Das Langenthaler Startup PLV Fashion ist ein „Zalando für Vintageteile“ und verkauft gebrauchte Klamotten von Privatpersonen. Wenn die Kleider auf dem virtuellen Flohmarkt keine Käufer finden, werden Sie gespendet, sagt Co-Geschäftsführer Roger Basler im 9-Fragen-Interview.
Was bietet PLV Fashion genau an?
Wir sind ein Marktplatz für Designer- und Vintage-Fashion im Premium-Second-Hand-Bereich. Bei uns kannst Du Deine Kleiderschätze verkaufen und auch neue trendige Artikel rund um Fashion entdecken.
Wann habt ihr euer Startup gegründet und wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Offiziell gegründet haben wir am 1.1.2013, das Going-Live war im Juni 2013. Als rund ein Jahr. Die beiden Gründer, Silvan Flury und Peter Schüpbach haben beide zuvor FashionFriends aufgebaut und vereinen E-Commerce-Kompetenz und IT-Erfahrungen. Ausserdem verfügen wir damit über ein gutes Netztwerk.
Habt ihr Investoren?
Wir haben mit Peter Schüpbach einen versierten Investor sowie externe „Friends, Fools &Family“. Unser Alltag gestaltet sich extream lean; wir bauen unsere eigene Software-Plattform und können dadurch sehr schnell und agil auf Änderungen und Features reagieren. Daneben sorgen wir mit unserem Ansatz, alles selbst und inhouse zu machen, auch damit, dass wir täglich dazu lernen und auch optimieren können.
Secondhand-Klamotten scheinen sich ewiger Beliebtheit zu erfreuen. Wie erklärst du dir das?
Es ist ein willkommener Trend – zum einen hilft er mit, die Umwelt zu schonen und macht gleichzeitig jemandem anderes eine Freude. Denn warum soll ich ein tolles Kleidungsstück wegwerfen oder horten, wenn ich dafür Platz und Geld schaffen kann? Zudem haben diverse Artikel einen Kultstatus, wie zum Beispiel unsere Fred Flat von Louboutin.
Auf der Website betont ihr euren Concierge-Service – was bietet ihr damit genau an?
Mit dem Concierge Service sparst Du Zeit: denn Du schickst uns alle Kleider bequem mit einer Rückantwort Etikette und wir prüfen, erfassen, promoten und verkaufen deinen Kleiderschatz. Dafür erhältst Du 60 Prozent vom Verkaufserlös, der Rest geht an uns. Mittlerweile nutzen dies rund 70 Prozent unserer Kunden selbst und können damit Platz schaffen und bequem noch Geld verdienen.
Eure Website sieht aus wie eine typische Shoppingplattform wie etwa von ASOS oder Zalando. Ist das Absicht, um die Klamotten in einem schickeren Erscheinungsbild einzubetten und sie damit edler erscheinen zu lassen?
Wir waren anfangs ja mit Preloved unterwegs. Das war noch verspielter, mehr wie ein Flohmarkt und eine Community Seite. Dann haben wir aber festgestellt, dass sich die Leute bereits an Shops gewöhnt haben, an Warenkörbe und die entsprechenden Prozesse. Mit der Umstellung auf unseren neuen Auftritt mit PLV Fashion haben wir den Brand und die Verspieltheit etwas zurückgenommen und präsentieren uns nun mehr als einen kuratierten Marktplatz.
Wer sind eure Competitors? Kleiderkreisel, eBay Kleinanzeigen, Secondhandshops? Was unterscheidet euch im Angebot?
Natürlich ist es bei den kleinen Artikeln ähnlich gelagert wie auf Ricardo und eBay in der Schweiz. Vermehrt stellen wir auch Kleiderkreisel oder Mädchenflohmarkt fest in der Schweiz. Unsere direkte Konkurrenz kommt allerdings aus Frankreich und fährt einen ähnlichen Ansatz, wobei wir schon Elemente entdeckt haben, die von uns abgeschaut wurden. Das ist ein gutes Zeichen, denn nur was gut ist, wird kopiert. Im Angebot sind wir ähnlich, wobei wir einerseits eine hybride Funktion haben und auch Artikel von Designerboutiquen und Stores wie Fizzen anbieten. Ausserdem haben wir Features wie den Produkte Alert, die Kleiderschrank Follow Funktion und diverse andere, Social Commerce Mechanismen.
99 Franken für die weissen Nike Air Force One. Dss ist ziemlich teuer. In einem Secondhandshop würde ich nie so viel dafür zahlen…
Ich glaube diese Schuhe sind bereits verkauft? Ansonsten orientieren wir uns an den gängigen Preisen am Markt und sind leicht darunter, wobei der User bei uns die Möglichkeit hat, besondere Artikel als Alert anzulegen und dabei gleich benachrichtigt wird, wenn ihr oder sein Lieblingsstück online geht.
Ihr habt ein spezielles Konzept für Kleider, die nicht verkauft werden. Erzähl mal…
Wir haben leider ab und zu Kleider, die wir nicht annehmen können, sei es weil sie wirklich „out-of-fashion“ sind oder leichte Abnützungen aufweisen. Die Artikel würden sicher noch getragen werden und gingen auch an einem Flohmi weg, aber wir platzieren diese nicht bei Texaid, sondern arbeiten mit der Winterhilfe zusammen. Sie sind als Partner sehr geschätzt und zuverlässig, holen einmal im Monat mehrere Schachteln guter Kleidung ab und diese gehen dann zur Caritas: Jedoch nicht in die Läden, sondern die Winterhilfe versorgt gemeinsam mit der Sozialhilfe arme oder mittellose Familien in der Schweiz. So würden dann die Nike Sneakers zu jemandem gelangen, der wirklich Freude damit hat.
Know-How - Unternehmens-Architekt