Silvan Küng und Pirmin Giger wollen mit Relish Guitars den internationalen Gitarrenmarkt neu definieren. Bereits 2014 gewannen sie bei der Venture Kick Initiative das Finale und wurden unter die TOP 100 der besten Schweizer Startups gewählt. Im Gespräch erzählt Küng von ihren Anfangstagen, über einen Tritt in den Hintern und eine einmalige Begegnung mit Motörhead.
Schon von vielen Musikexperten hat man folgenden Spruch gehört: «Das Rad der Rock- und Gitarrenmusik kann man nicht neu erfinden.» Dies mag zum Teil stimmen, doch ist noch genügend Raum für Innovation vorhanden. Die Luzerner Gitarren-Fanatiker Silvan Küng und sein Kollege Pirmin Giger beweisen das mit ihrer Firma «Relish Brothers AG», die mit Leidenschaft E-Gitarren herstellen. Die Firma wurde im November 2013 gegründet.
Was ist neu an ihren Gitarren? Küng sagt: Seit 60 Jahren werden praktisch alle E-Gitarren genau gleich hergestellt: Man nehme ein Massivholz, mache Einfräsungen, baue die Elektronik rein, lackiere das Ganze und fertig ist die Gitarre. Der Markt schreit jedoch schon länger nach Innovation.»
Küng und Giger produzieren elektrische Gitarren, die aufgrund einer neuen Bauweise und Materialien einen einzigartigen Klang generieren. «Unser Ziel ist es elektrische Gitarren zu bauen, welche einen hochwertigeren Output mit einem weiten Klangspektrum besitzen und absolut hochwertig verarbeitet sind– Swiss Made Guitars. Musiker aus aller Welt dürfen wir mit dieser Vision zu neuer Inspiration verhelfen», erklärt er. Die erste Gitarre, die die beiden auf den Markt gebracht haben, heisst «Jane». Die neueste trägt logischerweise den Namen «Mary» – siehe Video weiter unten.
Das Gitarrenspielen hat er seinem Geschäftspartner Giger beigebracht: «Ich habe zusammen mit ihm schon zu Jugendzeiten über eine gemeinsame Firmengründung sinniert. Als ich vor 15 Jahren Pirmin die ersten Gitarrenakkorde zeigen durfte und er mir vor 5 Jahren zeigte, wie man eine eigene Gitarre bauen kann, hätten wir in jenen Momenten nie gedacht, dass wir beide den internationalen Gitarrenmarkt neu definieren werden.»
2014 haben sie das Venture Kick Finale gewonnen und 130’000 CHF Startkapital erhalten. Küng sagt: «Jeder der gewonnenen Schritte von Venture Kick 1 bis 3 kamen gerade zum richtigen Zeitpunkt.» Dennoch sei es vor der Jury nie einfach gewesen. Die Experten waren stets gut vorbereitet und haben die Gitarrenhelden mit Fragen herausgefordert. «Manchmal war es Kick’in’the’Ass, aber immer so, dass es uns weiter gebracht hat und als wir schlussendlich gewonnen haben, war es überwältigend», sagt er. «Damit konnten wir unsere ersten Prototypen und unsere erste Serienproduktion finanzieren und uns erstmals auf internationaler Ebene vorstellen.» Im aktuellen Venture Kick-Jahresbericht findet ihr weitere spannende Anekdoten von Küng und Giger.
Im selben Jahr wurden sie auf Platz 62 der Top 100 Auswahl der besten Schweizer Startups gewählt. Die Auszeichnung habe den beiden Anerkennung sowohl bei Investoren als auch bei der Presse eingebracht.
Nun ist der internationale Markt das klar formulierte Ziel der Relish Brothers. Daher würde sich für sie eine Teilnahme am internationalen venture leaders Programm lohnen. Küng sagt dazu folgendes: «Ja, wir gehen mit unserem Produkt international. Hinsichtlich den Vereinigten Staaten und dem venture leaders USA haben wir ein zu sehr marktspezifisches Produkt, wo wir uns an internationalen Musikmessen effizienter in Szene setzen können. Doch das venture leaders China Programm ist sicher ein Thema für uns.»
Ende Januar durften die beiden am NAMM ’16 in Kalifornien teilnehmen, die grösste Musikmesse weltweit. Hersteller, Distributoren, Musikhändler und Musiker geben sich dort die Klinke in die Hand. Der Trip hat sich gelohnt. «Es war bereits unser zweiter Ausflug an die Messe. Dieses Mal haben wir einen Deal mit einer grösseren Gitarrenladenkette in Japan abschliessen können. Ausserdem konnten wir weitere Händler in den USA für uns gewinnen und hatten nach der Messe alle Gitarren verkauft, die wir mitgenommen haben», sagt Küng mit Stolz.
Die Zukunft sieht rosig aus. So zählen bereits bekannte Rockstars zu den Kunden von Relish Guitars, wie Steve Vai, Thomas Nordegg, Jack Johnson, oder Aloe Blacc. Auch Weltstar Stevie Wonder kam mit einer Entourage von 100 Personen an ihrem Messestand vorbei und probierte ihre Gitarre aus. Dennoch gibt es für Küng und Giger noch einiges zu tun, um ihre Ziele zu erreichen. «Wir müssen die Vertriebsstruktur weltweit vergrössern und wollen bis kommenden Sommer eine Finanzierungsrunde für unsere Wachstumsphase abschliessen», sagt Küng.
Das manchmal Träume wahr werden können, beweist diese Anekdote: Ende 2015 ist die Rocklegende Lemmy Kilmister von Motörhead leider verstorben. Silvan Küng und Pirmin Giger verbindet eine Geschichte mit den Rocklegenden: «An einem der letzten Konzerte von Motörhead durften wir sie im Backstage kennen lernen und unsere Gitarre «Jane» vorstellen. Gitarrist Phil Campbell war so inspiriert, dass er die Gitarre unmittelbar live gespielt hat – und wir waren inmitten der tausend Zuschauern und haben unsere selbstgebaute Gitarre anhören dürfen», äussert sich Küng bewegt.