David Becker und sein Kollege Daniel Dessauges launchten 2009 mit zkipster eine Gästeliste-App, die Papier überflüssig machte. Diese Idee hat die beiden erfolgreich werden lassen – mittlerweile betreiben sie das Geschäft von New York aus und waren virtuelle Türsteher an den diesjährigen Oscar-Parties.
Im Interview blickt Becker nochmals zurück, geht auf aktuelle Geschehnisse ein und hat ein paar Tipps für Jungunternehmen, die international erfolgreich sein wollen.
David, zkipster ist mittlerweile ein grosser Erfolg. Wie hat das Ganze begonnen? Und ab wann habt ihr es als Business angesehen?
Wir befinden uns mitten in der Wachstumsphase und sehen unsere Erfolge eher als Etappenziele an. Vor sechs Jahren, als wir zkipster als Seitenprojekt gestartet hatten, wussten wir nicht, was es bedeutet, eine Firma aufzubauen – nun stecken wir mittendrin in diesem Prozess. Es ist eine spannende und befruchtende Zeit. Als Business fühlte es sich für uns zum ersten Mal an, als wir die erste Lohnzahlung aus dem eigenen Cashflow machten.
Trifft man dich heute noch im Kaufleuten an?
zkipster ist aus der Studentenparty use it! heraus entstanden. Einmal jährlich zum Sechseläuten rockt die Party im Kaufleuten – dort probiere ich mit dabei zu sein, auch wenn New York City nicht gerade ums Eck ist.
Mittlerweile gibt es auch viele Konkurrenten. Wie hart ist der Kampf um die Marktleaderschaft?
Als wir gestartet sind, gab es einen Konkurrenten und mittlerweile sind es Dutzende weltweit. Wichtig ist, dass wir uns klar positionieren und daran arbeiten wir hart. Unsere Kunden machen sogenannte „invite-only“ Events, also Veranstaltungen, für die es keine Tickets zu kaufen gibt. Wir sind also keine Ticketing-Platform, sondern konzentrieren uns auf die Bedürfnisse der Gäste: einfache Registrierung, schnelles Einchecken, persönliche Begrüssung dank Gesichtserkennung – beim Management von Gästen gibt es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten und wir bauen die Technologie dazu.
Seit zwei Jahren seid ihr nun in den USA. Wie läuft es da? Wie ist das Leben und Arbeiten in New York?
Unser Leben besteht eigentlich fast nur aus Arbeiten. Ich wohne fünf Gehminuten von unserem Büro entfernt und an Wochentagen kommen wir selten vor 21 Uhr raus. Am Broadway vor unserem Büroturm halten im Sommer die Busse mit offenem Deck für die Touristen. Da checke ich jeweils, dass ich in New York lebe. Ist immer wieder ein befriedigendes Gefühl.
Zu Beginn habt ihr in der Schweiz Erfolge feiern können. Wie hat sich der Sieg bei Venture Kick bei euch geäussert?
Venture Kick hat uns geholfen zu verstehen, was es heisst, eine Firma aufzubauen. Mit dem Geld der ersten Runde haben wir das Produkt zudem den Marktbedürfnissen angepasst; etwas was wir aus eigener Kraft nicht geschafft hätten. Der Wechseln vom Nachtleben ins professionelle Event-Management war ein entscheidender Schritt und hat das Produkt bereit gemacht für Modehäuser, Museen und PR Agenturen von New York. Das Gute: Was im Big Apple funktioniert, hat sehr grosse Chancen ausserhalb.
Was sind deine Tipps für Startups, um es in den Staaten zu schaffen?
Die Frage ist, ob das Produkt besser in den Staaten als in Europa funktioniert. Bei uns war das klar der Fall, weil die Amerikaner schneller neue Technologien in ihre Prozesse aufnehmen. Als der iPad im Jahr 2010 auf den Markt kam, war hier in New York nicht die Frage, ob unsere App eingesetzt werden soll – sondern wann. Europa bewegt sich langsamer, besonders im B2B Bereich. Patentierte, solide und durchgedachte Schweizer Produkte haben immer eine Chance in den USA. So gesehen sind wir eine Ausnahme, unser Produkt lässt sich kaum schützen.
Im Januar habt ihr die Mitteilung veröffentlicht, dass Julian Jaeger bei euch als Chief Business Officer euch einsteigt. Was hat sich seither geändert? Wie verläuft die Zusammenarbeit?
Julian ist durch und durch Schweizer wie wir auch – wir verstehen uns fast blind! Er hat in den letzten 15 Jahren am World Economic Forum und bei der Clinton Global Initiative extrem starke Beziehungen aufgebaut, die wir nun in neue Verträge und strategische Partnerschaften ummünzen können. Er ist ein Glücksfall für uns, und wir für ihn – er wollte unbedingt in ein Tech-Startup wechseln. Das wir eine Schweizer Firma mit starker Präsenz in New York sind, war ihm sehr sympathisch.
Was sind die nächsten Ziele von zkipster?
Wir bauen die Gästeliste-App zu einer Suite von Produkten fürs Gäste-Management aus, erschliessen neue Regionen und Industrien. Wir stecken uns hohe Ziele, bleiben dabei aber schweizerisch realistisch und halten an unseren Prinzipien fest. Gerade jetzt, wo wir in der New Yorker Tech-Szene und bei US-Investoren auf den Radar kommen, ist uns das besonders wichtig.