Das Cleantech-Startup Eturnity entwickelt und installiert intelligente Solarstromsysteme für den Haushalt. Damit möchten die Gründer Matthias Wiget und James Chiang den Besitzern von Solarstromanlagen ermöglichen, ihren eigenes produzierten Strom in ihrem Haus zu nutzen. Ab dem neuen Jahr spielt dem jungen Startup auch die angeglichene Netzparität in die Hände: Ab 1.1.2014 ist der Tarif für Strom aus Photovoltaik praktisch gleich teuer wie für Standardstrom.
Eturnity möchte Hausbesitzern helfen, die Solarenergie, die sie von ihrem Dach oder allgemein ihrer Solaranlage gewinnen, vermehrt in ihrem Eigenheim zu nutzen und nicht in das Stromnetz zu speisen. „Wir glauben fest daran, dass sich die Leute irgendwann autonom in ihrem Haus mit selber erwirtschafteten Strom versorgen können“, sagt Co-Gründer James Chiang. Gegründet wurde das Unternehmen 2012 von Matthias Wiget. James Chiang stiess ein halbes Jahr später als Marketing- und Salescoordinator dazu. Wiget kommt als ausgebildeter Elektroingenieur von der ETH. Chiang hat nach seiner Matura in Kalifornien studiert.
Das Startup Eturnity blickt mit seinem Konzept in die Zukunft – denn heute ist es noch nicht möglich, ein ganzes Haus mit Strom aus Photovoltaik zu betreiben. Um dies zu fördern, haben die beiden den „Eturnity Hub“ entwickelt. Das Gerät kann innert zehn Minuten installiert werden und kommuniziert automatisch mit der Solaranlage, mit der Heizung und allen Komponenten, die mit Strom versorgt werden müssen. Von der Erscheinung gleicht es in der Grösse und Beschaffenheit einem gängigen Router.
Mit dem „intelligenten Energiemanager“, wie ihn Chiang nennt, möchten die Jungunternehmer Haushalten ermöglichen, mehr von ihrem eigens produzierten Strom zu profitieren. „Heute nutzt ein Haushalt mit einer Solaranlage nur etwa 20 bis 30% des Stroms für den Eigenverbrauch. Der Rest geht ins Netz“, sagt Chiang. Das rührt daher, dass viele Leute Strom vorwiegend morgens und abends nutzen. Zu diesen Zeiten ist der Solarstrom aber kaum vorhanden, weil die Sonne nicht scheint. Dafür tagsüber, wenn er kaum genutzt wird. Viele Geräte, die Strom benötigen, sind dann selten in Betrieb. Mit dem Energiemanager von Eturnity können Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Boiler und Wärmepumpen intelligent gesteuert und angeschaltet werden, wenn der Solarstrom vorhanden ist. Der Linux-Rechner braucht lediglich einen Zugang zum Stromschrank sowie eine Internetverbindung und berechnet dann den Einsatz des Solarstromes. Die Investitionskosten des Hubs werden durch eine Erhöhung des Eigenverbrauchs in wenigen Jahren amortisiert.
Die Investitionen für Hausbesitzer in den Eturnity Hub betragen einige hundert Franken. Gesteuert wird das Gerät über Computer oder Tablet. Das lohnt sich, meint Chiang: „Ich glaube, dass immer mehr Menschen ihren eigenen Strom nachhaltig produzieren möchten. Selbst erzeugte Energie ist eine Art Öko-Statussymbol“. Die Benutzer von Eturnity können jederzeit berechnen, wie hoch ihre Netzabhängigkeit ist oder wie autark sie Strom benutzen. „Es ist auch ersichtlich, wie viel CO2 man gespart hat“, so Chiang. Der Kunde erhält automatisch eine Simulation über den Eigenstrom-Verbrauch des Hauses.
Das Ziel von Eturnity ist ebenfalls klar: Den Solarstrom dann zu nutzen, wenn er da ist. Für die Wärmepumpe, für den Elektroboiler oder auch die Waschmaschine. „Der Eturnity Hub signalisiert dem Gerät dann, sich einzuschalten, wenn man am meisten nachhaltiger Strom vorhanden ist“. Die politischen Veränderungen beim Thema Solastrom spielen Eturnity dafür in die Hände. Früher wurden Solaranlagen mit einer Einspeisevergütung entschädigt. Diese Entschädigung haben im Laufe der Jahre immer mehr abgenommen. Anfang 2014 bekommt man nach wie vor eine Förderung beim Bau einer Anlage, aber für die Netzeinspeisung keine mehr.
Dafür sind ab dem 1.1.2014 die Gestehungskosten für Solarstrom praktisch gleich teuer wie für Standardstrom. Doch nicht nur in der Schweiz, sondern auch im nahegelegenen Ausland möchte Eturnity sein intelligentes Solarstromsystem anbieten: „Für uns ist auch der deutsche Markt spannend, weil dort die Stromkosten höher ausfallen als in der Schweiz“, sagt Chiang. Anfang 2014 möchten Wiget und Chiang mit der Produktion der „Eturnity-Hubs“ starten und diese dann auch über Fachhändler, Installations-Distributoren und Stromgesellschaften vertreiben.