Das Fribourger Startup Bcomp entwickelt und verkauft Halbfabrikate aus Naturfaserverbundstoff. Grosse Skihersteller, aber auch Autohersteller interessieren sich dank den Eigenschaften und der Nachhaltigkeit für die Technologie von Bcomp.
Wie funktioniert die Technologie von Bcomp?
Bcomp verkauft hochwertige Halbfabrikate, die aus Naturfaserverbundwerkstoffen hergestellt sind. Flachsfasern sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, weil ihr Einsatz sehr mannigfaltig ist. Bcomp hat Technologien entwickelt, die den Einsatz von Flachsfasern steigern kann und das Anwendungsgebiet erweitert. Damit können einerseits Aluminium, Kohle- oder Glasfaserverbundstoffe ersetzt werden, anderseits gibt es eine Effizienzsteigerung in Bezug auf Gewicht, Festigkeit und Dämpfung. Wir spüren, dass diese Leistungsmerkmale immer mehr Hersteller von Ski oder Snowboards, Autos oder Musikanlagen überzeugt.
Vor zwei Wochen hat ein Kunde von euch – der Skihersteller Black Diamond – an der ISPO im Bereich „Bester Freeride Ski“ gewonnen. Bereits davor haben Produkte mit eurer Technologie an der Messe gewonnen. Wie erklärst du dir das?
Das Material mit den Flachsfasern dämpft besser, hat eine höhere Biegfestigkeit als Kohlefasern und ja – es ist nachhaltig! Flachs wächst immer wieder nach. Um etwa Karbon zu produzieren braucht man viel Energie, und man kann den Werkstoff nicht recyclen.
Ist eure Technologie einzigartig?
Unsere Technologie ist einzigartig in der Herstellung des Kerns. Am Anfang war Bcomp mit seiner Technologie noch neu an der ISPO. Dann sind die Produzenten erstmals kritisch und zögernd. Jetzt haben sie aber dank einigen innovativen Produkten mehr Vertrauen gewonnen und wir erhalten immer mehr Aufträge von Sportartikelproduzenten, aber auch aus anderen Industrien.
Wie seid ihr auf diese Idee von Bcomp gekommen?
Ich bin seit Jahren begeisterter Freerider. Als ich Vibrationsprobleme bei meinen eigens hergestellten Skier bekam, wandte ich mich an die beiden EPFL Doktoranden Christian Fischer und Julien Rion. Dabei kamen wir darauf, dass die Naturfasern einfach viel besser dämpfen als herkömmliche Produkte.
Skihersteller sind anscheinend nun auch auf den Geschmack eurer Technologie gekommen. Werden künftig mehr Skis mit eurer Technologie gebaut?
Wir arbeiten seit unserer Gründung eng mit dem Skihersteller Black Diamond zusammen. Ein Ski von ihnen hat nun auch an der vergangenen ISPO gewonnen. Daneben arbeiten wir mit K2 oder Stöckli. Im Moment erhalten wir viele Anfragen.
Aus welchen Industrien kommt das Interesse an eurer Technologie?
Ich muss mich zurzeit in ganz verschiedenen Industrien und Branchen hineindenken – auch ausserhalb von Sportartikelherstellern. Wir haben nun noch ein drittes Standbein im Bereich der Naturfasern aufgebaut. Dort arbeiten wir eng mit den Entwicklern von Firmen aus der Uhrenindustrie, Haushaltgeräten oder der Automobilhersteller zusammen.
Eure Branche ist von Innovation geprägt. Was sind eure Ziele für das laufende Jahr?
Wir möchten die Zusammenarbeit mit führenden Produzenten ausbauen und ihnen unsere Technologie vorstellen. Wir arbeiten auch an der Entwicklung einer Technologie mit einer Pflanze, die vorwiegend in Asien wächst. Das meiste Flachs gedeiht nämlich in Belgien und Frankreich. Daraus produzieren wir unseren Werkstoff und stellen in England und Deutschland her. Unser Team von sieben Leuten ist in Fribourg stationiert. Daneben möchten wir unser Tätigkeitsfeld in diesem Jahr in weiteren Branchen ausbauen. Wir sind jetzt sehr aktiv im Sport- und Freizeitbereich, möchten aber auch mehr bei Surf- und Snowboards sowie auch im urbanen Verkehr machen.
Spielt euch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in die Hände?
Bei der Herstellung von Autos müssen in Zukunft gesetzliche Auflagen zum Recycling von Materialien beachtet werden. Die Tendenz von ganzen Industrien geht in Richtung Nachhaltigkeit. Junge Ingenieure von Hochschulen denken anders als die Generation davor. Zudem müssen Firmen mehr Inhalte für ihr Marketing entwickeln. Ein Produkt aus nachwachsendem Flachs zu produzieren ist sexier als aus Karbon.
Welches Startup sollen wir als nächstes vorstellen?
Es ist abzusehen – ich nenne euch einen Skihersteller. Faction Skis aus Verbier.