Bisher braucht es Geduld, um Nahrungsmittel oder Trinkwasser auf Keime zu untersuchen. Das Startup rqmicro verspricht hier schnellere Resultate.
Im Labor geht es oft um Detektivarbeit, zum Beispiel beim Aufspüren von Keimen in Trinkwasser oder Lebensmitteln.
Gründer Hans-Anton Keserue: «In vielen Fällen sucht man die Nadel im Heuhaufen.» Das Problem dabei: Bisher liessen sich Proben nur mittelbar auf Krankheitserreger untersuchen. Laboranten kultivieren Bakterien aus einer Probe vorgängig, um diese dann zu bestätigen.
Schneller Sicherheit bieten
Die traditionelle Methode kennt man aus dem Bio-Unterricht – die Probe in die Petrischale geben und warten, bis etwas wächst. Während sich manche Keime bereits nach 24 Stunden nachweisen lassen, verlangen andere viel Geduld. Bei Legionellenerregern, die manchmal im Trinkwasser vorkommen, dauert das Kultivieren zehn Tage. Das sorgt bei einem Ausbruch für grosse Unsicherheit bei der Identifizierung der Infektionsquelle: «Man ist lange im Blindflug unterwegs», so Keserue.
Rqmicro geht hier andere Wege. Die Geräte, die das im Mai gegründete Startup nächstes Jahr auf den Markt bringen will, liefern Resultate ohne Wartezeit. Dafür setzt das Biotech-Unternehmen auf Mikrofluid-Chips. Trägt man darauf eine Probe auf, binden sich eigens entwickelte Antikörper an die gesuchten Bakterien, wobei die Antikörper mit magnetischen Partikeln bestückt sind. Die so markierten Erreger können anschliessend magnetisch aufkonzentriert und vom Messgerät ausgezählt werden. Das Verfahren verspricht laut Keserue Resultate innerhalb einer Stunde, also viel schneller als bislang. Zudem sei die Technologie zuverlässiger als bestehende, so der Gründer. Das Chipverfahren entdeckt auch Bakterien, die bei der Kulturvierung nicht wachsen, aber trotzdem infektiös sind.
Dienstleistung als erster Schritt
Rqmicro ist ein ETH-Spin-off. Die Gründer haben ein Pioneer Fellowship erhalten und ihr Unternehmen im Mai als Firma gegründet. Untergebracht ist rqmicro in einem der neuen Innovation and Entrepreneurship Labs (ieLab) der ETH. Das Gründerteam ist dreiköpfig: Hans-Anton Keserue, Daniel Schaffhauser und David Bertsch. Sie bringen Know-How in der Bioanalytik, der Trinkwasser- und Lebensmittelmikrobiologie mit.
Rqmicro basiert auf der Dissertation, die Keserue während seiner Zeit bei der Eawag geschrieben hat. Den Proof-of-Concept haben die Gründer bereits hinter sich. Das Startup bietet das Verfahren schon jetzt als Dienstleistung an und finanziert damit die weitere Entwicklung. Das Ziel ist aber, künftig die Messausrüstung als Produkt an Labors zu vertreiben, die Lebensmittel und Trinkwasser auf Keime testen. Der erste Schritt dahin ist der Vertrieb einer automatischen, Chip-basierten Probenvorbereitung. Später soll auch der Detektor hinzukommen.
Für die spätere Industrialisierung werden die Gründer Mittel brauchen, so viel sei sicher, sagt Keserue. Dabei sei man für alle Möglichkeiten offen, neben Investoren auch Partnerschaften oder Exklusivitätsabkommen mit Herstellern.
Neuer Artikel über rqmicro in startwerk.ch erschienen | rqmicro