Was für ein Start in die Woche: Der digitale Versicherungsmanager Knip sichert sich die grösste Fintech-Finanzierung der Schweizer Geschichte und erhält 15 Millionen Franken. Im exklusiven Interview mit CEO Dennis Just erfahrt ihr alle Einzelheiten dazu.

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Dennis, Knip hat sich zu einem Startup-Darling gemausert und startet voll durch. Kannst du trotzdem den paar wenigen, die deine Firma nicht kennen, Knip kurz vorstellen.
Mit der Knip-App machen wir für Kunden Versicherungen einfach, transparent und mobil. Erstens bekomme ich einen Überblick über alle meine Versicherungsinformationen: Wann habe ich meinen Vertrag überhaupt abgeschlossen und wann läuft er aus, wie viel zahle ich wann für welche Versicherung. Zusätzlich ist die ganze Police in der App hinterlegt. Bei Bedarf habe ich also immer Zugriff auf alle Details.
Zweitens bieten wir unabhängige Beratung. Unser Team besteht aus Versicherungsexperten mit einigen Jahren Berufserfahrung, die dank Festgehalt ehrlich beraten können. Sie erhalten keine Provision und können daher so beraten wie sie das bei ihren Freunden und Familie tun würden.

Wie seid ihr auf eure Idee gekommen?
Wir organisieren doch schon längst unser ganzes Leben mit dem Smartphone. Wir bestellen Essen, buchen Flüge und bezahlen sogar unsere Rechnungen. Nur Versicherungen sind noch analog. Gerade für technik-affine Kunden und jüngere Generationen ist die Hemmschwelle daher hoch, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Warum sollen sie Ordner wälzen und sich einen Tag freinehmen, um ihren Versicherungsbroker zuhause zu bewirten? Mit der Knip-App bringen wir Versicherungen auf Augenhöhe der Nutzer und schaffen einen leichteren Zugang zu dem Thema. Für uns muss der Kunde keine Zeit einplanen, Öffnungszeiten beachten oder Termine blocken. Mit der App passen wir uns dem User an. Während man in der Bahn sitzt oder an der Haltestelle wartet, kann man sich durch seine Apps klicken und tote Zeit nutzen, um schnell eine Versicherungsanfrage zu schicken.

knip_logo_red (1)In Deutschland seid ihr mittlerweile auch vertreten. Wie läuft es da?
Nach nur vier Monaten auf dem deutschen Markt sind wir bereits Marktführer und halten uns in den Top 5 der Downloadcharts kostenloser Finanz-Apps. Wir beschäftigen in Berlin schon rund 50 Mitarbeiter und wollen unser Team weiter ausbauen. Auch die Zusammenarbeit mit Versicherungsgesellschaften läuft sehr gut und von unseren Kunden bekommen wir tolles Feedback. Wir treffen mit unserem Service offensichtlich genau den Nerv der Zielgruppe. Das ist die Hauptsache.

Wo verbringst du hauptsächlich deine Wochen? Ist es noch in der Schweiz?
Wenn ich mitten in Finanzierungsrunden stecke, bin ich viel unterwegs und habe eigentlich gar kein wirkliches „Zuhause”. Seit dem Launch in Deutschland bin ich natürlich auch öfter dort. Meine Home-Base und das konzeptionelle und strategisches Headquarter von Knip ist und bleibt aber Zürich.

«Ich bin froh, dass ich es nun endlich offiziell verkünden darf!»

Im Juni warst du ja Teil der venture leaders Reise in den Staaten. Wir haben von dir ein paar tolle Reisetagebuch-Artikel erhalten und ein nettes Portrait Video (unten) wurde auch gemacht. Wie war die Reise für dich und deine Firma rückblickend?
Die Reise war ein voller Erfolg. Es war unheimlich spannend, den amerikanischen Unternehmergeist kennenzulernen und ich habe viel gelernt. Vor allem kulturell sind die Unterschiede zwischen Zentraleuropa und den USA noch immer sehr präsent, gerade in Bereichen wie Unternehmen und Risikobereitschaft. Ich habe versucht, die positiven Seiten besser kennenzulernen und mitzunehmen. Dazu zählen Ausdauer und Offenheit der Unternehmer. Auch die Finanzierungsvolumen sind für Europäer eine ganz andere Grössenordnung.
Was wir lernen mussten war, das Feedback richtig einzuordnen. Während wir von hier aus gewohnt sind, recht direktes Feedback zu erhalten, bleiben die Amerikaner meist sehr positiv in ihrer Kommunikation und als Schweizer oder Deutscher läuft man Gefahr, die Begeisterung überzubewerten.

