Immer mehr Menschen machen sich in der Schweiz selbständig. An Ideen fehlt es nicht aber am Gründungskapital. Was muss man also bei einer Finanzierung beachten und wie tritt man an eine Bank? Der Unternehmens-Coach und venture execution Referent Dr. Pius Küng aus St. Gallen gibt dazu die wichtigsten Antworten.

Dr. Pius Küng, was sollten Startups generell beim Thema Finanzierung beachten?
«Dass eine der Hauptherausforderung von Startups nicht nur die Finanzierung der Investitionen beinhaltet, sondern auch die Finanzierung des Wachstum. 2/3 der Konkurse sind bedingt durch die fehlende Liquidität. Ein Wachstum muss geschickt finanziert werden.»

Reicht die Finanzierung über die Hausbank?
«Für traditionelle Geschäfte sind neben der Hausbank oft auch Familienmitglieder notwendig, welche bei der Finanzierung mithelfen, insbesondere dann, wenn keine geeigneten Sicherheiten gestellt werden können. Für innovative Geschäfte (Internet, Medikamente, medizinische Geräte etc.) ist es auch unabdingbar, dass man sich bezüglich Finanzierung an Venture Capitalits oder an Business Angels wendet, welche allerdings höchste Ansprüche an die Wertvermehrung haben (grundsätzlich wird eine Wertvermehrung mit Faktor 25 – 30 nach 5 – 6 Jahren erwartet). Mögliche Kontaktpartner sind z.B. der Red Alpine Fund oder der Business Angels Clubs

Welchen klassischen Weg über die Hausbank gibt es in der Schweiz?
«Am besten wendet man sich mit einem klug aufgebauten Businessplan an die Hausbank, wo der Kapitalbedarf klar dargestellt wird mit Hinweisen auf mögliche Sicherheiten, welche geboten werden können. Die Banken schränken ihre Risiken konsequent ein. Es gibt jedoch auch die Kantonalbanken, welche Risikofinanzierungen machen (z.B. Zürcher Kantonalbank) mit zum Teil neuartigen Darlehen (mezzanine Finanzierung).»

Welche Schritte und Voraussetzungen sind wichtig und was muss ich als Gründer vorlegen?
«Wie bereits erwähnt ist heute die Ausarbeitung eines guten Businessplanes eine wichtige Voraussetzung. Als Beispiel für das derzeit führende integrierte Businessplantool kann der Business Navigator des Institut für Jungunternehmen angegeben werden. Grundsätzlich bewerten alle Kapitalgeber eine Geschäftsidee nach folgenden Kriterien: Kann man mit dem vorliegenden Geschäftsmodell Geld verdienen? Wie gut qualifiziert sind die Personen für den Erfolg des Geschäftsmodelles? Liegt ein Prototyp vor oder gibt es allenfalls bereits Kunden, welche mit den Leistungen zufrieden sind? Kann die Idee geschützt werden oder ist sie bereits geschützt (Patente, Designschutz, Markenschutz etc.). Bei dem Weg über die Hausbank schickt man am besten den Businessplan inkl. Beilagen (Patente, Kundenlisten, Planrechnungen) zu, allenfalls nach vorangegangener telefonischer Absprache. Oft wird man dann zu einem Gespräch eingeladen. Bei einer Finanzierung über Business Angels oder über Venture Capitalists bestehen vielfältige Möglichkeiten, eine Präsentation vorzunehmen. Haben die Venture Capitalists oder die Business Angels Interesse, dann wird ein nächstes Gespräch oder eine Präsentationsmöglichkeit definiert.»

Wie sieht ein optimaler Finanzierungsplan aus?
«Im optimalen Fall ist ein Finanzierungsplan in den Businessplan integriert und beinhaltet folgende Bestandteile: Planerfolgsrechnung, Cash Flow-Statement oder Mittelflussplan inkl. Kapitalbedarf, Planbilanzen und konkrete Anträge zur Finanzierung. Ein gutes Businessplantool (z.B. Business Navigator) autorisiert diese Planrechnungen weitgehend.»

Ist eine Fremdfinanzierung über Investoren, Business Angels oder Venture Capitalists sinnvoll oder wann ist sie sogar notwendig?
«Wie bereits erwähnt, sind kapitalintensive Geschäfte praktisch nur über Venture Capitalists finanzierbar (Kapitalbedarf > Fr. 1 Mio.). Das betrifft im Speziellen Internetgeschäfte, medizinische Geräte, Medikamente, die Entwicklung von Anlagen etc. Die Zürcher Kantonalbank beschränkt z.B. ihr Engagement auf Fr. 700’000.00.»

Wo liegen die Vor- und Nachteile, wenn ich Investoren, Business Angels oder Venture Capitalists mit ins Boot hole?
«Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Diese Spezialisten kennen die entsprechenden Risiken und sind grundsätzlich bereit, relativ rasch zu handeln, wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind. Ebenso können diese Partner mögliche Risiken auf dem Markt gut einschätzen. Die Nachteile sind die grossen Erwartungen an die Rendite resp. an die Wertvermehrung eines Unternehmens (Faktor 25 – 30) sowie die Bedingung, dass wichtige Freiheitsbereiche eingeschränkt werden (Zwang, das Unternehmen nach 5 oder 6 Jahren zu verkaufen, Aufgabe der Managementposition, regelmässige Reporting, konsequentes Erfassen der Meilensteine etc.).»

Welche Businessplanwettbewerbe gibt es in der Schweiz und welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um daran teilnehmen zu können?
«In der Schweiz wie im Ausland gibt es eine grosse Anzahl Businessplanwettweberbe. Die bekanntesten Businessplanwettbewerbe sind: Jungunternehmerpreis der W.A. de Vigier Stiftung, ZKB Pionierpreis Technopark oder Top 100 Startup AwardVenture kick ist eine Speziallösung, welche sich vor allem an potentielle Jungunternehmer aus dem Umfeld der Universitäten und der Fachhochschulen richtet (Gewinnsumme Fr. 130’000.00). Neben Wettbewerben gibt es zudem vielfältigen Supportfunktionen wie z.B. das kostenlose Coaching des Bundes resp. des KTI oder die Workshops und Trainings von venturelab

Wo bekomme ich nähere Informationen?
«Wichtige Informationen zum Themenkreis Support für Startups sind z.B. aus folgenden Websites ersichtlich: www.ifj.chwww.venturelab.chwww.cti-startup.ch.

Entscheidend ist die beste Umsetzung
Businesspläne und unternehmerische Strategien sind wichtig. Entscheidend für den unternehmerischen Erfolg ist aber deren Umsetzung im Markt. Und hier setzen die Workshops von venture execution an. Bewirb dich jetzt für die knappen Plätze. First come – first served.