Das Zürcher Startup Pregnolia will das Risiko von Frühgeburten senken. Das hat sich Sabrina Badir – CEO und Gründerin der Firma – zum Ziel gesetzt. Wie sie das schafft, welche weiteren Ziele sie verfolgt und wie es ist, bei Kerzenschein vor Experten zu pitchen, erklärt sie uns im Gespräch.
Mit nur einem pinken Ballon und ein paar Slides ausgestattet, stand Sabrina Badir im vergangenem November am «Falling Walls Lab» in Berlin auf der Bühne und stellte ihr Projekt namens Pregnolia vor. Die Zuschauer und die Jury waren begeistert und sie erhielt den Preis für «Innovator of the Year 2015». Doch was macht Pregnolia genau? «Pregnolia entwickelt ein Diagnosegerät zur Erkennung von Frühgeburten. Die Sonde des Gerätes wird auf den Gebärmutterhals vaginal aufgesetzt und misst die Steifigkeit des Gewebes innerhalb von Sekunden», sagt Badir. Ist ein Gebärmutterhals zu weich, ergreifen Gynäkologen schwangerschaftserhaltende Massnahmen. Eine typische Massnahme ist eine Hormontherapie mit Gestagen, welches das Gewebe versteift. Oder eine sogenannte «Cerclage», bei der ein stützendes Band um den Gebärmutterhals geschlungen wird.
Im Juli entschieden sich Badir und ihr Kollege und Mitgründer Francisco Delgado (CTO) mit Pregnolia ernst zu machen. Damals hiess das Projekt noch Pregnostics. Weshalb es zur Namensänderung kam, erklärt Badir: «Wir mussten kürzlich feststellen, dass im Sommer, als Pregnostics das erste Mal einen Wettbewerb gewonnen hat, eine Firma kurz danach den Namen im Markenregister eintragen liess. Endlich tauchen wir in den Medien auf und dann passiert das – ein unschöner Fund.» Badir und Delgado wurde klar, dass Pregnostics nicht mehr in Frage kam. Nach langem Hin und Her habe man sich für Pregnolia entschieden. Im September ist Annette Burggraf (Clinical Operations Manager) hinzugestossen. «Letzte Woche haben wir Pregnolia AG gegründet», sagt Badir. Der Markteintritt in der Schweiz sei auf 2018 geplant. Danach sollen Europa und die USA folgen.
Um international tätig zu sein, benötigt es ein entsprechendes Netzwerk. Badir hat hierzu schon einen Plan: «Wir werden uns für das venture leaders Programm bewerben, denn wir möchten unser Gerät international verkaufen.» Sie ist überzeugt davon, dass sie sich gegen die harte Konkurrenz durchsetzen kann. Was es benötigt, um in Wettbewerben zu reüssieren oder auch Investoren zu überzeugen, lernte sie kürzlich bei den Workshops von Venutre Kick, den sogenannten Kickers Camps:«Ich konnte von der direkten Art der beiden Trainer, Jordi Montserrat und Beat Schillig, sehr profitieren und versuche ihr Feedback umzusetzen. Mir ist bewusst geworden, was Investoren sehen möchten und wie ich es präsentieren kann, damit es klipp und klar ist und keine Missverständnisse hervorruft.» Investoren wollen das Potenzial einer Firma sehen und möchten wissen, wie man sich von der Konkurrenz unterscheidet. Diese Kerninfos machen den Business Case für Investoren weitaus interessanter.
Improvisation aufgrund eines Stromausfalls
An dem bereits erwähnten Falling Walls Lab in Berlin hat Badir viele neue Leute kennengelernt. «Der Event war ein inspirierender und spannender Anlass. Die Gewinner und Gewinnerinnen durften am Tag danach an der Falling Walls Conference neben Nobelpreisträger präsentieren – ein unbeschreibliches Gefühl!» Den nächsten Erfolg feierten Badir und ihre Kollegen bei Venture Kick, wo sie im Dezember 20‘000 Franken an der zweiten Pitchrunde gewannen und sie weitere Trainings und die Aussicht auf 100’000 Franken erwarten. «Das war eine spezielle Erfahrung, denn an dem Tag fiel das Lettenwerk aus und halb Zürich lag lahm – so auch der Strom im Impact Hub Zürich, wo die Pitchs stattfanden. Bei Kerzenschein durfte ich improvisieren und meinen Pitch machen. Es hat mich sehr gefreut, dass die Präsentation auch ohne Slides überzeugt hat», sagt Badir und lacht.
New pitching style at Venturekick: Candles and no projector – there’s a power outage in Zurich Kreis 4! pic.twitter.com/xd3DYNdF7I
— Penny Schiffer (@PennySchiffer) 9. Dezember 2015
Die Ideen sind da. Nun fehlt lediglich das liebe Geld. Sabrina Badir hofft auf eine Finanzierungsrunde. «Wir benötigen circa 1,5M CHF, um die nächsten Schritte machen zu können.» So wolle man die klinische Studie beenden, aus dem Prototypen ein kommerzialisierbares Gerät bauen, das KOL-Netzwerk (=Key Opinion Leaders) pflegen, an Kongressen die wissenschaftliche Resultate vorstellen und sich auf den erhofften Markteintritt 2018 vorbereiten. «Wir haben kürzlich von einer Stiftung rund 300‘000 CHF Unterstützung erhalten und haben weitere Projektanträge eingereicht.» Dass das restliche Geld irgendwie aufgetrieben wird, bezweifeln Badir und ihre Kollegen nicht. Am Ende setzt sich eine gute Idee immer durch und wir wünschen dem Team viel Glück am Venture Kick Finale.
Sabrina Badir’s Pitch an den Falling Walls Lab in Berlin wurde auf Video festgehalten: