Die Investorensuche hat gar nicht wenig mit der Partnersuche zutun. Der gestandene Investor, Unternehmer und Redalpine-Trainer Nicolas Berg gab im Rahmen seines Startimpuls-Referates hilfreiche Tipps, wie Startups den passenden Investor suchen, finden und von sich überzeugen.
Gastbeitrag von Karin Rechsteiner, IFJ
Startups, die sich ihren Vorsprung sichern und ihre Chancen auf einen erfolgreichen Exit erhöhen möchten, brauchen einen Investor. Und ein erfolgreicher Exit bedeutet, dass sich Ihr Startup mindestens mit dem Faktor 2,3 verkaufen lässt. Startups, welche ein langsameres Wachstum anstreben, können mit einer Kunden- oder Bankfinanzierung starten. Wer zudem Wert auf Unabhängigkeit legt, fährt mit der Selbstfinanzierung am besten.
Wie denkt ein Investor?
Nun, ein Investor denkt pragmatisch. Und an seinen zukünftigen Gewinn beim erfolgreichen Exit Ihres Startups. Während die einen Investoren dem Brachen-Primus folgen, schwimmen oder investieren andere eher gegen den Strom. Sicher ist, dass kein Investor Geld verlieren möchte. Es gibt Investoren, welche aus verschiedenen Gründen in „schwächelnde“ Startups investieren, die Mehrheit interessiert sich aber für starke und gesunde Startups. Und es wird nur selten in Einzelpersonen investiert. Nicolas Berg rät, mindestens zu zweit zu starten. Denn Sie und Ihr Team sind die entscheidende Komponente am Erfolg Ihres Startups.
Wie identifiziere ich den besten Investor für mich?
Prüfe, wer sich binde: Die Wahl des Investors muss mindestens so gut überlegt sein, wie des Ehepartners oder der Ehepartnerin. Nehmen Sie die erfolgreichsten Exits Ihrer Branche unter die Lupe: Wer waren die Gründer und Investoren dieser Startups? Welcher Investor ist in meiner geografischen Nähe und hat Affinität zu meiner Branche? Wer hat Ressourcen frei? Recherchieren Sie, wie Ihr Investor mit den Startups umgeht, in welche er investiert. Die CEOs der Startups aus dem Portfolio des gewünschten Investors kennen ihn wohl ziemlich gut. Unterhalten Sie sich mit ihnen. Zu den early-stage Investoren gehören zudem Venture Funds wie etwa Index Ventures, Brains-to-venture, Redalpine Venture Partners usw. Die Teilnahme an Businessplanwettbewerben und die Suche im Freundes- und Familienkreis ist ebenso wichtig wie hilfreich.
Wie spreche ich Investoren an?
Am besten massgeschneidert. Identifizieren Sie Türöffner, das heisst Personen aus dem Netzwerk des Investors, welche Ihnen den Zugang erleichtern könnten. Nicolas Berg rät, Xingen und Facebooken Sie, was das Zeug hält. Schreiben Sie Mails und rufen Sie an. Aber bitte dem Investoren entsprechend. Recherchieren Sie also vorher, ob Ihr Wunschinvestor Spontanbesuche im Büro tatsächlich mag. Bleiben Sie hartnäckig, denn gute Investoren sind an guten Startups wirklich interessiert. Wenn Ihr Wunschinvestor Ihre Mail nicht beantwortet, ist das noch lange keine Absage. Es sei denn, Sie wirken verzweifelt.
Pitchen, verhandeln und investieren Sie in die Beziehungspflege
Jetzt haben Sie Ihren Wunschinvestor gefunden, den Kontakt hergestellt und sind zum Pitch eingeladen. Auf diesen sind Sie extrem gut vorbereitet. Sie haben Ihre Präsentation schon x-mal geübt, wirken, locker, sympathisch und vertrauenswürdig. Ihre Präsentation ist klar strukturiert, verständlich und nicht länger als zehn Minuten. Üben können Sie Ihr Pitch-Talent etwa in den Trainings von venture challenge, mit einem CTI-Coaching oder bei venture kick. Geht es um die Verhandlung, bleiben Sie agil und finden Sie ein gesundes Mittelmass zwischen Kompromissbereitschaft und dem Bestehen auf Ihren Wünschen und Forderungen. Der Investor muss spüren, dass das Gründungsteam alles für den Erfolg des Startups geben wird. Wenn Sie den Investor von sich überzeugt haben, dann investieren Sie in die Beziehungspflege. Seien Sie ehrlich, melden Sie sich regelmässig, holen Sie sich Rat und vergessen Sie nicht: Die Firma gehört nicht Ihnen, sondern allen Aktionären.
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