Dank venture leaders habt ihr einen grossen Deal an Land ziehen können. Wie lautet die frohe Botschaft?
Ich bin froh, dass ich es nun endlich offiziell verkünden darf. Wir haben drei grossartige neue Investoren hinzugewonnen. Wir konnten das Fintech-Schwergewicht aus den USA, Route 66 Ventures, als Lead-Investor gewinnen. Creathor Venture aus Deutschland und QED Investors, ebenfalls aus den USA, komplettieren die Runde zusammen mit den bereits bestehenden Investoren Orange Growth Capital aus den Niederlanden und Redalpine Capital aus der Schweiz. Wir erzielen in unserer Series B-Finanzierung insgesamt ein Volumen von 15 Millionen Schweizer Franken, was meines Wissens nach das höchste Fintech-Finanzierungsvolumen der Schweiz bis dato darstellt.

Wie wird das Geld eingesetzt? Gibt es dadurch eine Strukturverändeurung?
Mit der Unterstützung unserer Investoren werden wir die Weiterentwicklung der App verstärkt vorantreiben, Prozesse optimieren und die Real-­Time-­Kommunikation mit dem Kunden ausbauen. Ein Teil des gewonnenen Kapitals fliesst zudem in eine neue TV-Kampagne. Der Spot ist ein halbes Jahr lang in der Schweiz und in Deutschland zu sehen, unter anderem auf den Sendern Pro7, Sat1, Kabel1, Sky, N24 und DMAX.
Eine Veränderung wird es geben. Pascal Bouvier vom Lead-Investor Route 66 wird in Zukunft im Verwaltungsrat der Knip AG vertreten sein. Er ist überzeugt, dass wir «den Trend zur Digitalisierung der Versicherungsbranche erkannt haben und damit eine Lücke für die Nutzer geschlossen haben»

Was wird die Zukunft für euch bringen?
Langfristig wollen wir die ganze Branche und vor allem die Erfahrungen, die Kunden bisher mit dem Thema Versicherungen machen, nachhaltig verändern. Wir wollen das Thema endlich positiv besetzen, mit mehr Transparenz, Klarheit und Einfachheit. Das geht nur, indem wir uns immer wieder vor Augen führen, welche Erwartungen Kunden haben.
Im Moment steht ganz klar im Fokus, unsere Position als Marktführer in der Schweiz und in Deutschland auszubauen und die App weiterzuentwickeln. Dazu gehört, dass wir die User Experience kontinuierlich verbessern. Wir haben da noch so einige Features in der Pipeline und freuen uns auf die Launches.

Dein Kollege David Lüscher, Chief Strategy Officer, war vor kurzem an einem Workshop über „Media for Equity“ in Zürich, das von venturelab organisiert wurde. Ist das Thema aktuell für euch?
Als Unternehmen muss man alle Optionen im Blick haben. Wir haben mit Medienhäusern darüber gesprochen, welche Möglichkeiten wir für eine Kooperation sehen. Es gibt derzeit aber keine konkreten Überlegungen.

Hast du jungen Entrepreneuren Tipps, die so durchstarten wollen, wie du?
Ich denke, banale Tipps wie ‘glaubt an eure Idee’ und ‘beisst euch auch in harten Zeiten durch’ sind hier nicht gefragt – auch wenn sie natürlich stimmen. Wenn du meine ehrliche Meinung hören möchtest: Meidet Consultants. Sucht euch echte Unterstützer für euer Projekt und wählt gut aus, auf wessen Meinung ihr hört.