sind die Kosten für Personal und Miete im internationalen Vergleich sehr hoch, was besonders für Startup in einer frühen Phase zum Problem werden kann. Der Fakt, dass die Politik hier mit der #StartupSteuer noch weiter Hürden schafft, ist für mich unverständlich.
Mit der hohen Dichte an Banken und anderen Finanzdienstleistern stellt die Schweiz im Bereich FinTech aber grundsätzlich einen sehr attraktiven Markt dar. Deshalb hat sich Deposit Solutions als eines der führenden FinTech Unternehmen Europas auch dazu entschieden, diesen Markt systematisch zu erschliessen. In der letzten Zeit mussten wir vor allem darüber lesen, dass sich Schweizer Startups nach Berlin oder Kalifornien verlagert haben. Ich bin froh, dass mit Deposit Solutions endlich auch mal ein erfolgreiches Fintech Unternehmen in der Wachstumsphase in die Schweiz expandiert.