Viele der besten Zürcher Hightech-Startups setzen sich bereits intensiv mit dem Gedanken auseinander, den Kanton Zürich zu verlassen. Grund sind exorbitante Rechnungen von der Vermögenssteuer an die Adresse der Gründer und Business Angels. Diese werden fällig, sobald ein Startup eine grosse Finanzierungsrunde realisiert. Denn der Kanton Zürich hat begonnen, den Steuerwert nicht mehr anhand der Substanz, sondern anhand des letztbezahlten Emissionspreises im Rahmen von Kapitalerhöhungen festzulegen. Viel steht dabei auf dem Spiel, denn es droht die Abwanderung der innovativsten und am schnellsten wachsenden Schweizer Unternehmen ins Ausland. Nach Climeworks, Uepaa und Movu meldet sich nun mit STAFF FINDER ein weiteres Jungunternehmen zu Wort, welches die neue Regelung des Zürcher Steueramtes als untragbar empfindet. Wir haben uns mit CEO Viktor Calabrò getroffen und nachgefragt, wie sein Unternehmen mit der neuen Situation umgeht. 

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STAFF FINDER ist ein Just-in-Time Marktplatz für flexible Arbeit. Die Firma will die einfachste Verbindung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein. Mittlerweile sind über 5’000 Unternehmenskunden und über 80’000 Mitarbeitende auf der Plattform registriert. «Wir sind über die letzten Jahre sehr stark gewachsen und haben viele Gründe unser 5-jähriges Jubiläum zu feiern! Wir treiben unsere internationale Expansion voran und wollen unsere Idee von der Arbeitswelt der Zukunft in die Welt hinaustragen», sagt Calabrò.

Mit dem neuen Country Manager Switzerland Gianni Valeri von Adecco erhält das Unternehmen starke Unterstützung und Branchen-Erfahrung. Obwohl STAFF FINDER auf einer Erfolgswelle reitet, kann Calabrò nicht nachvollziehen, dass man Startups in der Schweiz mit Entwicklungsprogrammen fördert und ihnen gleichzeitig mittels einer unsinnigen Steuerpraxis das Leben schwer macht: «Sobald Startups erfolgreich werden, verscheucht man sie!»

Schwierigkeiten neue Investoren zu finden
Dank einer substanziellen Finanzierungsrunde mit internationalen institutionellen Investoren kann das Startup das internationale Wachstum jetzt in Angriff nehmen. Calabrò ist überzeugt, dass die neue Zürcher Steuerpraxis die Kapitalsuche erschweren wird: «Wir haben die Steuerthematik bereits zu spüren bekommen, als wir in der Schweiz Schwierigkeiten hatten, neue Investoren zu finden. Denn neben dem Investitionsrisiko müssen Business Angels auch noch ein beträchtliches Steuerrisiko tragen.» Bei grossen Finanzierungsrunden wird dieses Steuerrisiko schnell untragbar. Erst recht für die Gründer.

«Es bleibt nichts anderes übrig als umzuziehen»
«Investoren, die an die Firma und ihr Wachstum glauben, bezahlen bei einer Kapitalerhöhung einen Aktienpreis, welcher das Erfolgspotenzial spiegelt. Sie gehen eine Wette ein, ihren Einsatz mit einem Multiplikator zurückzuerhalten», führt Calabrò aus. Das Problem ist nur, dass das in der Realität nur bei einem von zehn Investments gelingt. Solange kein erfolgreicher Exit realisiert sei, reflektieren bezahlte Investorenpreise keine real vorhandenen und handelbaren Werte, sondern reine Zukunftshoffnungen.

Trotzdem bittet jetzt der Kanton Zürich alle Gründer und Business Angels basierend auf diesen rein virtuellen Vermögenswerten zur Kasse. «Die Konsequenz ist, dass man als Unternehmer Privatkonkurs macht, weil man die Steuern gar nicht zahlen kann.» Man habe zwar Anteile an einer Firma, aber kein Cash. Also müsste man seine Anteile eigentlich verkaufen. Das kommt aber natürlich für die Investoren nicht in Frage. «Es bleibt also nichts anderes übrig als umzuziehen und womöglich den Firmensitz zu verlagern», sagt Calabrò. Er hat privat die Konsequenzen bereits gezogen und lebt jetzt im Nachbarkanton Schwyz. «Im Kanton Zürich konnte ich finanziell nicht überleben.»

Auch das Schweizer Fernsehen hat sich mit Calabrò über seine Situation unterhalten:

stefan-steinerBist du von der Steuerthematik selber betroffen oder hast du Fragen? Stefan Steiner, Managing Director von venturelab in der Deutschschweiz, hilft dir gerne weiter: sts@venturelab.ch; +41 (0)71 242 98 88

Und weitere Informationen zum Steuer Thema findet man zusammengefasst im Steuer Dossier von venturelab: www.venturelab.ch/startupsteuer

Wir haben bereits mit hochkarätigen und international aufstrebenden Zürcher Startups (Climeworks, Movu und Uepaa) über dieses Thema gesprochen. Auch sie sagen, dass Jungunternehmer gezwungen sind, den Kanton zu verlassen – oder zumindest sich um einen Wegzug Gedanken machen müssen, um nicht in den Ruin getrieben zu werden.