Felix Plötz (33) ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und hat mehrere Startups gegründet – ohne dabei den sicheren Job bei einem Grosskonzern künden zu müssen. Wie er das geschafft hat, erklärt er in seinem aktuellen Buch „Das 4-Stunden-Startup“. Wir haben uns mit ihm über das Werk, über seinen Werdegang und zukünftige Projekte unterhalten.
Felix Plötz hat in seiner Karriere zwei Startups gegründet und erfolgreich verkauft – eines im letzten Herbst, das andere im zu Beginn des Jahres. Kurz darauf ist er in einem Berliner Startup als Gesellschafter eingestiegen und baute dort den Vertrieb auf. Außerdem schreibt er Bücher über Startups bzw. unternehmerische Projekte neben dem normalen Job. Er ist überzeugt davon, dass vielmehr Leute ihr eigenes Ding machen könnten. Viele wollen aber den sicheren Job nicht künden, um ein eigenes Unternehmen zu gründen. Dass das nicht sein muss bzw. dass man trotz Anstellung den Traum von der eigenen Firma verwirklichen kann, erklärt Plötz in seinem Buch „Das 4-Stunden-Startup“, das im Februar erschienen ist.
Felix, dein letztes Buch «Palmen in Castrop-Rauxel» hat mittlerweile durchaus Kultstatus unter den Gründerbüchern bekommen. Was erwartet uns in deinem Buch?
Ja, das stimmt, der Erfolg des letzten Buchs hat uns selbst überrascht. Dass ein crowdfinanziertes Selfpublishing-Projekt im umkämpften Buchmarkt solche Beachtung finden würde, hätten wir uns am Anfang wirklich nicht erträumt. Und dass dieses Herzblut-Projekt dann auch noch dazu führen könnte, dass ich den „inoffiziellen“ Nachfolger der berühmten „4-Stunden-Woche“ schreiben würde, hätte ich mir ehrlich gesagt noch viel weniger träumen lassen.
Wie kam es genau dazu?
Die Idee zu „Das 4-Stunden-Startup“ hatte ich schon jahrelang im Kopf. Allerdings hatte ich einen ganz anderen Titel dafür im Sinn. Es sollte eigentlich „Her mit dem schönen Leben“ heißen. Im Buch geht es darum, wie ich mein eigenes Ding machen kann, ohne dafür zu kündigen! Fast jeder kennt doch diesen Gedanken „eigentlich müsste man mal“… Wie viele Gespräche in den Kaffeeküchen größerer und kleinerer Unternehmen fangen so an? Das Problem ist: Am Ende scheitern die coolsten Ideen an der Aussicht, dass man für die Umsetzung kündigen muss. Zu viele geile Ideen werden einfach nicht angegangen, weil in unseren Köpfen das „entweder oder“-Mantra noch zu sehr verankert ist. Entweder Sicherheit oder Selbstverwirklichung. Entweder Angestellter sein oder sein eigenes Ding aufziehen. Entweder Geld oder Glück. Das ist Bullshit. Es geht beides. Wir haben heute die Möglichkeiten dazu.
Das klingt für mich sehr nach „schönem Leben“. Wie kam es letztlich zum Titel „Das 4-Stunden-Startup“?
Als der Verlag mein Buch-Konzept vorliegen hatte, war denen klar, dass es „Das 4-Stunden-Startup“ heißen muss und es 7 Jahre nach Veröffentlichung der „4-Stunden-Woche“ Zeit für einen „inoffiziellen“ Nachfolger ist. Es ist übrigens der gleiche Verlag, der damals Timothy Ferriss nach Deutschland geholt hat. So wurde aus „Her mit dem schönen Leben“ „Das 4-Stunden-Startup“. Aber am Inhalt hat es nichts geändert: Wie kann ich mir ein zweites Standbein aufbauen, das meine Talente und Fähigkeiten wachsen lässt und mir gleichzeitig Geld einbringt. Das ist für mich ein erstrebenswertes Ziel. Und darum geht’s.
Woher kommt eigentlich diese enorme Motivation, sich mit der Gründung von Unternehmen zu beschäftigen und gleichzeitig Ratgeber zu schreiben?
Der Stein des Anstoßes kam irgendwann im Jahr 2012. Ich selbst war gerade dabei, mein Unternehmen als „4-Stunden-Startup“ aufzuziehen, als ich das erste Mal über die sogenannte „Generation Y“ las, zu der ich ebenfalls gehöre. Plötzlich konnte ich in all den Artikeln nachlesen, dass man uns bei allem ans Händchen nehmen müsste, da wir alleine nichts gebacken bekämen.
Nachdem die erste Empörung über diese Unverschämtheit langsam verschwunden war, wurde mir klar: Wir kriegen ganz viel gebacken. Aber was uns fehlt, sind authentische Vorbilder, die zeigen wie es geht. Es sind doch häufig ganz normale Typen, die die coolsten Ideen haben. Ich war auch satt von diesen stereotypen Gründerstories, in denen Ex-McKinsey-Berater irgendein ein Ding züchten, um es ein paar Monate später für ein paar Millionen zu verticken. Es ist ja toll, wenn das klappt, aber es ist nicht alles. Und so gründet man auch nicht als „normaler“ Mensch.
Du machst auch Vorträge. Wer bucht dich?
Ich spreche üblicherweise bei großen Mittelständlern und in Konzernen, um einen frischen Impuls von außen zu geben. Das reicht von echten Hidden Champions irgendwo auf dem platten Land bis hin zu Weltkonzernen wie BMW. Es geht in meinen Vorträgen darum, den Startup-Spirit in der eigenen Organisation zu wecken. Den Anstoß zu geben, mehr auszuprobieren und mehr Innovation zu wagen.
Die vorhin beschriebene Generation Y ist dabei ebenfalls ein Thema. Gibt es diese Generation Y wirklich oder ist das bloß eine Erfindung von Soziologen?
Ich halte es für Schwachsinn zu sagen: „alle zwischen 1980 und 2000 Geborenen sind so und so“. Nur weil man rein rechnerisch dazu gehört, heißt das ja nicht, dass wir aus einer Schablone entstanden wären. Allerdings: Ein bisschen anders als unsere Vorgänger sind wir schon. Viele ziehen beispielsweise eine interessante Stelle mit einer steilen Lernkurve einer langweiligen, aber gut dotierten Stelle vor. Es ist auch kein Wunder, dass viele Konzerne in die Röhre schauen, wenn sich High Potentials lieber bei Start-ups bewerben. Ein Teil im Buch beschäftigt sich mit genau dieser Frage: Wie kann ich meinen Angestellten mehr Startup-Spirit und Freiraum bieten – wodurch beide Seiten profitieren.
Dein Buch ist für potenzielle Gründer geschrieben. Wie merkt man eigentlich, dass man das Zeug zum Gründer hat?
Im Buch zeige ich, wie man durch den „Startup-Thinking“-Ansatz systematisch auf gute Geschäftsideen kommt. Ich denke, wenn man diese Herangehensweise berücksichtigt, sich dabei keine unvernünftigen Risiken aufbürdet und für ein Startup den Platz in seinem Leben hat – der soll es ausprobieren! Wie viele hielten sich für große Unternehmer und sind gescheitert. Und noch spannender: Wie viele hätten sich niemals getraut und hatten doch die besten Ideen! Probiert euch aus. Was gibt es –wenn man es richtig angeht- denn zu verlieren? Ich denke, nicht viel.
Du hast deinen ersten Bestseller ja mit Crowdfunding finanziert. Wie beurteilst du die Vor- und Nachteile dieser Art der Finanzierung. Würdest du es wieder so machen?
Auch auf diese Frage gehe ich im Buch detailliert ein. Crowdfunding kann ein hervorragender „Proof-of-concept“ sein. Allerdings darf man nicht unterschätzen, welcher zeitliche Aufwand damit verbunden ist. Um die 10.000 € für „Palmen in Castrop-Rauxel“ zusammenzubekommen, mussten wir ganz schön trommeln. Aber es hat sich gelohnt: Wir haben es in viele große Medien (Welt, Spiegel Online, Stern Extra, usw.) geschafft, was uns wiederum enormen Auftrieb gegeben hat. Eine kuriose Geschichte: Über eines der Magazine ist ein Leser mit uns in Kontakt getreten. Er ist selbst Unternehmer, steht auf der Liste der 500 reichsten Deutschen und fand unser Projekt „cool“, wie er uns schrieb. Er hat sich am Projekt mit einem 4-stelligen Betrag beteiligt. Er wollte lieber anonym bleiben, aber wir haben natürlich getroffen und sind immer noch in Kontakt. Neben dem Markttest, kann Crowdfunding also auch die spannendsten Kontakte ergeben.
Felix Plötz im Interview: «Uns fehlen authentische Vorbilder» | E-COMMERCE-NEWS.NET